Jahresempfang:Aufruf zu mehr Gastfreundschaft

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Ausgezeichnete Helfer: Abt Johannes Eckert,Robert Greiner, Schwester Ogmunda, Irene Frey-Mann, Roman Krivsky und Frater Emmanuel Rotter (von links). (Foto: Claus Schunk)

Katholikenrat fordert mehr Hilfe für Asylbewerber und Arme

Von Christian Krügel

Mit einem flammenden Appell haben hochrangige Münchner Geistliche die Katholiken der Stadt zur Solidarität mit Armen und Flüchtlingen aufgerufen. Beim Jahresempfang des Katholikenrates forderten sie zudem zum Widerstand gegen Fremdenfeindlichkeit und eine kaltherzige Sozialpolitik auf. Allen voran Johannes Eckert, Abt der Benediktinerabtei St. Bonifaz und Andechs: "Wenn ein Asylbewerberheim brennt, dann brennt eine Kirche. Wenn gegen Fremde gehetzt wird, dann wird gegen Christus gehetzt. Wenn gelebte Willkommenskultur in Frage gestellt wird, dann wird das Evangelium in Frage gestellt", sagte der Abt unter dem Applaus von mehr als 300 kirchlichen Ehrenamtlichen im Alten Rathaussaal.

Anlass für Eckerts leidenschaftliche Worte war eine Auszeichnung für ihn und seine Mitarbeiter, genauer gesagt für die Obdachlosenhilfe, die im Haneberghaus der Abtei Sankt Bonifaz organisiert wird. Seit 25 Jahren kümmern sich dort Mönche, einige hauptamtliche und viele freiwillige Helfer um Obdachlose. Jeden Morgen gibt es warmes Essen, zudem werden Dusch- und Aufenthaltsräume angeboten. Eine Kleiderkammer versorgt die Betreuten mit frischer Wäsche, bis zu 2000 Menschen nutzen jährlich die medizinische Versorgung, die das Haus anbietet, ebenso die Sozialberatung. "Sie fühlen sich tagtäglich betroffen vom Elend der Mitmenschen. Sie schauen in die Gesichter, die oft von der Not schwer gezeichnet sind", würdigte Johanna Rumschöttel, Vorsitzende des Katholikenrats, die Arbeit mehr als 40 Helfer. Geehrt wurden sie mit der Pater-Rupert-Mayer-Medaille, die der Katholikenrat jedes Jahr für besondere Verdienste um München vergibt. Die habe sich die Obdachlosenhilfe ganz besonders erworben. Denn wegen horrender Lebenshaltungskosten einerseits, Lohndumpings andererseits seien auch viele Menschen aus dem Mittelstand und gerade Arbeitsmigranten aus Osteuropa von Obdachlosigkeit bedroht, die zu oft als "Wirtschaftsflüchtlinge" verunglimpft würden.

Eckert nutzte seine Dankesrede zum Aufruf für mehr Gastfreundschaft und Barmherzigkeit in der Stadt: Es müsse "uns Christen bitter aufstoßen, wenn in unserem Land Asylbewerberheime brennen, wenn Pegida die Massen mobilisiert oder etablierte Parteien sprachlich entgleisen". Ähnlich hatte zuvor schon Rupert Graf zu Stolberg, Bischofsvikar für München, die Katholiken aufgefordert, Berührungsängste zu Sozialschwachen und zu Flüchtlingen abzubauen. Sie sollten auch anderen dabei helfen, "das Neue nicht immer als Bedrohung zu empfinden". Und in Richtung AfD und Pegida fügte er hinzu: "Ich habe keine Angst vor dem Islam, sondern vor einem schwachen Christentum, das sich nicht mehr auf seine Werte und seinen Glauben besinnt."

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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