Jennifer Fizia:Gründerin

Jennifer Fizia: Jennifer Fizia und die Zahlen - dass daraus etwas wird, hätte wohl niemand geglaubt.

Jennifer Fizia und die Zahlen - dass daraus etwas wird, hätte wohl niemand geglaubt.

(Foto: Natalie Neomi Isser)

Sie prägt das Start-up Lendstar

Von Franziska Gerlach

Jennifer Fizia, 32, Start-up Lendstar: Jennifer Fizia und die Zahlen - dass daraus etwas wird, hätte wohl niemand geglaubt, schon gar nicht sie selbst. "Ich hasse Mathematik, das ist das Allergruseligste, was es gibt", sagt Fizia . Fächer wie Deutsch oder Musik waren ihr in der Schule viel lieber. Den Ratschlag ihres Vaters, Bankkauffrau zu werden, schlug sie deshalb in den Wind.

Heute weint Fizia zwar nicht der Banklehre nach. Als Kommunikationsmanagerin des Start-ups Lendstar hat sie aber jeden Tag mit Finanzen zu tun. Gut zwei Jahre ist es jetzt her, dass das von Christopher Kampshoff gegründete Start-up eine App auf den Markt gebracht hat. Sie soll das Leihen und Verleihen von Geld unter Freunden vereinfachen. Im Mai 2015 erschien die dritte Version, die in diesem Jahr mit dem "Best of Mobile Award" in der Kategorie Finanzen ausgezeichnet wurde. Die Firma zählt elf Mitarbeiter, zwei von ihnen sind Frauen. Im Gemeinschaftsbüro an der St.-Martin-Straße sitzen die Entwickler wie die Hühner auf der Stange. Da braucht es schon ein wenig Fantasie, um sich die aparte Frau mit der schicken Kurzhaarfrisur an ihrem Arbeitsplatz vorzustellen, nur einen Tisch von den Computernerds entfernt. Seit Mai 2013 ist die Mutter einer kleinen Tochter bei Lendstar angestellt, sie ist das Gesicht des Start-ups. Und sie begleitet das Produkt auf seinem Weg zum sozialen Finanznetzwerk. Aufgewachsen in Stendal in Sachsen-Anhalt, studierte sie in Magdeburg Journalistik und Medienmanagement. 2010 zog sie nach München, um für Sony Music zu arbeiten - und verliebte sich in die Stadt. Und auch mit den Bayern sei sie schnell warm geworden, sagt sie.

Fizia kann sich binnen Sekunden auf ihr Gegenüber einstellen. Das muss sie auch können, denn bei der Pflege der Lendstar-Community kommt es darauf an, deren Wünsche aufzunehmen und sie anschließend an die Entwickler weiterzugeben. Doch Fizia macht kein Bohei um ihre Leistungen, gibt vielmehr zu, dass sie sich in die Welt der Banken, die mit Lendstar eine jüngere Zielgruppe erreichen möchten, auch erst einfinden musste. Wo andere über die Doppelbelastung durch Kind und Karriere stöhnen, da erklärt sie lieber, wie gerne sie mit ihrer Tochter Puzzle legt. Und wenn man ihr so zuhört, dann versteht man, dass ihre Stärke gerade darin liege, sich unter Männern behaupten zu können, ohne sich wie ein Mann zu verhalten - der Prototyp einer modernen Frau, die heute schon begriffen hat, wie weit sie es mit Einfühlungsvermögen und Taktgefühl in Zukunft bringen kann.

Noch fällt Fizia auf den Start-up-Veranstaltungen inmitten fachsimpelnder Gründer eher als Exotin auf. "Ich hatte aber nie das Gefühl, dass jemand denkt, jetzt will uns ein blondes Mädchen etwas über Finanzen erzählen", sagt sie. Im Gegenteil. Umso mehr bedauert sie, wenn Frauen den Schritt in die Selbständigkeit nicht wagten. Fizia selbst traut sich das zu. Mit einer passenden Idee.

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