Klinikum Bogenhausen:Schwierige Therapie

Ärzte entwickeln breit angelegte Behandlung von Parkinson

Von Lisa Marie Wimmer

In dem Schneidebrett steckt eine Hand voll Nägel, mit der Spitze nach oben. Das klingt nach einem altertümlichen Folterinstrument, so ist es aber nicht. Ganz im Gegenteil. Die Konstruktion ist nur eine von vielen, die das Leben von Parkinson-Patienten erleichtern soll. Jährlich erkranken etwa 20 000 Menschen in Deutschland an Parkinson. Das signifikanteste Symptom ist das Zittern der Gliedmaßen und der damit einhergehende Kontrollverlust der Motorik. Dann kann es schon einmal zu einer unlösbaren Aufgabe werden, einen Apfel zu schneiden. Indem man den Apfel aber auf die Nägel steckt, verrutscht er nicht. Der Patient tut sich leichter und die Verletzungsgefahr ist um einiges geringer.

Solche Tipps sind aber natürlich lange nicht alles, was es zur Behandlung von Parkinson braucht. Das Klinikum Bogenhausen hat eine sogenannte Komplexbehandlung entwickelt, um die Krankheit zu therapieren. Ein Team aus Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Neuropsychologen, Pflegekräften und Ärzten betreut dabei die Patienten. Seit Anfang des Jahres behandeln die Experten unter der Leitung von Helge Topka, Chefarzt der Klinik für Neurologie, die Patienten nach dieser Methode. Die Behandlung sieht einen Krankenhausaufenthalt von drei bis vier Wochen vor, die Betroffenen erhalten einen personalisierten Behandlungsplan. Gleichzeitig üben die Patienten mit den Angehörigen, wie sie später, wenn sie wieder zu Hause und auf sich allein gestellt sind, zurecht kommen. So erhalten sie zum Beispiel Tipps, wie man am besten schluckt, wie man sein Arbeits- und Alltagsleben wieder besser bewältigen kann. Für alle Übungen hat das Klinikum in seinen Therapieräumen auch eine Küche und Werkbänke eingerichtet. Psychotherapeuten behandeln gleichzeitig Depression, in die so mancher Patient hinein rutscht.

Auch Operationen zieht das Team in Bogenhausen in Betracht. Dabei ist der Patient bei vollem Bewusstsein, die Ärzte führen ihm Elektroden in das Gehirn ein, welche die mit Parkinson betroffenen Areale beeinflussen sollen. Aber nicht für jeden Patienten kommt jede Therapieform infrage und nicht bei jedem Patienten verläuft die Krankheit gleich. "Deshalb ist es wichtig, sich für jeden Erkrankten individuell Zeit zu nehmen um einen optimalen Behandlungsplan zu erstellen", sagt Chefarzt Topka.

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