Jugendstudie:Was sich junge Münchner wünschen

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Immer wieder protestieren junge Menschen gegen die Politik - wie etwa beim Bildungsstreik im Jahr 2010. (Foto: Robert Haas)

Eine Jugendstudie der Stadt zeigt: Die meisten Befragten leben gerne hier. Doch längst nicht alle sehen ihre Aussichten positiv. Bemängelt werden vor allem teure Wohnungen, hohe MVV-Preise und aggressive Polizisten.

Von Melanie Staudinger

Wie zufrieden Jugendliche mit ihrem Leben und ihren Zukunftschancen in München sind, hängt stark von ihrem Geschlecht, ihrer Bildung und ihrer sozialen Herkunft ab. Das ergibt sich aus der ersten Jugendbefragung, die die Stadt Ende vergangenen Jahres in Auftrag gegeben hat und die nun im Bildungsausschuss des Stadtrats vorgestellt wurde. Demnach fühlen sich männliche Jugendliche deutscher Herkunft, die ein Gymnasium besuchen, wesentlich wohler als gleichaltrige Mädchen mit Migrationshintergrund, die einen geringeren Bildungsabschluss haben.

Die Stadt hat 4000 junge Menschen zwischen 15 und 21 Jahren angeschrieben. Parallel dazu befragte sie die Besucher in den Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Grundsätzlich zeigt die Studie, dass Jugendliche und junge Erwachsene sehr gerne in München leben. Fast 84 Prozent haben vor, in Zukunft hier zu wohnen. Doch das gilt nicht für jeden.

Besonders Mädchen mit Migrationshintergrund, die eine Mittel- oder Förderschule besuchen, beurteilen die Lebensqualität in der Stadt und ihre individuellen Chancen deutlich negativer. Obwohl junge Frauen im Schnitt bessere Schulabschlüsse erlangen als Jungen, sehen sie für sich eine schlechtere berufliche Perspektive. Was jedoch allen gemein ist: Viele der befragten Jugendlichen denken, dass die Schule sie nicht ausreichend auf das Leben danach vorbereitet.

Als zentrales Problem sehen die befragten Jugendlichen den Mangel an günstigem Wohnraum an (78 Prozent). Wer eine Ausbildung begonnen hat und ausziehen will, findet nur selten eine bezahlbare Bleibe in der Innenstadt. Fast ebenso viele der Teilnehmer ärgern sich über die MVV-Preise, die aus ihrer Sicht zu hoch sind.

Die Jugendlichen bemängeln zudem die schlechte Lernausstattung an Schulen und fehlende Möglichkeiten in ihrer Freizeit. Zum einen seien die Eintrittspreise für die ohnehin nicht gerade zahlreichen Veranstaltungen zu teuer. Einer der Befragten schreibt: "Die Stadt München fördert ein Image, das die konsumgetriebene 'Schickeria' heranzieht und junge begabte und querdenkende Menschen, welche abseits des Mainstreams arbeiten und leben wollen, vertreibt. Eine lebendige Spontankultur ist dadurch nur sehr gebremst möglich."

Zum anderen wünschen sich die jungen Münchner aber auch Flächen, auf denen sie sich aufhalten können, ohne dass sie von Nachbarn, Passanten oder der Polizei gleich vertrieben werden. Polizisten genießen offenbar kein allzu hohes Ansehen bei der Jugend. Die Befragten kritisieren in der Studie vielfach Polizeiwillkür und eine unangemessen aggressiv agierende Polizei. "Ich habe dunkle Haut und Piercings und werde erstaunlich oft von der Polizei kontrolliert", schreibt einer. Ein 17-Jähriger gibt an, dass er pro Woche zwei- bis dreimal überprüft werde, "ohne je was mit der Polizei zu tun gehabt zu haben".

Im Bildungsausschuss forderte Jutta Koller von den Grünen, sich mehr Gedanken zu machen, wie der öffentliche Nahverkehr für Schüler, Azubis und Studenten günstiger gemacht werden könnte. Zudem sollte die Stadt mehr unbetreute Freiräume schaffen. "Als Kommunalpolitiker sind wir gefordert, diesen Platz zu suchen", sagte sie. Mitte November werden sich Politiker und Jugendliche treffen, um nach Realisierungsmöglichkeiten zu suchen.

© SZ vom 09.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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