Jubilar:Vom "Bügelbrett" ins Herz von München

Roland Kuffler, 2009

Ein Weinzelt auf der Wiesn – wer braucht denn sowas? Roland Kuffler brauchte sowas, und er hatte den richtigen Riecher.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Über Studentenlokale und Beatklubs zu Speisegaststätten: Der Großgastronom und Wiesnwirt Roland Kuffler feiert an diesem Mittwoch seinen 80. Geburtstag

Von Franz Kotteder

Einem Witz mit ziemlich langem Bart zufolge ist man dann ein guter Geschäftsmann, wenn man Eskimos einen Gefrierschrank verkaufen kann oder einem Schwarzwaldbewohner einen Kanarienvogel für dessen Kuckucksuhr. Roland Kuffler müsste demnach ein noch viel besserer Geschäftsmann sein. Denn er hat es geschafft, Wiesnwirt zu werden, obwohl es in seinem Wiesnzelt überhaupt kein Wiesnbier gibt. Sondern lediglich Wein. Und außerdem - ein merkwürdiges Zugeständnis an das größte Bierfest der Welt - ausgerechnet Weißbier.

Roland Kuffler darf an diesem Mittwoch seinen 80. Geburtstag feiern, er macht darum kein großes Theater, sondern feiert im Kreis der Familie. Im vergangenen Jahr hat er sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, die beiden Söhne Stephan und Sebastian führen die Firmengruppe - Stephan ist bereits seit 1992 in die Geschäftsführung einbezogen, Sebastian seit 2008. Da kann man schon von einem abgerundeten Lebenswerk sprechen, auch wenn in der Gastronomie ja nie etwas wirklich fertig ist. Aber immerhin zählt die Kuffler-Gruppe mit 42 Betrieben und einem Jahresumsatz von 117 Millionen Euro schließlich zu den 20 größten Gastro-Unternehmen Deutschlands.

"Für München ist es ein Glücksfall", schreibt Oberbürgermeister Dieter Reiter in seinem Glückwunschschreiben an Kuffler, "dass Sie in den Siebzigerjahren Ihren Lebensmittelpunkt hierher verlegt haben und erfolgreich in die Spitzengastronomie eingestiegen sind." Aber man kann auch sagen: Umgekehrt ist das wohl nicht ganz falsch gewesen. Roland Kuffler war mit 18 Jahren in die Geschäftsführung der elterlichen Baufirma im pfälzischen Frankenthal eingetreten. Nach ein paar Jahren hatte er dann das Gefühl gehabt, noch etwas anderes mit seinem Leben anfangen zu können. So ging er nach Heidelberg, um Sprachen zu studieren. Dort stellte er fest, dass die ausländischen Studenten überhaupt keinen Treffpunkt hatten, an dem man sich mit ihnen bei einem gepflegten Glas Wein unterhalten konnte, und deshalb gründete er ganz einfach selbst ein solches Clublokal.

In Heidelberg lernte er auch Erich Kaub kennen, der nicht nur sein Schwager werden sollte, sondern später mehr als 25 Jahre lang auch sein Geschäftspartner. Kaub war damals linker Asta-Sprecher in Heidelberg, hatte aber bald ebenso wie Kuffler erkannt, dass die Studentenschaft langfristig vielleicht doch weniger am Hämmern und Sicheln als am Schmausen und Picheln interessiert war. Sie gründeten zusammen zwar noch das Kabarett "Bügelbrett", aber auch Studentenlokale namens Tangente, Parabel oder Tangente Jour in verschiedenen Städten Deutschlands und Österreichs, sowie Diskotheken, damals noch "Beatklubs" genannt.

1968 zog die Firma dann nach München um, und Kuffler verlegte sich mehr und mehr auf die Speisengastronomie. Er gründete die Kette Wurstkuchl, da schlägt wohl der Pfälzer durch, mit Filialen von Regensburg bis Berlin, eröffnete 1980 den Haxnbauer, zwei Jahre später das Spatenhaus an der Oper und traute sich 1984 erstmals mit dem Weinzelt auf die Wiesn. Das war - vorsichtig formuliert - nicht von Anfang an der Renner. Oft war das Zelt halb leer, erst mit den Jahren gelang es, Stammkundschaft aus dem Spatenhaus auch auf die Wiesn zu locken. Die Münchner wollten halt lieber Bier. Und das, obwohl auf der Wiesn schon vor 200 Jahren Pfälzer Wein ausgeschenkt wurde, wie Kuffler gerne betont. Heute ist das Weinzelt längst so voll und ausreserviert wie die anderen auch.

Das Kufflersche Gastro-Imperium aber wuchs und wuchs. Es kam das Seehaus im Englischen Garten hinzu, das Mangostin und zeitweise die Menterschwaige. Nach der geschäftlichen Trennung von Kaub gab es neue Partner. Mit der Familie Käfer zusammen zog Kuffler verschiedene Projekte in Wiesbaden und Frankfurt durch, etwa am Flughafen und in der Alten Oper. 2002 übernahm Kuffler das Münchner Palace-Hotel, und der letzte große Brocken war das Restaurant Kuffler für rund 450 Gäste in der alten Residenzpost am Max-Joseph-Platz. Ein krönender Abschluss für Roland Kufflers berufliche Laufbahn und nach allem, was man hört, eher ein Prestigeobjekt als ein bedeutender Erlösträger.

Aber Kuffler ist nun mal jemand, der viel von Investitionen hält, denn, so sagt er: "Vom Sparen ist noch keiner reich geworden." Auch das kann man von einem Mann mit 80 Jahren Lebenserfahrung lernen.

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