50 Jahre Pumuckl:"Pumuckl ist ein Klabautermann und damit international"

Ulrich König hat bei allen 52 Fernsehfolgen des "Pumuckls" Regie geführt. Im SZ-Interview erzählt er, wie der Kobold sein Leben geprägt hat, warum die Serie noch immer aktuell und Pumuckl zwar international ist, aber letztlich doch in München spielen musste.

Kassian Stroh

52 Fernsehfolgen sind vom Pumuckl entstanden. Regie hat bei allen der Münchner Ulrich König, 62, geführt, der heute in Holzkirchen lebt.

Herr König, Sie sind mit der Pumuckl-Serie bekannt geworden. Inzwischen haben Sie viel gedreht. Inwieweit ist der Pumuckl an Ihnen hängengeblieben?

Da blieb viel hängen. Pumuckl ist aktuell wie vor 30 Jahren, deshalb werde ich immer wieder darauf angesprochen.

Prägt so ein Einstieg ein Leben lang?

Mehr, als man glaubt. Besonders, da ich als junger Regisseur bei Projektstart erst 27 Jahre alt war. Man weiß dann, dass man mit der Einschätzung des Publikumsgeschmacks richtig lag. Allerdings werden dadurch auch viele Dinge schwieriger. Wie bei allen erfolgreichen Unternehmungen wächst die Schar der Neider.

Mögen Sie den Pumuckl eigentlich? Oder nervt er sie auch?

Die Veränderungen der Mentalität von Pumuckl in der Serie haben viel mit meiner Mentalität und meinem Verständnis von Humor zu tun - auch wenn das Frau Kaut (der Pumuckl-Erfinderin; d. Red.) nicht immer gefiel. Er hat mehr von der Mentalität eines Buben bekommen, ist frecher und konsequenter geworden.

Was halten Ihre Kinder vom Pumuckl?

Meine Tochter Daniela ist zwei Tage älter als die erste bewegte Animationsprobe von Pumuckl und hat sehr schöne, dunkelrote Haare. Böse Zungen behaupten, nicht ich, sondern Pumuckl sei der Vater. Mein Sohn Dominik ist drei Jahre jünger und hatte als Jugendlicher alle Haarfarben, die es gibt, außer Rot. Die Farbe war sozusagen doppelt besetzt. Beide sind mit Pumuckl groß geworden. Lustig war: Dominik sah Pumuckl zum ersten Mal mit drei Jahren und fand das Gezeter toll. Mit sieben oder acht schaute er sich ungefragt alle Folgen an, weil er die Geschichten begriff. Und mit 15 Jahren holte er noch mal alle Folgen heraus, weil er den Erwachsenen-Strang sehen wollte.

Stimmt es eigentlich, dass am Set Sie die Pumuckl-Passagen gesprochen haben? Oder war Hans Clarin dabei?

Ja, ich habe beim Drehen Hans Clarin nachgemacht - und er dann oft beim Synchronisieren wiederum mich. Unsere Töne waren manchmal so ähnlich, dass ich beim Start der Serie erschrocken bin. Erst dachte ich, es werde versehentlich der falsche Ton gesendet, sprich meine Stimme.

Zu feiern ist ja ein Doppelgeburtstag: 50 Jahre Pumuckl im Hörfunk und 30 Jahre im Fernsehen. Gibt es Unterschiede zwischen beiden Pumuckls?

Oh ja. Die Serie ist angefüllt von den Ideen von Gustl Bayrhammer, dem Kameramann Horst Schier und meiner Wenigkeit. Später kam Hans Clarin dazu. Ein Beispiel: Beim Synchronisieren der Puddingfolge, krähte er zum Spaß "Puddeling". Das gefiel mir so gut, dass wir alle Pudding-Worte von Pumuckl neu synchronisierten. Dann hatten wir noch die Idee, dass Meister Eder zum Schluss selber "Puddeling" sagt und vom Pumuckl korrigiert wird: "Pudding!"

Im Fernsehen ist der Meister Eder zumindest freundlicher oder gutherziger, oder täuscht das?

Das täuscht überhaupt nicht. Es war mir wichtig, dass er in all dem Chaos, das Pumuckl immer wieder anrichtet, trotzdem ein gutmütiger, großväterlicher Mann bleibt. Auch wenn ihm manchmal der Kragen platzt.

Ist der Pumuckl ein Münchner? Oder könnte die Serie auch woanders funktionieren, bei einem Schreiner in Duisburg etwa?

Der Pumuckl ist ein Klabautermann und damit international. Aber wo hätte er denn landen sollen, wenn nicht in München? Die Duisburger mögen es mir verzeihen.

Die Serie transportiert ein München- und Gesellschaftsbild, das ziemlich alt ist. Warum ist sie heute noch so beliebt?

Zum ersten, weil wir beim Dreh versucht haben, es so zeitlos wie möglich zu halten. Beispiel: Man sieht kaum Autos. Zum zweiten: Wir erzählen ein Märchen und dabei eine Gesellschaftsform, die viele Menschen noch heute gerne hätten.

Ist Pumuckl eine Serie für Kinder? Oder nicht in Wahrheit eine für Eltern?

Das war meine Absicht. Ich wollte unbedingt einen Strang für Erwachsene hinzufügen. Dieser Idee folgten Gustl Bayrhammer und Horst Schier sofort. Uns war klar, dass Kinder nicht gelockt werden müssen. Anders war es mit Erwachsenen. Also erfanden wir eine zweite Ebene - und das mit durchschlagendem Erfolg. Von Beginn an saßen pro Kind zwei Erwachsene vor dem Fernseher. Der Witz daran: Die ersten sechs Wochen haben sie es nicht so recht zugegeben, dass sie eine Kinderserie schauen. Erst als man merkte, es sehen alle, änderte sich das.

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