Tarifstreit:Verdi will bei Kita-Streik nicht einknicken

Kindertagesstätte

In München werden die kommunalen Kitas bestreikt: Erzieher, Kinderpfleger sowie Sozial- und Heilpädagogen sind aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen.

(Foto: dpa)
  • An diesem Mittwoch sind die Erzieher, Kinderpfleger sowie Sozial- und Heilpädagogen in München aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen.
  • Gestreikt wird in kommunalen Einrichtungen, das betrifft vor allem die städtischen Kindertagesstätten. Das zuständige Bildungsreferat rechnet damit, dass bis zu 60 Prozent der mehr als 400 Einrichtungen geschlossen bleiben werden.
  • Die Gewerkschaft Verdi gerät in der aktuellen Tarifrunde für den Sozial- und Erziehungsdienst zunehmend in die Kritik.

Von Melanie Staudinger

Die Gewerkschaft Verdi gerät in der aktuellen Tarifrunde für den Sozial- und Erziehungsdienst zunehmend in die Kritik. "Die Streiks sind völlig unverhältnismäßig", sagt Thomas Böhle, Personalreferent der Stadt München und Präsident der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA). Er habe den Eindruck, dass Verdi auf Kosten von Eltern und Kindern bewusst einen Konflikt suche, um eine schnelle Einigung gehe es nicht. Die Gewerkschaft weist dies zurück. Bisher hätten die Arbeitgeber keine große Bereitschaft erkennen lassen, dass sie auf die Forderungen der Beschäftigten eingehen würden, sagt Heinrich Birner, Verdi-Geschäftsführer für München und die Region: "Uns bleibt also nichts anderes übrig, als den Druck zu erhöhen."

An diesem Mittwoch sind die Erzieher, Kinderpfleger sowie Sozial- und Heilpädagogen in München aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Gestreikt wird in kommunalen Einrichtungen, das betrifft vor allem die städtischen Kindertagesstätten. Das zuständige Bildungsreferat rechnet damit, dass bis zu 60 Prozent der mehr als 400 Einrichtungen geschlossen bleiben werden. Betroffene Familien wurden informiert und mussten sich eine Ersatzbetreuung organisieren. "Wir empfehlen den Eltern, sich gegenseitig zu helfen, oder sich nach einer privaten Alternative umzuschauen", sagt eine Sprecherin des Bildungsreferats. Nur für einige Notfälle könne die Stadt Ausweichplätze bieten. Beim vergangenen Streik Ende März sei das nur in wenigen Fällen nötig gewesen.

Unnötige Belastung der Familien

Böhle kritisiert die zusätzliche Belastung der Familien, die zum jetzigen Zeitpunkt unnötig sei. Entgegen der Behauptung von Verdi hätte die VKA Verhandlungsbereitschaft gezeigt, was sich auch in einem Tarifrunden-Fahrplan niedergeschlagen habe: Über Kita-Leitungen ist bereits am 23. März diskutiert worden. Am Donnerstag geht es nun um Erzieher und Kinderpfleger, am 16. April um die Beschäftigten im handwerklichen Erziehungsdienst, die mit behinderten Menschen arbeiten, und am 20. und 21. April um Sozialpädagogen.

"Verdi hat schon vor der ersten inhaltlichen Runde zum Warnstreik gerufen", sagt Böhle. Früher sei ein Ausstand die letzte Stufe der Eskalation gewesen. "Heute ist ein Streik offenbar der erste Schritt." Er ärgert sich auch darüber, dass Verdi Ausstände schon bis Mai vorgeplant hat. "Die Streiks haben mit dem Verhandlungsverlauf überhaupt nichts mehr zu tun", erklärt Böhle. Birner sieht das anders. Die Gewerkschaften - neben Verdi verhandelt auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit den kommunalen Arbeitgebern - hätten immer einen Plan, wie es nach den einzelnen Verhandlungsrunden weitergehen solle. "Was wir konkret machen, wird aber erst nach den jeweiligen Gesprächen entschieden", sagt er. Die Ausstände hätten früh begonnen, um die kommunalen Arbeitgeber von der Ernsthaftigkeit der Forderungen zu überzeugen, nicht um den Eltern zu schaden. Birner gibt sich entschlossen: Sollten alle drei Verhandlungstermine keine Annäherung bringen, sei eine Urabstimmung ein "denkbares Szenario" - und damit seien auch mehrtägige Streiks nicht mehr ausgeschlossen.

Zehnt Prozent mehr Geld als Aufwertung der Berufe

Verdi und GEW verlangen, dass Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst in höhere Entgeltgruppen eingestuft werden - was teilweise zu einem Gehaltsplus von mehreren Hundert Euro führen würde. Mit durchschnittlich zehn Prozent mehr Geld sollen die Berufe aufgewertet und damit soll auch der Fachkräftemangel bekämpft werden. Die Arbeitgeber aber lehnen pauschale Erhöhungen ab. "Die Gehaltszuwächse im Sozial- und Erziehungsdienst waren seit 2009 ohnehin höher als in anderen Berufsgruppen im kommunalen öffentlichen Dienst", sagt Böhle. Die VKA plädiere stattdessen dafür, einzelne Tätigkeiten zu bewerten.

In München gibt es an diesem Mittwoch lediglich eine kleinere Streikkundgebung, zu der sich laut Verdi eine Abordnung von etwa 300 Teilnehmern von 10.30 bis 11.30 Uhr am Stachus einfinden wird.

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