Kabarettisten über das Oktoberfest:"Nach der ersten Maß sind alle schön"

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Die Kabarettisten Luise Kinseher und Christian Springer nehmen den typischen Wiesngänger unter die Lupe - und haben eine Erklärung gefunden, warum er immer bis zum Ende sitzen bleibt und irgendwann nur noch die Sprache der Tiere spricht.

Astrid Becker

Sie kommt im Dirndl, er im ganz normalen Straßenoutfit auf die Wiesn. Weil er sich als waschechter Münchner nun mal nicht ins "Gwand" schmeiße, wie die Tracht in Bayern genannt wird. Und sie? Na ja, sie ist Niederbayerin, und sei als solche schon allein wegen ihres Dirndls eindeutig zu identifizieren. Meint er, der Kabarettist Christian Springer. Sie, Nockherberg-Fastenpredigerin Luise Kinseher, sieht das erwartungsgemäß anders: "Wenn des stimmt, was du sagst, dann warn aber ned vui Münchner da auf dem Oktoberfest."

"Dass ma ned ins Kino gehen kann, ist blöd": Luise Kinseher und Christian Springer analysieren das Treiben auf dem Oktoberfest. (Foto: Robert Haas)

Und bereits diesen einleitenden Worten im Hofbräuzelt ist zu entnehmen, dass die beiden Künstler sich zwar gut verstehen, aber nicht unbedingt immer einer Meinung sein müssen.

Da können auch Erlebnisse wie der gemeinsame Dreh für Franz Xaver Bogners Kultserie "München 7", gemeinsame Auftritte auf der Bühne schon vor mindestens zehn Jahren (worüber Springer sagt: "I woaß des nimmer, aber es war sehr, sehr schön") und sogar gemeinsame Seminare im Fach "Bayerische Literaturgeschichte" an der Münchner Uni nichts ändern - ebenso wenig wie Springers neuester Traum, für Kinsehers Wiesnhit "Geh ma no wo nei" eine ganz spezielle Choreographie zu kreieren: "Eine, wo ned bloß mit den Händen herumgewedelt wird, nein, so eine, wo man mit echten Requisiten spielt, mit abgefieselte Wiesnhendl zum Beispiel, oder irgendwas mit Handytausch."

Am Wiesnhit, erzählt er, sei ohnehin nur eines wichtig: "Dass er lang genug ist, dass man sich dreimal aus- und wieder anziehen kann."

Denn das brauche er, der typische Wiesngänger, worunter Springer einen versteht, der "aus der U-Bahn kommt, immer Probleme mit seinem Handyanbieter hat und gegen Atomkraft ist, weil der Markus Söder ja auch dagegen ist". Außerdem plage den Wiesngänger eine wahnsinnige Angst davor, dass das Bier nicht reicht: "Drum trinkt er schnell, damit ein Rausch hergeht, bevor das Bier ausgeht."

Gewisse Verlustängste sieht auch Kinseher. Der Wiesngänger habe vor allem Angst vor Diebstahl, "dass ihm sein Geld aus der Tasche geklaut wird". Nur darum bleibe er immer bis zum Schluss sitzen: "Weil wenn er aufstehen würde, läuft er ja schon wieder Gefahr, dass ihm was wegkommt." Und wahnsinnig gut aussehen würde er, der Wiesngänger, denn "nach der ersten Maß sind alle schön". Und die Sprache der Tiere könne er sprechen: "Grunzlaute werden weltweit verstanden."

Und was die Zukunft der Wiesn anbelangt? Während Springer meint, dass das Oktoberfest in zwei Jahren privatisiert ist und die Bedienungen mit Werbetattoos für Baumärkte herumlaufen, glaubt Kinseher eher noch an eine Ausweitung des Wiesnangebots: "Dass ma ned ins Kino gehen kann, ist blöd. Und einen Drogeriemarkt, das gibts a nod ned. Aber sonst eh fast alles."

© SZ vom 22.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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