Kinoeröffnung am Promenadenplatz:Popcorn und Rotwein

Schluss mit dem Kinosterben: Im Bayerischen Hof eröffnet ein neues Lichtspielhaus mit gerade einmal 38 Plätzen. Als Gegenentwurft zur Multiplex-Massenabfertigung richtet sich die "Astor@Cinemalounge" an gehobenes Kinopublikum und verspricht anspruchsvolle Unterhaltung ohne Nachos und nerviges Handygeklingel.

Anne Goebel

Hans-Joachim Flebbe hätte sich auch gut einen anderen Ort vorstellen können für seine Münchner Kinopläne, andererseits ist der Promenadeplatz einfach eine der ersten Adressen der Stadt. Und als alter Branchenkenner weiß der Gründer des Multiplex-Riesen Cinemaxx, dass die Lage bei einem Filmtheater die halbe Miete ist. Nun ist es also ein kleines, feines Kino im Bayerischen Hof geworden. "Astor@Cinemalounge" heißt das intime Lichtspielhaus mit 38 Plätzen, das der Hannoveraner Flebbe und die Chefin des Bayerischen Hofs, Innegrit Volkhardt, an diesem Mittwochvormittag als ihr Gemeinschaftsprojekt vorstellen. Es gibt Grissini und apart gewürzte Gemüsechips, und dass Flebbe vor gar nicht so langer Zeit unbedingt das denkmalgeschützte Filmcasino am Odeonsplatz übernehmen wollte, ist kein Thema mehr. Kinomachen ist ein hartes Geschäft, da hilft es nichts, verblassten Träumen hinterherzuschauen.

Kinoeröffnung am Promenadenplatz: Lichtspiele im Hotel: Mit der "Astor@Cinemalounge" wollen Innegrit Volkhardt, Hans-Joachim Flebbe und Theaterleiterin Kerstin Schmidt (v.li.) kinomüde Münchner wieder fürs Filmtheater begeistern.

Lichtspiele im Hotel: Mit der "Astor@Cinemalounge" wollen Innegrit Volkhardt, Hans-Joachim Flebbe und Theaterleiterin Kerstin Schmidt (v.li.) kinomüde Münchner wieder fürs Filmtheater begeistern.

(Foto: Catherina Hess)

Vor allem aber, und das ist ja die Hauptsache für Münchens Kinogänger, gibt es an dem Neuzugang nichts auszusetzen. Wenn an diesem Freitag um 15 Uhr der Betrieb startet mit Simon Verhoevens versierter Wohlfühlkomödie "Männerherzen und die ganz große Liebe", dann ist das nach mehreren Theaterschließungen mal wieder eine gute Nachricht. "Wir wollen die Leute zurückholen, die gar nicht mehr ins Kino gehen", kündigt ein sichtlich entspannter Hans-Joachim Flebbe an. Menschen also, denen es in den Sälen der Kintopp-Abfertigung zu viele Leute, zu viel Lärm und zu viel Popcorn gibt. Mit anspruchsvoller Unterhaltung zwischen "Männerherzen" und einer Dokumentation über den Meisterkoch Ferran Adrià soll das gehobene Publikum in die Sofas gelockt werden, um bei einem Glas Rotwein vom Hoteltresen "Falk's Bar" einen kultivierten Kinoabend ohne Nachos und zwitschernde Handys zu verbringen. Nach demselben Konzept betreibt Flebbe in Berlin die "Astor Filmlounge". Und das hat seinen Preis: Zwischen 15 und 18 Euro kostet die Karte. Wer den ganzen Saal mieten will, zahlt 950 Euro aufwärts.

Geschlossene Gesellschaft - das war das bisherige Konzept der privaten Vorführlounge im Bayerischen Hof, vor einem Jahr in edler Ausstattung und mit allen technischen Raffinessen eröffnet als Räumlichkeit für Screenings und Veranstaltungen der Medienbranche. In der Zusammenarbeit mit Flebbe soll jetzt, so Innegrit Volkhardt, die Lounge "ein Kino für die Münchner" werden. Es gibt übrigens auch Popcorn, speziell gewürzt natürlich. Karten im Internet gibt es hier.

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