Kälteschutzprogramm:Mehr Schlafplätze für Obdachlose

Beratungszentrum "Schiller 25" in München eröffnet, 2013

Im "Schiller 25" berät das Evangelische Hilfswerk im Auftrag der Stadt wohnungslose Zuwanderer und vermittelt ihnen im Winter bei Frost Bettplätze.

(Foto: Robert Haas)

Immer mehr Menschen in München brauchen im Winter einen Schlafplatz: Die Stadt will nun das Kälteschutzprogramm ausweiten und bei Frost Einwegdecken verteilen. Die meisten Plätze soll es in der Bayernkaserne geben.

Von Sven Loerzer

Die Stadt will ihr Kälteschutzprogramm und das Beratungsangebot dazu weiter ausbauen. Für Frosttage sollen in diesem Winter für obdachlose und mittellose Menschen 160 Schlafplätze mehr als im vorigen Jahr zur Verfügung stehen. Zusammen mit den Reserveplätzen im Tiefbunker an der Elisenstraße könnten dann bis zu 680 Menschen (Vorjahr: 520) ein Nachtquartier erhalten.

Hatte Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) im vergangenen Jahr zunächst keine Decken mehr ausgeben lassen und dafür heftige Kritik im Stadtrat und bei den Sozialverbänden geerntet, soll es in diesem Jahr Einwegbettdecken geben.

Knapp 18.000 Menschen im Winter 2012/2013 registriert

Mit der Aufstockung der Schlafplätze, die noch vom Stadtrat beschlossen werden muss, reagiert die Stadt auf die steigende Zahl von Personen, die an Frosttagen Zuflucht suchten. Fast 2400 Menschen ließen sich in der Beratungs- und Einweisungsstelle "Schiller 25" in der letzten Saison den Zuweisungsschein für einen Bettplatz ausstellen. Mehr als die Hälfte aller Hilfesuchenden kam aus Rumänien oder Bulgarien.

Im Winter 2012/2013 waren knapp 1800 Menschen registriert worden. Die Kälteschutzräume waren da in der Zeit von 1. November bis 31. März an 125 Tagen geöffnet, im vergangenen Winter wegen der milden Witterung nur an 96 Tagen. Deshalb sank die Zahl der Übernachtungen von 22 000 auf knapp unter 20 000. Allerdings nutzten im Schnitt mehr Menschen die Öffnungstage: Statt 176 waren es 204. "Es ist absehbar, dass diese Zahl auch in der kommenden Kälteperiode weiter ansteigen wird", erklärt Brigitte Meier.

120 Plätze unter der Erde

Die meisten Plätze wird es im Haus 12 der ehemaligen Bayernkaserne geben. 356 Männer und 76 Frauen können dort untergebracht werden, dazu kommt eine Reserve von 68 Plätzen, die je nach Bedarf genutzt werden können. Reicht das alles nicht mehr, wird der Elisenbunker aufgesperrt, mit 120 Plätzen unter der Erde.

Für alleinstehende Frauen mit Kindern, Schwangere und alleinerziehende Väter mit Kindern sind in zwei privaten Beherbergungsbetrieben jeweils 30 Plätze vorgesehen. Die Unterbringung dieses Personenkreises soll nun, wie von den Wohlfahrtsverbänden gefordert, unabhängig von der Null-Grad-Grenze möglich sein. Das Evangelische Hilfswerk hat sich aus humanitären Gründen für deren generelle Abschaffung ausgesprochen.

Sozialbetreuung in den Kälteschutzräumen

Die Betriebsführung für die Bayernkaserne soll wieder das Evangelische Hilfswerk bekommen, das auch das Beratungsangebot "Schiller 25" unterhält. Denn die Vergabe an einen externen Betreiber habe im vergangenen Winter "zu erheblichen Missverständnissen und Reibungsverlusten geführt".

Zudem müsse "wegen der Gesamtbelastung in der Bayernkaserne" und der Erhöhung der Schlafplatzzahl auch eine Sozialbetreuung in den Kälteschutzräumen angeboten werden, "um Eskalationen vorzubeugen und eine soziale Belegung der Plätze" sicher zu stellen, erklärt die Sozialreferentin. Für das Kälteschutzprogramm wird die Stadt künftig 1,6 Millionen Euro ausgeben, dazu kommen fast 1,2 Millionen Euro für Instandsetzung und Ausstattung der Räume.

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