Kolumne: After Eight:Sexfaktor Job

Münchens Frauen sind oberflächlich. Mit dem richtigen Job kann ein Mann punkten, aber etwas Kreatives sollte es schon sein. Oder etwas mit Geld.

Beate Wild

Vergangenes Wochenende, Compost Party in der Muffathalle. Das Münchner Plattenlabel feiert seinen 15. Geburtstag und jeder Münchner zwischen 25 und 40, der etwas auf sich hält, ist selbstverständlich auf diesem Fest.

Wir reden mit Textern, Cuttern und DJs, typische Menschen, die man im Nachtleben trifft. Gegen Mitternacht kommen wir ins Gespräch mit einem Mann Anfang 30. Irgendwann stellen wir die Frage: "Und, was machst du so?" Als die Antwort kommt, er arbeite für einen Bundestagsabgeordneten der FDP in Berlin, können wir nicht mehr an uns halten. Ein Bundestagsabgeordneter. Und das nicht bei einer linken Partei wie den Grünen, sondern bei den Wirtschaftsliberalen. Das ist schon fast mutig, so etwas auf einer Party zuzugeben!

Uns fällt auf, wie sehr wir uns doch an Berufsbildern und deren Image orientieren, das ist wohl typisch münchnerisch. Nach dem Motto: Sag mir, was du machst, und ich sag dir, ob ich dich mag. Eigentlich ziemlich unfair und total oberflächlich.

Es gibt Jobs, die bei den (weiblichen) Münchnern besonders gut ankommen. Andere wiederum sind regelrecht verpönt. Im P1 oder im Schumann's macht man sicherlich Eindruck, wenn man Manager, Jurist, Zahnarzt oder Promistylist ist. Wobei eine eigene Einnahmequelle bei den Mädels gar nicht so wichtig ist, Hauptsache der Typ bezahlt die teuren Drinks.

Da kann das Geld also durchaus vom Herrn Vater kommen. Ein Dialog der Spaß-Hiphoper "Die Stehkrägen" im Song "Eure Armut kotzt uns an" trifft den Nagel auf den Kopf. Eine aufgebrezelte Blondine fragt an der Bar einen geschniegelten Schnösel: "Und, was macht dein Daddy so?" Er: "Zahnarztsohn." Sie: "Hey, sehr schön."

Generell kommt immer gut an: Modedesigner oder "irgendetwas" mit Medien, sei es Journalist, Werbetexter oder Cutter. Diese Berufe sind umgeben von einer Aura des Kreativen, suggerieren einen gewissen Einfluss auf die Gesellschaft und sind alleine schon deshalb irgendwie sexy. Auch wenn die meisten keine Ahnung haben, wie hart und unsexy so ein "kreativer" Berufsalltag sein kann.

Lesen Sie auf Seite 2, welches die erotischsten Berufe - zumindest beim Ausgehen - sind.

DJs sind die Casanovas von heute

Noch erotischer als Texter oder Cutter ist der Beruf des DJs. Jemand der die Masse zum Tanzen bringen kann, übt ganz klar eine nicht weg zu diskutierende Machtfunktion aus. Die Mädels scharen sich nur so um das DJ-Pult und lächeln den Maestro mit einem bewundernden Augenaufschlag an. Es versteht sich fast von selbst, dass jemand in einer solchen Position einen Schlag bei Frauen hat und diesen auch auszukosten versteht. DJ in München ist gleichzusetzen mit Casanova.

Aber auch als Barmann kann man Frauen durchaus beeindrucken. Zumindest wollen sie sich alle gut stellen mit ihnen, weil sie auf Gratis-Drinks hoffen. Ein befreundeter Barkeeper erzählte neulich, dass man unterscheiden müsse, ob man in einer Kneipe oder in einem Club an der Bar arbeite. In einem normalen Lokal flirten die Mädels zwar mit einem, aber eine Handynummer nimmt man selten mit nach Hause. Ganz anders dagegen in Clubs, da könne man oftmals nicht nur die Nummer, sondern auch die Frau persönlich mit nach Hause nehmen.

Ebenfalls umschwärmt von Frauen werden Türsteher, das liegt auf der Hand. Man will ja schließlich ohne langes Warten rein in den Club, und möglichst auch noch ohne etwas zu bezahlen. Die Chance allerdings, dass ein Türsteher eine Frau durch seinen Intellekt beeindrucken kann, geht eher gegen Null. Alleine schon deshalb, weil es fast nie zu einer längeren Konversation kommt als "Hallo." - "Hi, mit wem bist du da?" - "Mit den beiden hier." - "Alles klar, kommt rein. Viel Spaß." - "Danke." Lächeln, Wimpernaufschlag und Abgang.

Allen Münchner Männern, die keinen Beruf mit Sexfaktor haben, sei gesagt, dass dieser Punkt nur ganz am Anfang ausschlaggebend ist. Ist ein Typ witzig, charmant und hat etwas Interessantes zu erzählen, ist es egal, ob er in der Landschaft gärtnert oder Angestellter beim KVR ist. Oder eben Mitarbeiter beim Bundestag.

Die Kolumne "After Eight" erscheint jeden Donnerstag auf "München Extra", dem Stadtportal von sueddeutsche.de.

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