Kliniken:Den Krankenhäusern laufen die Kosten davon

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In Harlaching soll ein Neubau das bestehende Klinikgebäude ersetzen - die Neueröffnung verschiebt sich allerdings bis zum Februar 2024. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Baukosten in Bogenhausen und Harlaching fallen deutlich höher aus als geplant.
  • Das Budget für Harlaching muss deshalb überarbeitet werden, und das verlängert den Sanierungsprozess um zwei Jahre.
  • Das städtische Klinikum wird nun wohl erst im Februar 2024 eröffnen.

Von Heiner Effern, München

Die Sanierung des städtischen Klinikums wird nach derzeitigem Stand fast zwei Jahre länger dauern als geplant. Grund dafür sind die ausufernden Baukosten in Bogenhausen und Harlaching. Um das im Dezember vom Stadtrat beschlossene Gesamtbudget von 882 Millionen Euro zu halten, muss nach Informationen der Süddeutschen Zeitung das Vorhaben in Harlaching sogar komplett überarbeitet werden. Dort wird aller Voraussicht nach ein neues Planerteam gesucht, was auf eine Neuausschreibung dieser Aufgabe hindeutet. Das neue Krankenhaus in Harlaching sollte im April 2022 den Betrieb aufnehmen. Nun rechnet die Stadt mit einer Eröffnung erst im Februar 2024.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der zuständige Referent, Kämmerer Ernst Wolowicz, und Klinikchef Axel Fischer wollten sich nicht zu den neuen Plänen äußern. Im Dezember hatte der Stadtrat das Klinikum aufgefordert, die Baukosten einzudämmen. Damals zeichnete sich bereits ab, dass die Kosten für das Harlachinger Haus 100 Millionen Euro über der geplanten Obergrenze von 255 Millionen Euro lagen. Auch Bogenhausen bereitete den Stadträten Schmerzen: Ohne eine Vollbremsung hätten sich die Baukosten auf mehr als eine halbe Milliarde Euro belaufen. Maximal genehmigt sind 395 Millionen. Nun sollen beide den avisierten Rahmen einhalten, wofür das Klinikum die zeitliche Verzögerung hinnimmt.

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Für beide Häuser holten die Verantwortlichen je einen externen Sachverständigen, um die Bauvorhaben auf Einsparpotenziale zu durchleuchten. In Bogenhausen wurden vor allem die Nutzflächen reduziert. So soll das Volumen des Neubaus verringert werden. Deshalb mussten Abteilungen wieder neu im alten Bestandsgebäude und im Neubau verteilt werden. Dazu strichen die Planer Mittel für die Gestaltung und setzten die Standards in der Bau- und Haustechnik nach unten. Da solch massive Eingriffe in die Planung auch eine Rücksprache mit dem Freistaat wegen der Förderung nötig machen könnten, rechnet die Stadt mit einer Bauverzögerung von sechs Monaten in Bogenhausen. Der Neubau soll nun im Dezember 2022 in Betrieb gehen. Nach dem Jahreswechsel soll dann direkt die Sanierung des Altbaus beginnen. Deren Ende lässt die Stadt bisher offen.

In Harlaching dagegen soll es den bisherigen Planern nicht gelungen sein, die nötigen 100 Millionen Euro einzusparen. Ein auch hier hinzugezogener Experte hielt diesen Schnitt jedoch für möglich; er soll ein ausgewiesener Fachmann im Bau privater Kliniken sein. Aus dieser Erfahrung heraus legte er der Planung völlig andere Prämissen zugrunde. Er entwickelte ein Konzept ausgehend vom Bedarf des Patienten über die Technik bis hin zum dafür nötigen minimalen Bauvolumen. Auf diese Weise sollen die Kosten pro Quadratmeter Krankenhaus im vierstelligen Bereich gesunken sein. Gehobene Architektur und gestalterische Elemente dürften dabei keinen wesentlichen Raum einnehmen. In rentablen Privatkliniken ist das Gebäude strikt der Funktionalität und der Wirtschaftlichkeit untergeordnet. So soll es auch im Klinikum Harlaching geschehen.

Das Medizinkonzept soll von den massiven Änderungen bei den Bauplänen nicht berührt werden. Doch bergen gerade die neuen Ansätze in Harlaching noch gewisse Risiken. Denn die jetzt wieder veranschlagten Kosten von 255 Millionen Euro sind offenbar errechnet, ohne dass dem eine architektonische Planung zugrunde liegt. Zudem ändert sich auch der Bauablauf so grundsätzlich, dass auch hier mit dem Freistaat über die Förderung neu verhandelt werden muss.

Das kann auch deshalb kompliziert werden, weil die neuen Pläne einen einzigen Neubau für beide Bauabschnitte vorsehen. Bisher stimmt der Freistaat einem anderen Konzept zu. Die Neubauten sind ein zentraler Bestandteil des Sanierungskurses des Klinikkonzerns. Je später sie fertig werden, desto höher die Kosten. Wie hoch diese nun ausfallen, muss noch exakt errechnet werden. Das Ergebnis soll der Stadtrat noch vor der Sommerpause erfahren. Den neuen Zeitplan und die Änderungen in der Bauplanung sollen dem Finanzausschuss wohl noch im Mai vorgestellt werden.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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