Kardinal Marx:Der Manager des Papstes

Reinhard Marx beim Ostergottesdienst in München, 2013

Nun öfter in Rom anzutreffen: Kardinal Reinhard Marx beim Ostergottesdienst in München.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der neue Papst will die Kurie reformieren und hat dafür nun acht Kirchenmänner berufen. Unter den Auserwählten ist der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Er gilt in der Weltkirche als strukturierter Organisator, als einflussreich - ohne zu den Cliquen der Kurie zu gehören.

Von Christian Krügel

Es war ein Immobiliendeal, der viele Münchner Katholiken richtig ärgerte: Für knapp zehn Millionen Euro kaufte sich das Erzbistum 2012 ein eigenes Haus in Rom. Gedacht ist es für Pilger und natürlich auch für die Bistumsleitung. So umstritten der Immobilienkauf war, so weitsichtig war er auch. Denn die Bistumsleitung in Gestalt von Kardinal Reinhard Marx dürfte das neue römische Domizil in Zukunft ziemlich regelmäßig nutzen. Papst Franziskus benannte am Wochenende ein neues Kardinalsgremium, das ihm bei der allseits geforderten Reform der Kurie beraten soll. Nur acht Kirchenmänner sind darin vertreten. Darunter: der Münchner Kardinal Reinhard Marx.

Gemeinsam mit seinen Amtsbrüdern soll er den neuen Papst "bei der Regierung der Kirche beraten" und eine Reform der Kurien-Verfassung erarbeiten, heißt es in der Erklärung des Vatikans. Der Kardinal selbst schwieg am Sonntag zu seiner Berufung.

Die Ehre für ihn ist gewiss groß - richtig überraschend ist sie indes nicht. Denn auch wenn viele Münchner Katholiken kritisieren, wie Marx das Ordinariat durcheinanderwirbelt und dem Bistum eine Strukturreform der Pfarrverbände überstülpt: In der Weltkirche gilt der Kardinal als klar strukturierter und erfolgreicher Manager, der wenig Rücksicht auf Altes nimmt. Durch die Aufarbeitung des Missbrauchskandals hat er sich einen Namen gemacht. Zudem ist er international gut vernetzt, ohne zu den Cliquen der Kurie zu gehören.

Der neue Papst lernte den Münchner Erzbischof in der Kardinalsversammlung vor dem Konklave kennen. Dort soll Marx überzeugend über den Reformbedarf in der römischen Kurie gesprochen haben. Zwei Wochen nach der Wahl von Franziskus kritisierte er in einem Interview das "Hofstaat-Gehabe" der Kurie: "Es war ein Grundgefühl bei den Kardinälen, dass sich etwas ändern muss, dass man Zuständigkeiten neu überlegen muss, dass man die Skandale der Vergangenheit aufarbeiten muss."

Dabei soll Marx nun dem Papst helfen - was ihn von seinen Münchner Aufgaben erheblich abhalten dürfte. Dass er mittelfristig ganz davon entbunden werden wird, um die Kurie hauptamtlich umzukrempeln, gilt derzeit als wenig wahrscheinlich. Diese Aufgabe kommt dem neuen Kardinalstaatssekretär zu, quasi dem Regierungschef des Papstes. Ein Deutscher in diesem Amt ist kaum vorstellbar, zumindest solange die Glaubenskongregation, das wichtigste theologische Gremium, auch von einem Deutschen geleitet wird: dem früheren Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. Wie attraktiv andere Ämter sein könnten, dürfte sich erst nach der Reform zeigen. Für das Münchner Erzbistum gilt dank der Berufung des Kardinals jedenfalls: Es bleibt nicht nur eines der reichsten und größten Europas, sondern auch eines der einflussreichsten.

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