Klinik-Sanierung:Plan für den Notfall

Klinik-Sanierung: Sollen die Kliniken Bogenhausen und Schwabing zusammengelegt werden? Fragen wie diese sind am Dienstag Thema einer Diskussionsrunde.

Sollen die Kliniken Bogenhausen und Schwabing zusammengelegt werden? Fragen wie diese sind am Dienstag Thema einer Diskussionsrunde.

(Foto: Catherina Hess)

Zehntausende Patienten kommen jedes Jahr mit kleinen Beschwerden in die Notaufnahmen der Münchner Kliniken. Das ist oft unnötig - und vor allem teuer für die Krankenhäuser. Darum wollen die Kliniken nun Daten sammeln.

Von Stephan Handel

Knochenbrüche, Herzinfarkte oder Schlaganfälle - etwa 105 000-mal pro Jahr fahren Krankenwagen die Notaufnahmen der Münchner Kliniken an. Das ist aber lange nicht die Zahl der dort versorgten Patienten. Viele Menschen kommen selbst mit Bagatell-Verletzungen oder harmlosen Erkrankungen, für die der Hausarzt oder der Ärztliche Bereitschaftsdienst ausreichend wären. Wie viele Patienten es genau sind, dass soll nun von Herbst an systematisch untersucht werden.

Darauf haben sich die vier Häuser der Städtischen Klinikum GmbH (StKM), das Rechts der Isar und das Klinikum der LMU mit den beiden Standorten Innenstadt und Großhadern verständigt. Die Initiative kam auf Anregung der StKM zustande. Ihr wird vorgeworfen, im Rahmen der Sanierung des maroden Tochterunternehmens der Stadt die Notfallversorgung vor allem in Schwabing und in Harlaching zu gefährden. In der Arbeitsgruppe, die das Thema behandelt, sind neben den Kliniken der Rettungszweckverband und das Innenministerium vertreten.

Patienten werden nicht weggeschickt

Allein das Klinikum Bogenhausen schätzt, dass 40 000 bis 50 000 Menschen pro Jahr wegen vergleichsweise harmloser Wehwehchen in die Notaufnahme kommen. Die Patienten werden aber nicht weggeschickt. Deshalb müssen auch für sie Ärzte, Pflegepersonal, Räume und medizinisches Gerät bereitgehalten werden. Lohnend ist das für die Kliniken nicht: Gerade mal 40 Euro bekommen sie für eine ambulante Versorgung.

Ein weiteres Problem wurde durch das 2013 eingeführte Ivena-System offensichtlich. Ivena steht für "Interdisziplinärer Versorgungsnachweis" und soll der Rettungsleitstelle helfen, im Notfall schneller ein geeignetes Krankenhaus für den Patienten zu finden. Zu diesem Zweck melden die Kliniken, welche Kapazitäten bei ihnen jeweils zur Verfügung stehen - und auch, wenn sie voll belegt sind und niemanden mehr aufnehmen können. "Warum die sich aber abmelden, das wissen wir nicht", sagt Stephan Prückner, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Notfallmedizin der LMU; dort laufen die Daten des neuen Projektes zusammen. So könnte es etwa sein, dass durchaus noch Betten frei wären - aber nicht genügend Personal im Dienst ist, um die Patienten zu versorgen.

Das erste Datenpaket kommt im Herbst

Mit der Datenerfassung sollen auch Argumente gesammelt werden gegenüber dem Innenministerium und den Krankenkassen. Denn die rechnen nur in Planbetten aus dem Krankenhaus-Bedarfsplan und halten den Kliniken dann vor, dass sie ja nur über eine 80-prozentige Auslastung verfügen, also eigentlich immer Betten frei sein müssten. "Der Krankenhaus-Bedarfsplan sagt aber nichts über die Notfallversorgung aus", sagt Prückner. So könnte es zum Beispiel sein, dass eine Klinik über einen Computertomografen verfügt - der aber nachts nicht eingesetzt werden kann, weil kein Radiologe da ist, der ihn bedient.

Auch die Diagnosen wollen sich die Mediziner genau anschauen, denn die sind im Rettungsdienst unscharf, weil es schnell gehen muss. Bislang werden die Erstdiagnosen nicht mit den späteren Diagnosen in der Klinik verknüpft. So könnte ein Patient mit Brustschmerzen eingeliefert werden - ein Symptom für eine Lungenentzündung, aber auch für einen Herzinfarkt. Genauere Daten über Anfangs- und Enddiagnosen könnten helfen, die Ausstattung der Kliniken besser zu planen.

Im Herbst soll das erste Datenpaket an das Institut für Notfallmedizin übermittelt werden - das gesamte Jahr 2013, womit eine aussagekräftige Datenmenge zur Verfügung steht. Die teilnehmenden Kliniken, also die städtischen und die beiden Uni-Häuser, behandeln jeweils ein Drittel der Notfälle. Der Rest verteilt sich auf private und gemeinnützige Träger, vor allem auf die Kliniken Pasing und Perlach, die zum Helios-Konzern gehören, sowie die Kliniken des Dritten Ordens, des Roten Kreuzes und der Barmherzigen Brüder. "Diese zwölf Kliniken behandeln 95 Prozent aller Notfälle in München", sagt Prückner.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: