Kinderbetreuung:München hat so viele Erzieher wie nie zuvor

  • Trotz des Fachkräftemangels bei Erziehern hat die Stadt München im vergangenen Jahr Hunderte angeworben.
  • Mehr als jeder zweite Bewerber bekam eine Stelle in einer Einrichtung.
  • Die Werbekampagne, die die Stadt gestartet hat, soll künftig noch mehr in die sozialen Medien ausgeweitet werden.

Von Sven Loerzer

Die Stadt München hat im vergangenen Jahr so viel Personal für ihre Kindertagesstätten einstellen können wie noch nie zuvor - und das obwohl Erzieher angesichts des bundesweiten Fachkräftemangels heiß umworben sind. 339 Erzieherinnen und Erzieher von 674 Bewerbern bekamen 2015 eine Stelle in einer städtischen Kita, gut zehn Prozent mehr als 2014. Im Jahr 2012 konnten nur 233 Erzieher eingestellt werden.

Die Ende 2013 neu konzipierte Werbekampagne habe somit "vorzeigbare Erfolge" vorzuweisen, erklärte Stadtschulrätin Beatrix Zurek, auch wenn sie das Ziel, 2015 insgesamt 489 Fachkräfte einzustellen, nicht erreicht hat. Bei der Einstellung von Kinderpflegern wurde das Ziel, 164 Stellen zu besetzen, sogar übertroffen. Insgesamt beschäftigt die Stadt jetzt 3282 Erzieher und 1675 Kinderpfleger.

In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat die Stadt für das Personalmarketing im Bereich der Kindertagesstätten insgesamt knapp eine Million Euro ausgegeben, den größten Teil davon für die Entwicklung einer umfassenden Kampagne. Geld, das nicht nur nach Zureks Meinung gut angelegt ist. "Wir können uns dennoch nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, denn nach wie vor sind zu viele Stellen unbesetzt", betonte die schulpolitische Sprecherin der CSU-Stadtratsfraktion, Beatrix Burkhardt.

Der Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrats hat sich deshalb jetzt dafür ausgesprochen, die erfolgreiche Werbekampagne fortzusetzen und sogar noch auszuweiten. In den kommenden drei Jahren sollen dafür jeweils 100 000 Euro pro Jahr investiert werden.

Trotz der Steigerung bei der Zahl der eingestellten Erzieher sei der Fachkräftemangel an städtischen Kitas und Tagesheimen auch in diesem Jahr noch deutlich spürbar, räumt das Bildungsreferat ein. Im April fehlten noch rund 160 Erzieher. "Besonders im Bereich der Integration und Inklusion fehlen uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit heilpädagogischer Qualifikation", sagte CSU-Stadträtin Burkhardt.

Eine Steigerung ist kaum möglich

Bewerbungen kamen vor allem aus dem Stadtgebiet und der Metropolregion, also aus dem Landkreis München sowie aus Landshut, Mühldorf und Augsburg, wie eine Auswertung ergab. Die Einstellungs- und Bewerbungszahlen dürften schwer zu steigern sein, glaubt Zurek. "Vor allem die Wohnungssituation schreckt viele Bewerber ab."

Gut angekommen ist offenbar der Internetauftritt unter www.erzieher-in-muenchen.de, der in zweieinhalb Jahren 148 375 Nutzer anzog. So steht die Stellensuche über das Internet bei potenziellen Bewerbern an erster Stelle, dicht gefolgt von persönlichen Empfehlungen Dritter. Erstmals vertreten waren die Kindertagesstätten auch auf der Fachmesse ConSozial in Nürnberg im Jahr 2014, wo rund 600 Besucher zu dem Stand kamen und sich viele auf ein "Schnupperwochenende" einladen ließen.

Erfolgreiches Personalmarketing

Außerdem fand erstmals in diesem Jahr eine eigene Ausbildungs- und Perspektivenmesse des städtischen Kita-Betriebes statt. Die Wahl auf die Stadt als Arbeitgeber fällt vor allem deshalb, weil sie eine große Vielfalt an Kitas und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten zu bieten hat, ergab eine Umfrage. Problematisch bleibe aber die Vermittlung an abgelegene Standorte und Kitas mit baulichen Defiziten oder großem Personalmangel.

Um die junge Generation besser zu erreichen, will das Bildungsreferat künftig auch in sozialen Medien mit neu entwickelten Angeboten präsent sein. Als beliebtestes soziales Netzwerk hat die Stadt dabei Instagram im Blick, wo etwa 40 Prozent aller 14- bis 20-Jährigen vertreten seien. Dabei handle es sich um sehr aktive und engagierte Nutzer. Facebook und Twitter folgten in der Beliebtheit unmittelbar danach. Auf allen drei Netzwerken soll deshalb eine mediale Präsenz für die Werbekampagne entstehen. Sie soll die Facetten der betrieblichen und schulischen Ausbildung vor allem mithilfe der Bildsprache erlebbar machen.

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