Kirschblüte:Klein, aber fein

Vietnamesisches Lokal in München, 2007

Ein kleiner, freundlicher Gastraum mit feiner Küche.

(Foto: Robert Haas (Archivfoto))

Die Kirschblüte, eine Mischung aus fernöstlicher Garküche und trendigem Minispeiselokal, ist puristisch im besten Sinne.

Karl-Heinz Peffekoven

Zum Asiaten gehen, das bedeutet oft: stundenlanges Durchforsten einer geschickt kombinierten, in Plastik verpackten Endlosspeisekarte, Nummer eines Gerichts merken, Nummer im entscheidenden Moment vergessen, Nummer erneut nachschlagen in dem Bewusstsein, das so viele verschiedene Gerichte kein Mensch kochen kann, es also mit der Verschiedenheit letztlich nicht so weit her ist. Ganz anders in der Kirschblüte, wo man vietnamesisch kocht, und das auf eine im besten Sinne puristische Weise.

Die Kirschblüte liegt in einer unspektakulären Seitenstraße des ansonsten ja ungebrochen boomenden, immer schicker werdenden Glockenbachviertels, in dem man sich für den seltenen Fall, dass mal ein paar Räume leer stehen, vor allem fragt: Entsteht hier eine neue Elterninitiative oder ein Tagescafé oder vielleicht ein Geschäft mit Tagescafé für Kinder und Eltern? In diesem Fall weder noch: Es ist eine Art Mischung aus fernöstlicher Garküche und trendigem Minispeiselokal.

Viel Licht fällt durch das große Schaufenster herein in den kleinen, freundlichen Gastraum. In der Küche bereitet die vietnamesische Chefin alles frisch zu, ein Vertrauen erweckender Anblick. Wenn Zeit bleibt, kommt sie heraus und begrüßt die Gäste. Die Wand des Lokals leuchtet, dem Namen angemessen, kirscblütenrosa. Davor stehen schwere Holztische, von Hand sind die wenigen Gerichte auf die Wandtafeln notiert.

Keine falsche Rücksicht auf den zarten mitteleuropäischen Gaumen

Die Vorspeisen kosten um vier Euro. Gereicht wurde etwa Dipp-Gemüse mit einer höllisch scharfen, ohne falsche Rücksicht auf den zarten mitteleuropäischen Gaumen bereitete Koriandersoße. Ein andermal erfreuten gelbgrüne Glasnudeln, mit gebratenem Hackfleisch vermischt, hübsch zu einem Berg aufgehäuft und mit Erdnusskernen bestreut, dazu warme Reiskekse. Die Karte konzentriert sich auf zwei Hauptspeisen täglich.

Wunderbar war das Rindfleisch auf Reisnudeln mit Ingwer, wobei der intensive Pfeffer dem Fleisch eine faszinierende Nachschärfe verlieh. Das Fleisch kam vom Biobauern, die Portionen waren reichlich und mit rund 9 Euro für hiesige Verhältnisse nicht zu teuer. Der Saigoncrêpe, ein Pfannkuchen aus Reismehl mit eingebackenen Zwiebeln war außen golden und innen gefüllt mit Schweinelendenstreifen, Garnelen und Sojabohnen, das Ganze belegt mit Salat und mit süß-saurer Soße beträufelt. Die Entenbruststreifen lagen saftig und zart in einem mit raffinierter Würze bereiteten Bett aus Bambus und Shitakepilzen.

Sehr fein waren auch die marinierten, gebraten Hühnerbruststreifen und die Garnelen mit scharf eingelegtem Gemüse. Nach dem Genuss solch geradezu fröhlicher Tellergerichte gehen Mittagsgäste unbeschwert wieder zurück ins Büro, gerade wohl gesättigt für den Tag, aber ohne ein Gramm mehr auf den Hüften. Wohl als asiatisch höfliche Verbeugung vor hiesigen Essgewohnheiten waren die Nachspeisen freilich deutlich kalorienhaltiger: Es gab Panna Cotta und Käsegriesskuchen.

Es kann ganz schön voll werden an den wenigen Tischen. Der Herr vom Bioladen um ein paar Ecken kommt gern her, aber auch gruppenweise Leute, die auf die Gesundheit achten. Aber der Service war stets freundlich und schnell. Die Getränkekarte hat sich der Größe des Lokals angepasst. Sie verzeichnet zwei Weißweine und zwei Rotweine, feine, gut ausgesuchte Tropfen, zum Beispiel einen sehr vollmundigen Merlot aus dem Trentino. Mittags gibt's einen Espresso (auch einen Espresso Macchiato) inklusive. Fazit: Klein, aber fein und von schöner Klarheit.

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