Karikaturen von Franz Josef Strauß:Das Leben als Karikatur

Es gibt fast keinen Politiker, den man besser karikieren konnte als ihn: Franz Josef Strauß. Eine Ausstellung zeigt nun die besten Zeichnungen anlässlich seines 20. Todestages.

Beate Wild

Sein Image als Wadlbeißer, die Spiegel-Affäre, seine Intimfeindschaft mit Helmut Kohl - ja, Franz Josef Strauß, ehemaliger bayerischer Ministerpräsident und CSU-Urgestein, lieferte jede Menge Stoff für Karikaturisten und Satiriker.

Karikaturen von Franz Josef Strauß: Franz Josef Strauß, der große Kardinal der CSU, mit seinem Ministranten Edmund Stoiber.

Franz Josef Strauß, der große Kardinal der CSU, mit seinem Ministranten Edmund Stoiber.

(Foto: Foto: oh / Valentin Musäum)

Mit der Straußschen Schlagfertigkeit sowie mit seinen Skandalen konnten nur wenige seiner zeitgenössischen Politikerkollegen mithalten. Er polterte öffentlichkeitswirksam gegen alles und jeden, der ihm in die Quere kam - meist mit überraschendem Erfolg.

Nur als er glaubte, mit Polizeistaatsmethoden gegen die Presse vorgehen zu können, erlitt er eine Niederlage. In der sogenannten Spiegel-Affäre hatte er 1962 rechtswidrig die Strafverfolgung des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wegen angeblichen Landesverrats nach einem kritischen Artikel eingefädelt, bei der sogar die Redaktionsräume gestürmt und Verleger Rudolf Augstein in Untersuchungshaft genommen wurde. In der Folge der Affäre musste FJS seinen Posten als Verteidigungsminister im Bundeskabinett räumen.

Stets lieferte Strauß griffige Bilder für die Karikaturisten: Legendär waren seine brachialen Außenpolitikmethoden, man erinnere sich an seinen Besuch bei Mao Tsetung. Oder seine Verbalattacken gegen die SPD, die er beispielsweise in einer Rede beim Politischen Aschermittwoch 1975 bezichtigte, "einen Saustall ohnegleichen angerichtet" zu haben. Auch seine Abneigung zu seinem stärksten Konkurrenten in den eigenen Reihen, Helmut Kohl, wurde köstlich von der politischen Satire ausgeschlachtet.

Schmiergeldaffären wurden ihm ebenso nachgesagt, aber keine konnte ihm wirklich nachgewiesen werden. Ob es an der tatsächlichen Unschuld von FJS lag oder an seinem cleveren Geschick, ist bis heute ein Rätsel.

Die beiden Karikaturisten Josef Sauer und Horst Haitzinger hatten also genügend Stoff, um FJS wie er leibte und lebte abzubilden. Nur allzuoft zierten Zeichnungen der zwei die Cover deutscher Magazine und Zeitungen. Sauer gehörte zum Stamm der prominenten Mitarbeiter der Zeitschrift Simplicissimus bis zu deren Einstellung im Jahre 1967. In 40 Jahren prägte er das Gesicht des legendären Satireblattes. Haitzinger begleitet mit deftigem Strich seit 1958 das politische Geschehen in der Bundesrepublik.

Die besten Karikaturen aus den alten Zeiten zeigen die beiden derzeit im Valentin-Musäum in München. Anlass ist der 20. Todestag von Strauß am 3. Oktober 2008. Kaum ein Politiker vor oder nach ihm wurde so gerne karikiert, vielleicht auch deshalb, weil er selbst mit den ihm zugedachten Charakterrollen spielte. Die Ausstellung "In Memoriam FJS" betrachtet Stationen seiner politischen Karriere durch das Prisma der Satire.

Und ob Freund, ob Feind, als er im Rahmen einer Jagdsause mit dem schillernden Fürsten von Thurn und Taxis 1988 starb, stellte man rasch fest, dass etwas abging: Politisches Charisma. Karikaturisten, Journalisten, Politologen, Soziologen und Parteifreunde dieser Welt vermissen bis heute eine kantige Figur, an der man sich reiben und stoßen kann. Ohne FJS ist die politische Landschaft langweiliger geworden.

Die Sonderausstellung ist noch bis 10. Februar 2009 im Valentin-Musäum (Tal 50, am Isartor) zu sehen.

Weitere Infos unter www.valentin-musaeum.de.

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