Kindertagesstätten:Zum Start des Kita-Jahres fehlen Hunderte Erzieher

Kindertagesstätte

München zahlt die Erzieherinnen in städtischen Einrichtungen gut - doch viele Stellen sind unbesetzt.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Fachkräfte sind hart umkämpft und können sich den Arbeitgeber fast aussuchen. München wirbt mit verkürzter Ausbildung - und bemüht sich um Erzieher aus dem Ausland.

Von Anna Hoben

Eine Erzieherin bei der Stadt startet mit einem stattlichen Bruttogehalt von 3156 Euro in den Beruf, inklusive München-Zulage und Arbeitsmarktzulage. Kein schlechtes Gehalt, und trotzdem fehlen zum Start des Kita-Jahres in München rund 450 Erzieher, etwa 150 davon in städtischen Einrichtungen und 300 in Einrichtungen freier Träger.

Jede zwanzigste Erzieherstelle ist somit unbesetzt. Und es ist nicht abzusehen, dass die Lust auf den Job in Zukunft sprunghaft wächst: "Wir müssen uns bei den Leuten bewerben, nicht die Leute bei den Trägern", sagt Susanne Herrmann, Leiterin des Bereichs Kita im städtischen Bildungsreferat.

Insgesamt arbeiten 3195 Erzieher in den etwa 430 städtischen Kindertageseinrichtungen. Seit Jahresbeginn wurden 298 Fachkräfte neu eingestellt. Dazu kommen 233 Ergänzungskräfte, also beispielsweise Kinderpfleger, und 700 Mitarbeiter im Praktikum oder im Anerkennungsjahr. Zudem konnte die Stadt erneut 50 sogenannte Optiprax-Studierende gewinnen.

Der Modellversuch, der in diesem Jahr zum zweiten Mal startet, ermöglicht Abiturienten eine verkürzte Ausbildung in drei statt fünf Jahren. Von 2018 an soll die Zahl der Ausbildungsplätze auf 100 ausgeweitet werden. "Wir müssen aber auch schauen, dass die Ausbildung nicht nur zur Überbrückung genutzt wird, während jemand auf einen Studienplatz wartet", sagt Bürgermeisterin Christine Strobl. Ziel müsse natürlich sein, dass die Absolventen der Stadt als Erzieher erhalten blieben.

Auch die Anwerbung im Ausland soll künftig noch verstärkt werden. Seit dem Jahr 2013 hat die Stadt eine Kooperation mit einer Universität in Barcelona; die Studenten lernen während des Studiums die deutsche Sprache und absolvieren ihr Abschlusspraktikum in einer Münchner Kita. 25 Erzieher aus Spanien konnten auf diese Weise bisher dazu bewegt werden, in München zu bleiben. Das Programm soll nun auch auf weitere europäische Länder ausgeweitet werden. Zurzeit ist das Bildungsreferat zum Beispiel in Verhandlungen mit Universitäten in Griechenland und Slowenien.

Es gibt immer mehr Kinder in München

Insgesamt gibt es in München 65 700 Plätze zur Betreuung von Null- bis Sechsjährigen. 92 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren sind somit versorgt, eine Quote, die ähnlich ist wie in den vergangenen Jahren. Allerdings ist die Zahl der Plätze zwischen 2012 und heute von damals rund 38 400 auf nun rund 44 000 gestiegen. Die Zahl der Plätze für Kinder bis drei Jahre ist von rund 15 600 auf 21 650 gestiegen. Genug ist das alles freilich noch lange nicht. Denn mit der Einwohnerzahl wächst auch kontinuierlich die Kinderschar. Laut Prognose leben im Jahr 2020 knapp 94 000 Kinder bis sechs Jahre in München; das sind 28 000 mehr als im Jahr 2000.

Thematisch will die Stadt im kommenden Kitajahr Partizipation und Demokratiebildung verstärkt in den Mittelpunkt stellen: von der Mitwirkung beim Speiseplan bis zum kindlichen Beschwerderecht. Dazu wird ein Fragebogen für alle Kinder erstellt, der auf ihre Bedürfnisse und Interessen eingeht. Im Bereich bilinguales Lernen gibt es von Herbst an drei neue deutsch-französische Elysée-Kitas. Immer wieder äußern Eltern den Wunsch nach mehr musikalischer Bildung. Eine neue Musik-Kita, die mit der Hochschule für Musik und Theater kooperiert, soll ein Schritt in diese Richtung sein.

Doch wie kommen Eltern überhaupt an einen Kitaplatz? Das Onlineportal Kitafinder hat sich zwar mittlerweile etabliert; doch die Kritik an dem System ist seit dem Start im November 2015 nicht abgerissen. Das Bildungsreferat will die Handhabe des Kita-Finders deshalb verbessern. Künftig sollen Eltern nach der Anmeldung eine Bestätigung und regelmäßige Informationen erhalten. Es soll eine mobile Version für Tablets und Smartphones geben, außerdem soll das Portal in Englisch und Französisch verfügbar sein. Der Stadtrat wird im Oktober über die Neuerungen befinden, die von 2018 an umgesetzt werden sollen.

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