Kircheneinrichtung:Meister des Rokoko

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Der Erzengel Gabriel auf dem Altar von St. Michael in Berg am Laim - ein Werk Johann Baptist Straubs. (Foto: Claus Schunk)

Johann Baptist Straub machte schon früh als Bildhauer Karriere

Wenn von dem einstigen Gasthaus zur Hundskugel in der Hotterstraße die Rede ist, seufzen viele Münchner in Erinnerung an dessen unglücklichen einstigen Betreiber wehmütig auf: "Der Moshammer, Jessas!" Keinerlei Wehmut stellt sich in aller Regel bei Nennung des eigentlichen Hauses zur Hundskugel ein. Es steht unweit vom anderen in der Hackenstraße und beherbergte einen der größten, liebenswürdigsten Künstler, die München je sah: den Bildhauer Johann Baptist Straub, dem freilich auch das Unglück treu blieb, und zwar insofern, als es ihm von 15 Kindern aus zwei Ehen nur drei am Leben ließ.

Straub wurde 1704 im schwäbischen Ort Wiesensteig in eine Bildhauerfamilie hineingeboren und brachte es nach virtuos absolvierten Lehrjahren schon in jungen Jahren zum kurfürstlich bayerischen Hofbildhauer. Als er mit 80 in München starb, hatte er dem bayerischen Rokoko ein unverwechselbares Gesicht gegeben. Um welche Schätze er diese Epoche bereichert hat, davon konnte man sich in der viel gerühmten Ausstellung "Mit Leib und Seele" ein Bild machen. Nicht ohne Grund hatten deren Macher auf den Umschlag des Katalogs ein Detail aus der Figur des geschlechtslos schönen Erzengels Gabriel gesetzt; er steht auf dem Hochaltar von St. Michael in Berg am Laim und gibt auf seine Art Zeugnis davon, was Schüler wie Ignaz Günther von Straub mitnehmen konnten und was umgekehrt laut Lorenz Westenrieder "unserm Straub zur vorzüglichen Ehre gereicht".

Das Palais Toerring, für das Straub ein Ensemble monumentaler Götterfiguren schuf, gibt es nicht mehr, doch haben die Götter gottlob im Bayerischen Nationalmuseum Asyl gefunden. Der Mars aus dieser Gruppe ist ein beachtlicher Zwei-Meter-siebzig-Lackel, mit dem man weder im Krieg noch im Frieden zu tun haben möchte. Erfreulicherweise hat sich der Bozzetto zu dieser Figur erhalten, ein Terrakotta-Modell von, wie die Fachleute sagen, "theatralischer, fast humoristischer Übersteigerung". Mit so einem möchte man sommers mal in den Biergarten reiten, Schmarrn: radeln.

© SZ vom 27.08.2015 / us - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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