Kita-Gründung im Lehel:"Das riskieren wir jetzt einfach"

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Drei Mütter haben innerhalb von fünf Monaten die Elterninitiative LeHelden im Lehel gegründet. (Foto: Robert Haas)

Fünf Monate von der Idee bis zur Eröffnung: Weil ihr Kindergarten plötzlich schließen musste, gründeten drei Mütter aus München ihre eigene Kita. Die Geschichte einer mutigen Entscheidung.

Von Melanie Staudinger

Das Aus für den Kindergarten an der Lukaskirche kam plötzlich - und für die Eltern vollkommen unerwartet. Ende März erfuhren sie, dass ihre Kinder künftig eine andere Einrichtung besuchen sollen - weil die Kita sich finanziell nicht mehr lohne. Das Angebot der Inneren Mission aber war für die Eltern nur wenig akzeptabel: Wer will sein Kind schon in einen Kindergarten nach Feldmoching bringen, wenn er auch einen Standort im Lehel direkt an der Isar haben kann? Drei Mütter schlossen sich daraufhin zusammen, gründeten eine Initiative und machten einfach ihre eigene Kita namens "LeHelden" auf.

Wobei, so einfach ist das natürlich nicht gewesen. "Das war ein hartes Stück Arbeit", sagt Mit-Organisatorin Franziska Renger. Plötzlich habe sie sich um Dinge kümmern müssen, von denen sie zuvor keine Ahnung gehabt habe: Betriebserlaubnis, pädagogisches Konzept, Zuschussanträge, Personalsuche - und schließlich die Renovierung der neuen Räume.

Fünf Monate blieben bis zur Eröffnung

Erschwerend kam hinzu, dass die Zeit drängt. Die Innere Mission sperrte den Kindergarten zum 31. August zu. Den Eltern blieben also gerade einmal fünf Monate vom ersten Schock bis zur Eröffnung. Experten gehen davon aus, dass die Gründung einer Kita durchschnittlich etwa 1,5 Jahre in Anspruch nimmt.

"Wir hatten anfangs gar nicht vor, eine eigene Einrichtung zu gründen", sagt Renger. Doch sei die Suche nach einem Platz in der näheren Umgebung schlicht nicht geglückt. "Die Anmeldefrist für Eltern-Kind-Initiativen war schon abgelaufen und bei den städtischen Kitas hatten wir gerade noch zwei Nachmittage, um uns welche anzuschauen", erzählt sie. Den meisten anderen Eltern sei es ähnlich ergangen. So kam der Vorschlag auf, es doch selbst zu versuchen. "Dann dachten wir: Das riskieren wir jetzt einfach", sagt Renger.

Die alten Räume kamen dafür wegen der geänderten Vorschriften nicht in Frage, weil es dort keine eigene Freifläche gibt. Das Gemeindehaus ließ sich nicht absperren, weshalb die Kinder alleine die Gruppe nicht verlassen dürften. Weil sich die Toilette im Keller befand, musste eine Erzieherin stets mitgehen. Für die Innere Mission war das nicht mehr tragbar. Der Personalaufwand war immens, am Schluss stand ein Defizit von 60 000 Euro zu Buche. Das sei nicht mehr darstellbar gewesen, hieß es.

Spenden sammeln die Eltern noch immer

Die LeHelden sind nun in der gegenüberliegenden Kirche untergebracht. Renger und ihre Mitstreiterinnen Eva Hüller und Sabine Magenn renovierten die Räume selbst, organisierten Spielzeug und Möbel, sammelten Spenden und stellten die nötigen Anträge. Sie gestalteten einen Internetauftritt, schalteten Stellenanzeigen, führten Vorstellungsgespräche. Alles neben ihren regulären Jobs. Den Großteil der Kosten von 35 000 Euro übernahm die Stadt. Spenden sammeln die Eltern noch immer.

Anfang September dann konnten sie ihre Kita aufmachen. Damit sind sie eine von 220 Eltern-Kind-Initiativen in München, die mittlerweile ein wichtiges Standbein der Kinderbetreuung darstellen. "Wir sind keine Übermamas, die ganz konkrete Vorstellungen haben, wie der Kindergarten unserer Kinder auszusehen hat. Wir wollen nur, dass sie gut betreut sind", sagt Renger. 17 Kinder hat die Kita momentan, Platz gibt es noch für einen drei- und einen vierjährigen Buben. Eltern, die ihre Kinder anmelden wollen, können sich gerne melden.

Allerdings buchen sie dann keine All-Inclusive-Kita. "Wir haben Elterndienste eingeführt, sonst würde das nicht funktionieren", sagt Renger. So beschäftigt die Kita eine leitende Erzieherin, eine in der Ausbildung und eine Praktikantin. Fällt Personal aus, müssen Eltern einspringen. Andere kümmern sich um Hausmeisterdienste oder stehen bereit, wenn die Putzfrau krank wird. "Das muss man mögen", sagt Renger.

© SZ vom 16.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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