Kammerspiele:Sex, Skandale, Spendenaktionen

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Thomas Hauser sinkt auf eines der Luftkissen, mit denen der Theaterraum für "1968" ausgestattet ist. (Foto: Julian Baumann)

An den Münchner Kammerspielen richten junge Künstler den Blick auf "1968". Dabei geht es auch um die Frage, wie man die Menschen heute mobilisieren kann.

Von Christiane Lutz

Die Inszenierung endete in einem Skandal: Am 5. Juli 1968 hatte Peter Weiss' Stück "Viet Nam Diskurs" an den Kammerspielen Premiere. Regie führte Peter Stein. Am Ende der Vorstellung wandte sich Schauspieler Wolfgang Neuss ans Publikum und forderte auf, für den Vietkong zu spenden. Intendant August Everding war entsetzt, nach nur vier Vorstellungen wurde der "Viet Nam Diskurs" abgesetzt, Peter Stein entlassen.

Fast 50 Jahre später beschäftigt sich Regisseurin Leonie Böhm mit dieser Geschichte. Dafür hat sie nur 15 Minuten Zeit, so das Konzept von "1968", einem Abend in den Kammerspielen, an dem neun Künstler oder Künstlergruppen einen eigenen Blick auf das geschichtsträchtige Jahr werfen. Leonie Böhm will sich mit der Frage beschäftigen, wie man heute die Menschen mobilisieren könnte. Sie plant eine Art Gegenaktion zum Spendenaufruf von damals, begleitet von den Schauspielern Thomas Hauser und Lukas Vögler.

Außerdem ist das feministische Performance-Kollektiv "Henrike Iglesias" dabei, die in ihren 15 Minuten einen Blick auf die sexuelle Revolution aus der Sicht der Frauen werfen wollen. Das "Collectif Catastrophe" aus Frankreich, das im September 2017 das Manifest "Wenn alles vorbei ist, dann ist auch alles erlaubt" in einer französischen Zeitung druckten, wollen den Weltuntergangszynismus nicht hinnehmen und wagen, von einer besseren Welt zu träumen.

Der mexikanische Regisseur Alberto Villarreal beschäftigt sich mit den Studentenprotesten in Mexiko 1968, der deutsch-polnische Regisseur Wojtek Klemm behandelt den Fall des Studenten Piotr S., der sich vergangenen Oktober aus Protest selbst verbrannt hat. Sogar Elfriede Jelinek wird dabei sein - wenn auch nur in einer Videobotschaft.

1968, Premiere am Donnerstag, 8. Februar, 20 Uhr, Kammerspiele, Kammer 1, Maximilianstraße 26, 089/21837300

© SZ EXTRA vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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