Jubiläum:Lange laut

Seit 25 Jahren bietet das Backstage Münchens Subkultur einen Ort zum Feiern

Von Michael Zirnstein

Eigentlich", fällt Hans-Georg Stocker auf, "hätten wir den Geburtstag größer feiern müssen." Es ist schließlich ein Jubiläum: 25 Jahre Backstage. Man hätte alle Großen einladen können, die hier als Kleine schon spielten: Emil Bulls, Fanta 4, Sportfreunde Stiller . . . "Aber mit so einem Fest müsste man zwei Jahre vorher anfangen." Die war Stocker damit beschäftigt, die Zukunft seines Lebenswerkes zu sichern. Wie immer. Ende 2016 muss er einen Großteil des aktuellen Standortes räumen und umziehen - zum vierten Mal. Erstmals hat der Nomade unter Münchens Hallenbetreibern zwar ein Grundstück gekauft und es könnte der lang ersehnte Alterssitz werden, aber es gibt schon wieder Ärger, etwa mit den Nachbarn, die noch gar nicht da sind.

Es ist das alte Lied dieses Privatprojekts, das begann, "als Anfang der Neunziger Münchens Kultur auf dem absoluten Tiefstand angelangt war" - Stocker meint damit die Subkultur. Jedenfalls wollte der Oberschüler damals Kulturinteressierte vernetzen und das Stadtmagazin X-Ray herausgeben. Um das zu finanzieren, veranstaltete man Partys und Konzerte. Platz dafür gab es nur im städtebaulichen Niemandsland. Kaum hatten sich die Kulturpioniere eingenistet, wurde die Gegend schick und sie wurden verscheucht. Zehn Jahre immerhin hatte Stockers Team Zeit, den jetzigen Standort in Neuhausen einzurichten. Konzerte, Sport, Kabarett, das Festival "Free & Easy", die Indieparty "Freak Out!" und vieles mehr gibt es in acht Räumen und acht Outdoor-Locations. Im vergangenen Jahr kamen 300 000 Besucher zu 1000 Veranstaltungen, davon 500 Konzerte. Meistens steigt vieles gleichzeitig. "Es soll verwurstelt sein", sagt Stocker.

Er steht hinter den Szenen, auch wenn er nicht alles gut findet, was da gesagt und gesungen wird. "Jugendkultur soll provozieren", und das gelinge Nymphenburger Gymnasiastinnen vielleicht nur, wenn sie ihre Mütter (links-alternativ wie er) mit schwulen- oder frauenfeindlichem Gangster-Rap schockten und dabei auf Problem-Kids aus dem Hasenbergl träfen. Hitzige Debatten über "Hassmusiker im Backstage" hat er durchgestanden, schon weil es ihn freute, wie Fans der rechtslastigen Rocker Frei.Wild jubelnd unter dem von ihm aufgehängten Banner hindurchzogen, auf dem "Nazis, Fuck Off!" stand. Und als Stadträte forderten, dem Backstage die Zuschüsse zu streichen, freute er sich über seine Freiheit: "Wir bekommen keine Zuschüsse!" Freilich will er es sich mit der Politik nicht verscherzen, gerade nicht jetzt, da er eh mehr Zeit mit Anwälten verbringt als bei Konzerten. Drei Tage will er in Ruhe feiern, dann geht es wieder um die Zukunft.

25 Jahre Backstage, 14.-17. Jan., Do. mit Benuts, Finn Nelè, u.a.; Fr. mit Danko Jones,Mustasch, u.a.; Sa. mit ZSK, Schmutzki, u.a.

Jubiläum: An der Friedenheimer Brücke war das Backstage bis 2006 beheimatet. So mancher Münchner hat hier schon gefeiert.

An der Friedenheimer Brücke war das Backstage bis 2006 beheimatet. So mancher Münchner hat hier schon gefeiert.

(Foto: Backstage)
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: