Kinderzoo wird umgestaltet:Lamas statt Haflinger

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Vorwürfe gegen den Pächter des Kinderzoos: Er soll die Haflinger-Pferde nicht artgerecht gehalten haben - nun gestaltet der Tierpark Hellabrunn den Bereich neu. Eine Rolle dabei könnten auch die Lamas spielen.

Christina Warta

Braunes Laub liegt auf den Gleisen der kleinen Eisenbahn, die Waggons sind unter grünen Abdeckplanen versteckt. Auf einem Kinderbagger blinkt einsam ein orangefarbenes Warnlicht. Nebenan auf der Koppel kauen fünf Haflinger das Heu, das ihnen die Tierparkpfleger gegeben haben. "Noch sind die Pferde hier", sagt Andreas Knieriem, Direktor des Hellabrunner Zoos.

Junges Lama mit seiner Mutter im Tierpark Hellabrunn: Die Tiere könnten bald auch im Kinderzoo zu sehen sein. (Foto: CATH)

Jedoch wohl nicht mehr lange. Knieriem hat dem langjährigen Pächter des Areals im hinteren Bereich des Tierparks bereits vor einiger Zeit gekündigt, der Kinderzoo soll nun umgestaltet werden. Derzeit arbeitet man an einem neuen Konzept, für das auch ein neuer Pächter gesucht wird.

Die Ankündigung, im Kindertierpark Veränderungen vorzunehmen, hatte unter den Besuchern für Aufregung gesorgt. In einer Zeitung war sogar vom Ende des kinderfreundlichen Areals die Rede. "Wir haben sehr viele Zuschriften bekommen", sagt Zoodirektor Knieriem und betont deshalb, dass es den Kinderbereich nach wie vor geben wird - wenn auch in veränderter Form und künftig möglicherweise ohne das Haflingerreiten.

Dem Pächter, der das Gelände fast 40 Jahre betrieben hatte, hat der Tierpark Hellabrunn zum Ende des Jahres 2011 gekündigt. Laut Knieriem waren zuvor bei einer Pächterprüfung "gewisse Auffälligkeiten" zutage getreten. Der Zoo verpachtet auf seinem Gelände Gastronomiebetriebe wie Restaurants und Kioskstände, aber eben auch die Fahrgeschäfte und das Haflingerreiten für Kinder.

Besonders im Reitbetrieb habe man bereits Ende 2009 Missstände festgestellt. Dabei ging es vor allem um die Haltung und Pflege der Haflinger, die dem Pächter gehören, wie Knieriem berichtet. Die Pferde seien ausschließlich gegen den Uhrzeigersinn gelaufen und hätten an manchen Tagen tagsüber kaum zu fressen und zu trinken bekommen. "Wir haben auch gefordert, dass die Pferde an heißen Tagen Pausen bekommen und abgeduscht werden", sagt der Tiermediziner Knieriem, der sein Amt als Zoodirektor Ende 2009 angetreten hatte.

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Das Personal des Betreibers habe diese Forderungen jedoch nicht erfüllt - bis eines Tages sogar ein Pferd zusammengebrochen sei. "Das sind lebendige Tiere, und wir sind ein Tierpark. So stellen wir uns den Umgang mit Pferden keinesfalls vor", sagt Knieriem. Nachdem der Pächter die Bedingungen für seine Tiere nicht verbessert habe, habe man ihm schließlich den Vertrag fristgerecht gekündigt und die Nutzungsrechte für die grüngestrichenen Hütten und die Fahrgeschäfte neu ausgeschrieben. Der Pächter war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Wir hoffen nun, dass wir zu Ostern den Betrieb wieder aufnehmen können", sagt Knieriem. Er wünscht sich vor allem, dass die neuen Attraktionen für die kleinen Besucher zu einem Tierpark passen. "Wir sind kein Jahrmarkt, sondern wir haben auch einen Bildungsauftrag", sagt er.

Den Kindern solle deshalb vermittelt werden, was richtige Tierhaltung bedeute - das Haflingerreiten gehöre da nicht unbedingt dazu. "Wenn man so etwas pferdegerecht machen will, bräuchte man ein viel größeres Areal oder deutlich weniger Pferde", sagt Knieriem. Dass es also im kommenden Jahr den Reitbetrieb wieder geben wird, ist eher unwahrscheinlich.

Allerdings haben sich unsere Pfleger und die Revierleitung bereits Gedanken für Ersatz gemacht", sagt der Zoodirektor. Möglich sei, dass Kinder künftig zum Beispiel Lamas striegeln könnten - und zwar, anders als beim Reiten, ohne zusätzliche Ticketkosten.

Langfristig würde der Zoodirektor das ganze Gelände am liebsten ohnehin komplett umkrempeln. Sein Traum: ein Bauernhof im Tierpark, mit Nutztierrassen, einer Mühle, einer Käserei. "Hier könnte man sehr viele Dinge wunderbar vermitteln", erklärt er, "nicht nur das Wissen über Tierhaltung und Tierrassen, sondern auch über nachhaltige Energienutzung, Nahrungsmittelproduktion und vieles mehr." Ein solcher Schau-Bauernhof könnte gerade für Familien mit Kindern und Schulen ein attraktives Ziel sein. "Das Kinderareal soll in erster Linie die Kinderherzen erhellen", sagt Knieriem, "aber es muss einfach auch zum Tierpark passen."

© SZ vom 12.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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