Klimawandel in München:Gefährliche Hitze

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SZ-Grafik; Quelle: Referat für Gesundheit und Umwelt, Stadt München (Foto: SZ-Grafik; Quelle: Referat für Gesundheit und Umwelt, Stadt München)

München braucht Frischluft - schon jetzt ist es deutlich wärmer als im Umland

Von Thomas Anlauf

Das Klima wandelt sich rasant. In besorgniserregender Regelmäßigkeit vermelden Wetterexperten Temperaturrekorde, vor allem die Zahl der extrem heißen Sommertage steigt ständig. In einer dicht bebauten Großstadt wie München zeigt sich der sogenannte Wärmeinsel-Effekt besonders stark. Die im Sommer aufgeheizte Stadt ist dann um bis zu zehn Grad wärmer als Orte im Münchner Umland. 2015 war das bis dahin wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, an 33 Tagen kletterte die Temperatur auf mehr als 30 Grad Celsius.

Und die Entwicklung wird sich womöglich noch beschleunigen. Zwar soll laut Weltklimavertrag die globale Erwärmung auf zwei Grad beschränkt werden, doch ob die Anstrengungen der Staatengemeinschaft beim Klimaschutz ausreichen werden, ist völlig offen. In München stellt sich die Stadt mittlerweile auf einen deutlichen Temperaturanstieg in den kommenden Jahrzehnten ein. Nach Angaben des Referats für Gesundheit und Umwelt könnte die Jahresdurchschnittstemperatur von heute etwa zehn Grad auf mehr als zwölf Grad im Jahr 2050 steigen. Bis ins Jahr 2100 rechnen Klimaexperten mit einem Anstieg auf deutlich mehr als 13 Grad Celsius im Jahresdurchschnitt.

Was harmlos klingt, hat bereits jetzt massive Auswirkungen auf das Leben in München. Die Zahl der Herz-Kreislauferkrankungen und der Atemwegsbeschwerden nimmt in heißen Sommermonaten massiv zu, insbesondere bei älteren und geschwächten Menschen. An heißen Tagen erhitzt sich die Luft über dem Asphalt schon mal auf bis zu 70 Grad. Die Hitzetage werden deutlich zunehmen, aber auch Tage mit extremem Starkregen und Stürmen. Der Stadtrat hat deshalb jetzt neue Ziele verabschiedet, um auf den Klimawandel zu reagieren. Vorgesehen ist, Grünflächen als kühlere Zonen zu schaffen und bestehende zu erhalten. Auch von einer massiven Fassaden- und Dachbegrünung verspricht sich das Umweltreferat einen positiven Effekt aufs Stadtklima, aber auch angenehmere Temperaturen für die Hausbewohner. Bäche sollen renaturiert und künstliche Seen angelegt werden.

Für die Stadtplanung ist besonders wichtig, dass Rücksicht auf die sogenannten Frischluftschneisen genommen wird. Durch unbebaute Trassen kann der Wind Kühlung in die Stadt bringen und die angestaute Luft austauschen. Bestehende Frischluftschneisen sind etwa das Isartal, aber auch das breite Gleisbett der Stammstrecke in West-Ost-Richtung sowie die Lindauer Autobahn. Naturschützer warnen, dass die künftige Bebauung im Nordosten Münchens zu dicht sein könnte und es zu wenig Frischluftzufuhr geben dürfte.

Wie stark sich die Stadt in Zukunft aufheizen wird, hängt also stark vom politischen Willen ab. Eine aktuelle Studie über das künftige Klima von Manchester zeigt, dass das Verschwinden von nur zehn Prozent der Grünflächen in der englischen Millionenstadt einen Anstieg der Temperatur bis zum Jahr 2080 um bis zu 8,5 Grad bedeuten würde, bei zehn Prozent mehr Bepflanzung in der Stadt nur einen Anstieg von 0,6 Grad.

Am Mittwoch lesen Sie: Wenig Platz, viele Menschen - wie die Müchner künftig wohnen sollen.

© SZ vom 22.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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