Kita-Einschreibungen:Die Kinderlein kommen

Obwohl München 225 Millionen Euro in neue Einrichtungen investiert, reicht das Angebot an Krippenplätzen nicht aus. Tausende Eltern finden keinen Platz für ihren Nachwuchs.

C. Rost

Eltern, die ihren Nachwuchs von Herbst an in einen Kindergarten geben wollen, haben am heutigen Dienstag die letzte Gelegenheit zur Anmeldung. Dabei stehen die Chancen auf einen Betreuungsplatz für die Drei- bis Sechsjährigen recht gut. Eklatanter Mangel herrscht dagegen nach wie vor bei den Krippenplätzen in München. Nur für knapp 29 Prozent der Kleinkinder gibt es momentan ein Betreuungsangebot.

In den Krippen können sich die Eltern das ganze Jahr über immer montags mit ihrem Platzwunsch melden - und auf die Warteliste setzen lassen. Denn eine sofortige Zusage für einen Platz ist nahezu ausgeschlossen. "Die Nachfrage ist riesig", bestätigt Johanna Hiller von der Krippe an der Adalbertstraße in der Maxvorstadt. Auch Fabian Riedl vom Sozialreferat, das für die Kleinkinderbetreuung in der Stadt zuständig ist, meint: "Ganz klar, es langt nicht, wir müssen ausbauen, ausbauen, ausbauen."

Dabei müht sich die Stadt seit Jahren, das Angebot an den Bedarf anzupassen. Momentan stehen für die bis zu Dreijährigen 11.331 Plätze in Krippen (8.694), Eltern-Kind-Initiativen (1.300), bei Tagesmüttern (1.244) und in der Großtagespflege (94) zur Verfügung. Allein in diesem Jahr will München 900 zusätzliche Krippenplätze schaffen. Und bis zum Ende des Jahres 2013, wenn Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz einklagen können, soll das Angebot 16.750 Plätze umfassen und für 42,5 Prozent der Kinder bis zum Alter von drei Jahren ausreichen.

Vorher gilt es aber noch Hürden zu überwinden: Die Investitionskosten sind hoch, der Bau von 4000 neuen Krippenplätzen kostet rund 225 Millionen Euro. Und selbst wenn die Finanzierung trotz sinkender Gewerbesteuereinnahmen klappt, sind noch lange keine geeigneten Räume gefunden im dichtbesiedelten Stadtgebiet. So in Laim, da läuft die Standortsuche seit Jahren zäh. Außerdem braucht die Stadt genügend Erziehungspersonal. Mit Blick auf 2013 sucht beinahe jede westdeutsche Kommune nach Fachkräften. München will die Konkurrenz mit Schnupperwochen, Sonderzulage und Wohnungsangeboten ausstechen. Benötigt werden heuer 390 neue Erzieherinnen.

Bei der letzten Umfrage zum Krippenplatzbedarf erklärten 54 Prozent der Eltern in München Interesse. In diesem Jahr soll es laut Sozialreferat erneut eine Analyse geben - und man geht von einem ähnlich hohen Bedarf aus. Als die Bundesregierung den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz ins Gesetz geschrieben hat, war man der Ansicht, dass mit einem Angebot von 35 Prozent die Nachfrage gedeckt sein wird. In München geht diese Rechnung nicht auf, der Bedarf steigt ständig weiter. Ein Grund: Im vorigen Jahr wurden 14.306 Kinder geboren - so viele Entbindungen gab es zuletzt im Babyboom-Jahr 1969.

Unterstützung bekommt die Stadt beim Krippenbau verstärkt von privater Seite. Die Zahl der Krippenplätze von freigewerblichen Trägern ist von 1.046 im Jahr 2007 auf aktuell 3.295 gestiegen. Dies zeigt, dass die Krippenplatznot einen florierenden Geschäftszweig hervorgebracht hat. Die Betreiber können wegen hoher Investitionskosten in die kindgerechte Ausstattung ihrer Krippen zwar nicht mit großen Gewinnen rechnen, sie erhalten aber für jedes Kind feste Zuschüsse von Stadt, Land und Bund.

Sind die Kinder aus dem Krippenalter heraus, entspannt sich die Lage für die Eltern. Für rund 90 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen stehen Kindergartenplätze zur Verfügung - insgesamt sind es laut Schulreferat 34.412. Dabei ist nicht jeder Stadtteil gleichermaßen gesegnet, es sollen aber alleine in diesem Jahr weitere 800 Kindergartenplätze entstehen.

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