Kindertheater:Vogelflug und Sorgenbaum

Kindertheater: Frau Meier (Regina Wagner) ist ihre Sorgen los. Die hängen jetzt am Baum und liegen ihr nicht mehr auf der Seele.

Frau Meier (Regina Wagner) ist ihre Sorgen los. Die hängen jetzt am Baum und liegen ihr nicht mehr auf der Seele.

(Foto: Klaus Zinnecker)

Das Stück "Frau Meier, die Amsel" nach Wolf Erlbruch ist Preisträger der Münchner Kulturbörse 2017. Jetzt eröffnet die Produktion der Berliner Bühne "Zitadelle" das dreiwöchige Festival "Lampenfieber" in Oberbayern.

Von Barbara Hordych

Frau Meier macht sich Sorgen, große und kleine. Herr Meier meint, sie solle die Sorgen auf ein Blatt schreiben und diese an einen Baum hängen. Im Herbst fallen sie vielleicht runter und dann sind sie hin und weg, meint Herr Meier. Dann findet Frau Meier eine kleine Amsel und plötzlich denkt sie nicht einmal mehr an den Kuchen im Backofen. Viel wichtiger ist es schließlich, dem kleinen Tier das Fressen und das Fliegen beizubringen.

Während sie sich so um den Vogel bemüht, vergisst sie ganz, sich um ihre Sorgen zu kümmern. Und als die Amsel eines Tages in die Lüfte steigt, fallen von dem Wind doch tatsächlich alle Blätter vom Baum. "Zuerst dachten wir, die Geschichte von Wolf Erlbruch ist eigentlich eher etwas für Erwachsene", sagt Regina Wagner vom Berliner Theater Zitadelle. Doch dann fanden sie und ihr Mann Ralf, mit dem sie als Herr und Frau Meier neben verschiedenen Figuren auf der Bühne steht, einen Kunstgriff, die Geschichte kindgerecht aufzubereiten.

"Die Amsel kann bei uns sprechen und kommuniziert mit den Kindern", sagt Regina Wagner. "Darüber hinaus verstehen auch junge Zuschauer schon die urmenschliche Erfahrung, dass sich Ängste verlagern, sobald ich mich nicht immer nur um mich selbst kümmere, sondern für jemand anderen sorge", sagt die "Zitadellen"-Chefin über die Produktion "Frau Meier, die Amsel", die am Samstag, 3. März, die Kindertheatertage "Lampenfieber" in München und Oberbayern eröffnet.

"Trotz des ernsten Themas zeichnet sich das Stück durch leisen Humor, Wortwitz und sensible Spielweise aus", hieß es in der Laudatio der Jury, die auf der Münchner Kulturbörse 2017 die Inszenierung zur besten Produktion für Schulalter und Familienvorstellung kürte. Zur Jury gehörte auch in diesem Jahr die frühere Olchinger Kulturreferentin Gabriele Frank, die sich seit 2001 im Verein Kinder- und Jugendtheaterveranstalter Bayern engagiert.

"Viele Eltern kennen die aktuellen Theaterstücke gar nicht mehr und sind darauf angewiesen, zu erfahren, welche Inszenierungen fantasievoll, hochklassig und handwerklich gut gemacht sind. Produktionen, die diese Anforderungen erfüllen, zeigt die siebte Ausgabe des Festivals "Lampenfieber" vom 1. bis zum 20. März, bei dem 21 Kinder- und Jugendtheaterveranstalter fünf ausgewählte Produktionen in über 60 Vorstellungen präsentieren.

In diesem Jahr steht bei allen Theaterstücken das Thema "Suchen und Finden" im Mittelpunkt. Wie beispielsweise auch in dem Stück "die Sachenfinderin" vom Figurentheater Unterwegs aus Bad Waldsee, das auf der Kinderkulturbörse 2017 als beste Produktion für Kindergartenalter ausgezeichnet wurde. Daneben erhält auch die Musik einen besonderen Stellenwert: Das Kindermusiktheater "Firlefanz und Grete" aus Dresden beispielsweise bietet Mitmachlieder und Liedergeschichten an. In den anderen Stücken sind die Texte entweder mit Musik unterlegt, es werden Lieder gesummt oder gar ein Tänzchen auf der Bühne gewagt.

Frau Meier, die Amsel, nach Wolf Erlbruch, ab 5 J., Sa., 3. März, 15 Uhr, Pasinger Fabrik, August-Exter-Str. 1, 089/82929079; So., 4. März, 16 Uhr, Leierkasten im Ludwig-Thoma-Haus, Dachau, Augsburger Str. 23, Karten über ticketino. Programm: www.lampenfieber-bayern.de

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