Klinikum rechts der Isar:Kein Grund zum Rücktritt

Reiner Gradinger, 2007

Reiner Gradinger, Ärztlicher Direktor des Klinikums rechts der Isar

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Ärztliche Direktor bezieht nach dem Aus für das Lebertransplantationszentrum am Klinikum rechts der Isar erstmals Stellung - und will künftig mit Großhadern kooperieren. Die Folgen des Organspendeskandals hält Reiner Gradinger für überschaubar.

Von Sebastian Krass

Der Chef des TU-Klinikums rechts der Isar spricht sich dafür aus, bei Lebertransplantationen künftig mit dem LMU-Klinikum in Großhadern zusammenzuarbeiten. Das sei die "naheliegende" Lösung, sagte Reiner Gradinger am Dienstagnachmittag. Der Ärztliche Direktor des Rechts der Isar äußerte sich erstmals öffentlich, nachdem die Staatsregierung in der vergangenen Woche beschlossen hatte, dass es in seinem Haus künftig keine Lebertransplantationen mehr geben wird Gradinger spricht von einer "politischen Lösung, die wir akzeptieren". Er räumt ein, der Imageschaden durch den Manipulationsskandal bei Lebertransplantationen sei für das Rechts der Isar "natürlich noch groß, aber nicht mehr so groß, wie er schon war".

Gradinger bestätigt, dass Großhadern dem Rechts der Isar eine "privilegierte Partnerschaft" bei Lebertransplantationen angeboten habe. Er habe "bereits ein Vorgespräch" mit Karl-Walther Jauch geführt, der zum 1. Juni Ärztlicher Direktor der LMU-Klinik wird. Angesichts der bekannten Rivalität zwischen LMU und TU sowie ihren jeweiligen Kliniken betont Gradinger, dass er mit Jauch persönlich gut auskomme. "Meine persönliche Meinung ist, dass Großhadern eine gute Örtlichkeit wäre", sagt Gradinger. Er will aber auch die Alternative Regensburg prüfen. Die dortige Uniklinik behält ihr Zentrum für Lebertransplantationen Würzburg, der dritte Standort, der erhalten bleibt, ist für Gradinger "auf jeden Fall zu weit weg". Die Entscheidung über den Kooperationspartner träfen letztlich der Vorstand des Rechts der Isar und das Gesundheitsministerium.

Die finanziellen Folgen durch den Entzug der Zulassung für Lebertransplantationen werden laut Gradinger überschaubar sein. Diese Operationen hätten bisher 0,5 Prozent zu den gesamten Einnahmen des Klinikums in Höhe von 460 Millionen Euro beigetragen. Es würden auch keine Arbeitsplätze verloren gehen, versichert er.

Befürchtungen von Ärzten aus dem Klinikum, das erst kürzlich mit großem Aufwand erweiterte Lebertherapiezentrum stehe ohne das Angebot von Transplantationen vor massiven Einbußen, tritt Gradinger entgegen. "Wir wollen die Hepatologie so entwickeln, dass sie auf keinen Fall zurückgeht. Ob das zu 100 Prozent klappt, können wir noch nicht sagen." Bisher sei ihm kein Rückgang der Patientenzahl bekannt. "Wir haben in der Leber-Ambulanz 4000 Patientenkontakte im Jahr. Die Qualität der Einrichtung ist hervorragend." Das werde man künftig aktiver nach außen tragen.

Zudem versucht das Rechts der Isar, sein angeschlagenes Renommee aufzupolieren, indem es einen Patientenbeirat einführt. Dieser soll dem Ärztlichen Direktor direkt Verbesserungsvorschläge machen.

Für einen Rückzug aus seiner Funktion sieht Gradinger trotz Rücktrittsforderungen aus der Ärzteschaft keinen Anlass. Die Chefärzte sollen abgestimmt haben, ob sie ihm das Misstrauen aussprechen. Er habe davon gehört, sagt Gradinger und ergänzt: "Ich habe in der Breite das Vertrauen." Er habe auch über einen Rückzug nachgedacht. "Aber ich bin nach vielen Gesprächen zu dem Ergebnis gekommen, dass es nicht die richtige Lösung wäre, wenn ich das Schiff in schweren Gewässern verlasse."

Er gedenke, seinen Vertrag bis Ende 2015 zu erfüllen. Die Vorwürfe, die die Bundesärztekammer in einem bisher unveröffentlichten Gutachten wegen angeblich unterlassener Aufklärungsarbeit nach den Manipulationen gegen Gradinger erhebt, nennt der Kritisierte "erstaunlich". Das sei "eine persönliche Meinung, zu der ich ein Antwortschreiben verschickt habe, auf das ich keine Antwort mehr bekommen habe".

Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP), der auch Aufsichtsratsvorsitzender des Rechts der Isar ist, lässt die Zukunft Gradingers bisher offen. Er wolle die noch ausstehende endgültige Version des Berichts abwarten und prüfen. "Ich mache mir keine Sorgen", sagt Gradinger.

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