Irish Pub Kennedy's:Sogar zum Lallen ungeeignet

Irish Pub Kennedy's: Paul Daly (links) und Paul Fleming, die Betreiber des Kennedy´s.

Paul Daly (links) und Paul Fleming, die Betreiber des Kennedy´s.

(Foto: Stephan Rumpf)

Aus der Absturzkneipe Lamm's ist das Irish Pub Kennedy's geworden. Damit ist es vorbei mit nächtichen Schnitzeln und Durchmachen bis zum Morgengrauen. Jetzt gibt es Karaoke und Fußball im TV.

Florian Fuchs

Man muss es noch immer als Segen bezeichnen, dass Joschi Lamm mit Nachnamen Lamm heißt. Und man muss dem Wirt aus Wien noch immer dankbar sein, dass er seine seit gut einem Jahr geschlossene Kneipe am Sendlinger Tor nach sich selbst benannt hatte: "Lamm's". Das ging zur Not - und diese Not war nachts am Glockenbach und in der Sonnenstraße schon immer groß - auch nach dem achten Bier über die Lippen. Lallend klang das Lamm's zwar immer irgendwie nach "Slums", aber das reichte ja auch: "S'Lamm's" - und jeder wusste Bescheid, wo es hingeht, nach dem Besuch im Club.

Das Lamm's war Münchens radikalster Absack-Ort. 24 Stunden geöffnet, ein Restaurant tief unter der Erde. Jetzt hat in den Räumen ein neuer Laden aufgemacht, mit neuem Konzept. "Kennedy's" heißt er, und das ist nicht der einzige Fehler. Das Kennedy's ist eine Kreuzung aus Irish Pub und Restaurant: Karaoke, Live-Entertainment, außerdem Fußball und Rugby im TV - so ein bisschen Sportsbar mit Guinness und Cider.

Und Öffnungszeiten bis maximal drei Uhr. Es gibt jetzt kein Schnitzel Wiener Art mehr morgens um halb fünf, und keine Spareribs um halb vier. Es gibt keinen Schutz mehr vor der grellen Morgensonne, wie früher im Lamm's, und keine zeitenthobenen, gemütlichen Séparées. Stattdessen stehen zu hohe Tische im Raum und zu tiefe Sitzbänke an der Wand. Gegenüber der Bar ist eine Art Lounge mit Starbucks-Flair entstanden: plüschige Sessel, steriles Bücherregal. So etwas kann passieren, wenn man sich den Gastraum von einem Unternehmen einrichten lässt, dass Restaurants in Kreuzfahrtschiffen gestaltet.

Das Lamm's also ist endgültig Geschichte, ein Nachfolger muss sich woanders etablieren. Nicht einmal richtig lallen kann man "Kennedy's". Es klingt dann immer ein bisschen wie "Kenn I des?"

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