Kampf um Fahrgäste:Billig zum Flieger

Präsentation von Car2go in München, 2013

Ein Fahrzeug der Carsharing-Firma "Car2go" auf dem Münchner Odeonsplatz.

(Foto: Robert Haas)

Carsharing-Firmen machen den Taxis bei der Anreise zum Flughafen Konkurrenz: Die Daimler-Tochter "Car2go" seit vier Wochen, der BMW-Ableger "Drive-Now" bereits seit Februar. "Das kann uns empfindlich treffen", heißt es dazu aus der Taxi-Branche. Für die Kunden wird sich der Wettbewerb allerdings lohnen.

Von Marco Völklein

"Jeder", sagt Hubert Schmidt. Dann macht er eine kurze Pause und stöhnt auf. "Jeder will mittlerweile ein Stück von unserem Kuchen mitnehmen." Mitfahrportale im Internet, Limousinendienste oder die flexiblen Carsharing-Anbieter - sie alle drängen ins Taxi-Geschäft. Und Schmidt, Geschäftsführer der Taxizentrale Isarfunk, klagt über die Konkurrenz.

Seit knapp vier Wochen zum Beispiel können die Nutzer der Daimler-Tochter "Car2go" ihre Leihautos nicht nur innerhalb der Stadtgrenzen ausleihen oder abstellen, sondern damit auch zum Flughafen fahren. Beim Konkurrenten "Drive-Now" von BMW gibt es diese Möglichkeit bereits seit Februar. Und Isarfunk-Chef Schmidt ist sich sicher: "Das werden wir zu spüren bekommen."

Vor allem preislich preschen die Carsharing-Firmen vor: So zahlen Car2go-Nutzer 29 Cent pro Minute, bei Drive-Now werden beim Normaltarif mindestens 31 Cent fällig. Hinzu kommt bei beiden eine Airport-Gebühr von zwölf Euro je Ausleihe. Ohne Stau dauert eine Fahrt aus der Innenstadt zum Flughafen vielleicht 40 Minuten - macht unterm Strich etwa 25 Euro. Fürs Taxi zahlt man für die Strecke dagegen 50 bis 60 Euro. "Das kann uns empfindlich treffen", heißt es aus der Taxi-Branche.

Zumal voraussichtlich von Dezember an die Stadt eine vom Gewerbe angeschobene Preiserhöhung abnicken wird: Demnach soll der Taxi-Tarif um durchschnittlich sechs Prozent steigen. Zudem setzt sich der Taxiverband München dafür ein, die Flughafengebühr von 1,20 Euro, die jeder Taxler pro Fahrt am Airport entrichten muss, auf die Fahrgäste umzulegen. Nicht zuletzt wegen des hohen wirtschaftlichen Drucks hatten in den vergangenen Wochen mehrere Hundert Taxler mit Auto-Korsos am Flughafen protestiert - und die Abschaffung der Gebühr verlangt.

Die Taxi-Branche versucht derweil, sich gegen die Konkurrenz zu wappnen: So müsse der Kunde beim Carsharing "selber fahren statt gefahren zu werden", sagt Frank Kuhle von der Taxi München eG. Zudem bekomme man in einem Smart von Car2go oder einem Mini von Drive-Now "schnell ein Gepäckproblem". Dennoch räumt auch er ein, dass der Taxi-Markt und insbesondere der Zubringerverkehr zum Airport "absolut übersättigt"ist. Zumal neben den Carsharing-Firmen auch Limousinen-Anbieter wie "Blacklane" oder eine Tochterfirma des Autoverleihers Sixt den Taxi-Betreibern zusetzen. "Es findet ein sehr harter Wettbewerb statt."

Und Isarfunk-Chef Schmidt musste vor Kurzem noch einen weiteren Rückschlag hinnehmen: Vor etwa eineinhalb Jahren hatte er zusammen mit einer Firma aus Schleswig-Holstein ein neues Angebot gestartet: Bei "Colexio" sollten sich Passagiere, die gerade im Erdinger Moos gelandet waren, mittels einer Smartphone-App Mitfahrer suchen - und sich dann ein Taxi teilen. Schon damals hatten viele Taxifahrer die Idee kritisch beäugt - sie fürchteten sinkende Umsätze. Im Sommer nun stellte Isarfunk die Colexio-App wieder ein. Das Interesse sei zu gering gewesen, sagt Schmidt. "Vielleicht war die Zeit noch nicht reif dafür." Nun überlegt er eine Neuauflage in der Innenstadt: Möglicherweise könne man junge Leute auf der Feiermeile rund um die Sonnenstraße und den Maximiliansplatz dafür begeistern - und so eine zusätzliche Kundengruppe für die Taxi-Branche erschließen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: