Jubilare:Happy Birthday

Nicht nur die Landkreis-SZ, auch diese Unternehmen, Einrichtungen und Vereine feiern 25. Geburtstag.

Von Klaus Bachhuber und Christina Hertel

Bill Clinton wird Präsident, Sarajevo belagert, Kohl ist gerade zehn Jahre im Amt, in Deutschland startet das erste Mobilfunknetz, das Internet gibt es gerade mal ein Jahr. Vor 25 Jahren war nicht alles besser, bloß vieles anders. Was haben Vereine, Institutionen, Unternehmen erlebt, die 1992 im Landkreis gegründet worden sind? Was hat sich verändert? Und wie wird es in Zukunft weitergehen?

Reit- und Fahrverein

Jubilare: Ein glücklicher Bewohner des Reitvereins Aschheim.

Ein glücklicher Bewohner des Reitvereins Aschheim.

(Foto: Claus Schunk)

Dass Kinder aus der Stadt Reiten lernen - daran sei vor 25 Jahren gar nicht zu denken gewesen, sagt Gudrun Altenburger. Sie ist die Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins in Aschheim. Doch die Zeiten haben sich geändert: Der Andrang der Münchner ist inzwischen so groß, dass es für sie einen Aufnahmestopp gibt. Dabei ging alles klein los. Sieben Aschheimer schlossen sich 1992 zusammen und mieteten von den Bayernwerken einen stillgelegten Bauernhof am Isarkanal. Kuh- und Schweinestall, einen Stadel für Geräte und Fahrzeuge, ein Wohngebäude. Alles bestimmt schon seit 25 Jahren verlassen. Die ersten Vereinsmitglieder bauten Boxen für die Pferde, legten einen Reitplatz an. "Das Geld war damals immer knapp, es war einziger Kampf", sagt Altenburger. Bis die Gemeinde 2004 den Bayernwerken das Grundstück abkaufte. Von da ab griff die Gemeinde mehr unter die Arme - in finanzieller Hinsicht. Momentan ist in dem Reitverein Platz für 30 Pferde und 40 Reitschüler. Mehr dürften es aber auch nicht sein, meint Altenburger. Denn wer auf den Hof kommt, schätze das Familiäre. Und das soll nicht verloren gehen.

Städtepartnerschaft mit Tschernogolowka

Lebensmittel, Kleider, Rollstühle, Medikamente - all das fehlte Anfang der Neunzigerjahre in vielen Teilen Russlands. Die Gemeinde Neubiberg, Bundeswehr Uni und die Kirchen wollten helfen und schickten Pakete nach Tschernogolowka, einer Kleinstadt 40 Kilometer von Moskau entfernt. Aus dieser Hilfsaktion wurde mit der Zeit eine Partnerschaft, die am 9. Mai 1992 offiziell besiegelt worden ist. Seitdem finden Jugend- und Studentenaustausche statt, Ausstellungen, Konzerte, gemeinsame Feste. Russische Apotheker, Ärzte, Lehrer, Bäcker und Ingenieure machten Praktika in Neubiberger Betrieben. Außerdem wurde ein Projekt zur Weiterbildung von Jugendlichen in Tschernogolowka ins Leben gerufen. Aus all dem gingen nach den Worten von Reiner Höcherl, dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins, echte Freundschaften hervor, sogar Ehen. Er sagt: Egal, was auf der großen politschen Bühne in den nächsten Jahren passiere - Tschernogolowka und Neubiberg wollen ihre gute Verbindung behalten. Am liebsten mit ein paar neuen, jüngeren Mitgliedern. Auch wenn Höcherl weiß, dass die Zeiten schnelllebiger und hektischer geworden sind, ist er doch von einem überzeugt: Kultureller Austausch ist momentan wichtiger als je zuvor.

Neubiberg, Unterbiberg, Pfarrheim St. Georg, Festakt 25 Jahre Partnerschaft Neubiberg und Tschernogolowka

Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland (rechts) und sein Amtskollege Oleg Egrow aus Tschernogolowka bekräftigen ihre Gemeindepartnerschaft.

(Foto: Angelika Bardehle)

Kallmann-Museum

Schneller, höher, weiter - dieses Phänomen gibt es auch in der Kunst. Bei den Machern, aber vielleicht auch beim Rezipienten. Rasmus Kleine, der Leiter des Kallmann-Museums in Ismaning, beobachtet jedenfalls, dass sich die Aufmerksamkeit der Leute verschiebt - hin zu den großen Häusern mit den berühmten Werken. Trotzdem macht ihm die Zukunft keine Angst: Das Museum habe in den vergangenen 25 Jahren seinen Bekanntheitsgrad kontinuierlich gesteigert - nicht nur für die Kunstwerke, sondern auch für die Konzerte, die regelmäßig dort stattfinden. Bereits in den Achtzigern hatte der Maler Hans Jürgen Kallmann die Idee, ein Museum mit seinen Werken - Porträts, Tier- und Landschaftsbilder - im Landkreis München zu gründen. Eigentlich in Pullach, weil er dort lebte, doch dort war kein Platz. Schließlich entschied er sich für Ismaning, für die alte Orangerie, die dort wieder aufgebaut wurde. Die Eröffnung erlebte der Maler nicht mehr, er starb ein Jahr zuvor. 70 Gemälde und 1300 Papierarbeiten besitzt das Museum von ihm. Nicht immer sind alle gleichzeitig zu sehen - auch andere moderne Künstler werden ausgestellt. Kleine will das Haus in Zukunft lebendiger machen, mit noch mehr Konzerten, Theaterstücken, Lesungen.

Jubilare: Bernd Oliver Fröhlich, Sabine Lutzenberger und Joel Frederiksen (v.l.) sind gern gesehene Gäste im Ismaninger Kallmann-Museum.

Bernd Oliver Fröhlich, Sabine Lutzenberger und Joel Frederiksen (v.l.) sind gern gesehene Gäste im Ismaninger Kallmann-Museum.

(Foto: Schellnegger)

Junior-Secondhand

Jubilare: Waltraud Aßbeck arbeitet im Junior-Secondhand in Heimstetten.

Waltraud Aßbeck arbeitet im Junior-Secondhand in Heimstetten.

(Foto: Claus Schunk)

Vor 25 Jahren gab es kein Ebay, kein Facebook, und das Internet war tatsächlich für alle Neuland. In dieser Zeit gründeten ein paar junge Mütter in Heimstetten einen Laden für gebrauchte Kindermode: Junior-Secondhand im Pfarramt St. Peter. Für sie war es damals der einzige Weg, an günstige Kleidung zu kommen. Die jungen Mütter von damals sind inzwischen älter - der Laden wird jetzt hauptsächlich von Rentnerinnen geführt. Eine von ihnen ist Waltraud Aßbeck, sie kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und sagt: "Wir merken: Heutzutage ist der Bedarf nicht mehr so groß." Vielleicht wegen des Internets, vielleicht wegen der Discounter. Trotzdem funktioniere das Konzept nach wie vor: Es gibt Kommunionskleider, Faschingskostüme, aber auch Hosen, Pullover, T-Shirts, zu Preisen zwischen drei und 20 Euro. Ein Teil des Geldes wird gespendet. Waltraud Aßbecks Wunsch für die nächsten Jahre: Dass auch mal ein Mann bei ihnen im Laden mithilft. Denn Männer sind in den vergangenen 25 Jahren immer bloß zum Einkaufen gekommen - mit einer langen Liste, geschrieben von ihren Ehefrauen.

Medienstandort

Mit Privatfernsehen ging es Ende der Achtziger-, Anfang der Neunzigerjahre so richtig los. Neu waren damals nicht nur Shows wie "Das Glückrad" oder "Der Preis ist heiß", sondern auch die Fernsehwerbung im großen Stil. Pro Sieben gründete deshalb 1992 für ihre Werbepausen eine eigene Vermarktungsfirma, die "Media-Gruppe München" in Unterföhring, wo der Sender schon zwei Jahre zuvor hingezogen war. Mit der eigenen Firma wurde auch das Medienunternehmen größer. Zu Pro Sieben Sat 1 gehören Sixx, Sat 1 Gold, Pro Sieben MAXX, Kabel eins und Kabel eins Doku. Sie alle sitzen in Unterföhring - in München wäre gar kein Platz. Dass durch das Internet, das Fernsehen eines Tages ausstirbt, sei nicht zu befürchten, heißt es im Medienkonzern. Je fragmentierter die Online-Welt werde, desto mehr konzentrierten sich Unternehmen auf die TV-Werbung.

ProSiebenSat.1

In der Playout-Zentrale von Pro Sieben Sat 1 laufen alle wichtigen Quellsignale des Senders zusammen.

(Foto: Hoppe/dpa)

Flugwerft

1985 beauftragte die Staatsregierung das Deutsche Museum mit dem Aufbau einer Außenstelle für Luft- und Raumfahrt in Oberschleißheim. Zu diesem Zweck wurde die Flugwerft restauriert, gläserne Ausstellungshallen entstanden Am 12. September 1992 wurde die Flugwerft Schleißheim eröffnet. Nahm die Dependance zunächst nur auf, was im Haupthaus keinen Platz fand, ist sie längst mit herausragenden Exponaten an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen. Der vor 25 Jahren vorgesehene Erweiterungsbau täte Not, ist aber angesichts der Bauaufgaben auf der Museumsinsel nicht realisierbar. Mit einer Schauwerkstatt und Oldtimer-Flugtagen löst die Flugwerft ihren Anspruch eines "lebendigen Museums" ein. Jährlich kommen 100 000 Besucher. Gerhard Filchner feiert dort Jubiläum: Er ist seit 25 Jahren Leiter der Außenstelle.

Flugwerft Oberschleißheim, Gläserne Werkstatt, wo Flugzeuge restauriert werden

Einst war die Flugwerft Oberschleißheim ein Außenlager des Deutschen Museums, heute kommen jährlich 100 000 Besucher auch in die Gläserne Werkstatt.

(Foto: Florian Peljak)
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