Kino in München:Hollywood im Konzertsaal

Filmfest München 2014 - Eröffnung

Nina Eichinger eröffnete am Freitag im Mathäser Filmpalast das Filmfest.

(Foto: dpa)

Die Filmstadt München hat kein ordentliches Premierenkino, dem Filmfest fehlt ein klares Zentrum. Produzenten und die Constantin Film wollen das ändern - mit einer ungewöhnlichen Idee.

Von Philipp Crone und Christian Krügel

Die Filmschaffenden sind sich einig: Das Münchner Filmfest, das am Wochenende endet, war ein Erfolg. Sie sind sich aber auch einig, dass das Festival wie auch die Filmstadt München ein großes Manko hat: Es fehlt ein Premierenkino, das auch Zentrum des Festes sein könnte.

Eine Reihe von Münchner Filmschaffenden und Produktionsfirmen, allen voran die Constantin Film und Produzent Günter Rohrbach ("Das Boot"), möchten das jetzt ändern. Eine Idee: Ein großes Premierenkino könnte mit dem seit langem geforderten Konzertsaal kombiniert werden.

Die Filmstadt München mit ihren vielen Produktionsfirmen und der Bavaria-Film ist "underscreened": So nennt man in der Branche die Tatsache, dass es im Verhältnis zu Städten wie Berlin hier weniger Kinos gibt pro Einwohner. Das liegt auch daran, dass in den vergangenen Jahren einige große Häuser schließen mussten, etwa das Atlantis, das Filmcasino oder das Tivoli.

Opening Night - Munich Film Festival 2014

Zum Filmfest gehören auch gesellschaftliche Events: die Eröffnungsnacht im Hotel Bayerischer Hof.

(Foto: Andreas Rentz/Getty)

Ein großes Premierenkino, das alle Anforderungen erfüllt, fehlt komplett. Um eine große Hollywood-Filmpremiere abzuhalten, braucht es gute Anfahrtsmöglichkeiten, einen Vorplatz und ein repräsentatives Entree, um den Trubel auf dem roten Teppich zelebrieren zu können. Vor allem aber muss der Kinosaal selbst groß genug sein. "800 Plätze braucht man mindestens für eine große Premiere", sagt Constantin-Chef Martin Moszkowicz.

Einige Kinos in München bieten zumindest ein bis zwei dieser Voraussetzungen: Am Sendlinger-Tor-Filmtheater kann man den roten Teppich zelebrieren, nur ist das Kino selbst zu klein. Genügend Plätze gibt es auch im Gloria am Stachus nicht, nur einen geeigneten Vorplatz, den Tom Cruise für die spektakulärste Premiere der letzten Jahre nutzte bei der Präsentation von "Knight and Day".

Den Glamour einer Shoppingmall

Die Constantin Film hat schon lange über die Frage nach einem Premierenkino nachgedacht. Als das Mathäser vor dem Umbau stand, gab es Pläne, dort mit der Produktionsfirma einzuziehen und das Kino gleich in ein adäquates Großtheater umzubauen. Es kam anders, und das Mathäser, in dem derzeit die größeren Premieren abgehalten werden, bietet jetzt zwar in mehreren Sälen genug Gästen Platz, hat aber den Glamour einer Shoppingmall.

Dennoch fand auch heuer die Eröffnung des Filmfestes dort statt - in zwei getrennten Sälen. Im Aufsichtsrat des Filmfests war man alles andere als glücklich darüber. Die Idee, den Auftakt in die Philharmonie im Gasteig zu verlegen, wurde aber verworfen. Die gesamte Technik dort aufzubauen, wäre zu kostspielig, sagt Festivalleiterin Diana Iljine. Mit der jetzigen Situation ist sie nicht glücklich: "Ich habe eine Vision von einem Festival-Zentrum, aber derzeit ist das nicht realistisch."

Bereits ihr Vorgänger Andreas Ströhl hatte Pläne für einen Kino-Saal auf der Museumsinsel. Dort sollte zuletzt auch der von vielen Musikfreunden und den BR-Symphonikern geforderte neue Konzertsaal entstehen. Der Standort ist wegen Protesten des Museums inzwischen passé, eine Arbeitsgruppe des Kunstministeriums sucht derzeit nach geeigneten Grundstücken.

Die Filmindustrie könnte helfen

Die Wünsche der Musiker und der Filmindustrie könnten jetzt vielleicht in Einklang gebracht werden. Für Constantin-Chef Moszkowicz wäre "ein kombiniertes Konzerthaus" eine sehr gute Lösung. Der neue Saal könnte außerhalb des Konzertbetriebs für Premieren und das Filmfest genutzt werden. Für eine solche Idee würde sich seine Firma sofort engagieren.

Auf dem Papier ist die Idee naheliegend: Der Raumplan für ein neues Konzerthaus sieht einen Saal mit bis zu 1800 Plätzen vor, der auch auf der Museumsinsel mehrfach genutzt hätte werden sollen. Zudem wünscht sich der Bayerische Rundfunk multimediale Technik, die auch die Filmbranche bräuchte. Und auch der Referenzsaal für das Münchner Konzerthausprojekt, die Philharmonie in Luzern, wird nicht nur für Musik, sondern auch für Projektionen genutzt. Zudem könnte die Filmindustrie helfen, die notwendigen privaten Mittel beizubringen, um einen Bau zu finanzieren.

Trotzdem gibt man sich beim Bayerischen Rundfunk, der selbst beim Filmfest engagiert ist, zurückhaltend. Wichtig sei zunächst, dass alle Anforderungen an einen optimalen Konzertsaal erfüllt werden. Insbesondere bei Akustik, Technik und Gestaltung dürfe es keine Kompromisse geben, heißt es aus der Intendanz. Und der Bedarf für eine neue Philharmonie sei in München so oder so gegeben - auch ohne Filmpremieren.

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