Italienische Polizisten auf dem Oktoberfest:Der Wiesn-Commissario

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Dieses Wochenende ist "Italienerwochenende". Italienische Polizisten gehen deshalb im Bierzelt mit auf Streife und sollen dafür sorgen, dass die Sprache nicht zur Verständigungsbarriere wird.

Susi Wimmer

In schmucker Uniform mit dem Schild "Polizia", die Arme am Rücken verschränkt und mit prüfendem Blick marschiert Karl Erlacher durchs Hacker- Festzelt. Nicht nur die Damen drehen sich an diesem Nachmittag nach ihm um, sondern auch die Herren: Denn der Commissario und seine beiden Kollegen sind ganz in Blau gekleidet - und kommen aus Italien. Rechtzeitig zum sogenannten "Italienerwochenende" auf der Wiesn sind Beamten angereist, um ihre bayerischen Kollegen zu unterstützen.

"Für die Italiener ist die Wiesn einfach ein furioses Fest", sagt der stellvertretende Leiter der Kriminalpolizei in Bozen. Wobei nicht nur die Norditaliener mit Campingmobilen über die Alpen reisen, "die kommen sogar bis aus Sizilien", sagt er. Bereits in der Nacht auf Freitag waren die Parkgelegenheiten an der Siegenburger Straße proppenvoll, die Polizei versuchte, die italienischen Gäste nach Riem hinaus zu lotsen.

Mundpropaganda jenseits der Alpen und extra organisierte Busreisen zum Oktoberfest sorgen dafür, dass den Wiesngästen heute und morgen so manches Italienisch vorkommen wird. Aber nicht den Polizisten von der Wiesnwache: Denn die haben auf ihren Streifzügen die Kollegen aus Italien zum Übersetzen dabei. "Wenn die sprachliche Verständigung nicht klappt, kann es schnell zu Problemen kommen", sagt Erlacher.

Aufpassen auf halb Südtirol

Wenn beispielsweise ein Italiener für ein dringendes Geschäft das Zelt verlässt, beim Zurückgehen vom Ordner nicht mehr hineingelassen wird, "dann tritt schon mal eine Situation auf, die sich zuspitzt". In diesen Fällen sollen Commissario Erlacher und seine Kollegen vermitteln. Und die Erfahrung zeige, dass die deutliche Worte aus dem Mund der "Polizia di Stato" bei manch verdutztem Italiener Wunder bewirke.

Eine eigenmächtige Eingriffsbefugnis allerdings haben die Bozener nicht. "Die bayerische Polizei leitet den Einsatz, wir helfen mit", sagt Erlacher. Seit drei Jahren wird das so gehandhabt. Für die italienischen Polizisten, die allesamt sehr gut deutsch sprechen, ist die Wiesn quasi ein Lehrstück.

"Es ist eine Bereicherung, zu sehen, wie die Kollegen in Bayern arbeiten, wie sie die Sicherheit auf so einem großen Event organisieren", lobt Erlacher. Derartige Feste gebe es in Italien nicht. Wenn man bedenke, dass an guten Tagen 270.000 Menschen auf so einem kleinen Fleck zusammenkämen - für die Bozener fast unvorstellbar. "270.000, das ist ungefähr die Hälfte der Gesamtbevölkerung von Südtirol."

© SZ vom 29.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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