Ismaning:Der hart erkämpfte Traum von einem Bahnhof

In Ismaning finden Fahrgäste das Glanzstück des gesamten Münchner S-Bahnnetzes.

Von Hubert Grundner

Zweierlei vorweg: Der Ismaninger S-Bahnhof ist, erstens, schön und komfortabel. Die Deutsche Bahn AG hat, zweitens, daran keinen Anteil. Vielmehr waren es die Bürger, die sich ihren Traum von einer unterirdischen Haltestelle erkämpften. Und diesen Erfolg errang die "Ismaninger Bürgergemeinschaft für S-Bahntunnel" gegen den geballten Widerstand der damaligen Bundesbahn.

Für die so genannten Experten waren die Tunnel-Anhänger nur "Utopisten, Narren oder Spinner", wie sich vor zwei Jahren Jakob Kraus bei einer Feierstunde der Gemeinde zum zehnjährigen Bestehen des S-Bahnhofs noch erinnerte. Der genaue Tag der Inbetriebnahme war der 7.März 1992.

Kraus zählte wie etwa Alfons Ostermeier oder der heutige Zweite Bürgermeister Theo Baumann zu den Gründern der Tunnel-Initiative am 11. pril 1986. Die Gründung hing wiederum direkt mit dem Bau des Flughafens im Erdinger Moos zusammen: Es war geplant, den Airport über die Schiene zu erschließen. Zu dem Zweck wurde die Bahnstrecke nach Ismaning am 1.Oktober 1973 in das Streckennetz des MVV eingegliedert.

Über die damalige Endstation Ismaning hinaus sollten die Gleise bis zum Flughafen verlängert werden - ebenerdig und quer durch den Ort. Doch ein Baustopp am Flughafen von 1981 bis 1985 machte die Pläne der Bundesbahn zur Makulatur. Für den Aus- und Neubau der S-Bahn zum Flughafen wurde ein neues Planfeststellungsverfahren notwendig.

Damit hatten die Gegner einer oberirdischen Trasse ihre zweite Chance bekommen, sie zu verhindern. Diese Chance haben sie erfolgreich genutzt, und über das Ergebnis freuen sich noch heute alle Ismaninger. Und mit ihnen freut sich der Fahrgast, gerade wenn er andere S-Bahnhöfe kennt. Das fängt beim ersten Eindruck an, den man gewinnt: Wer mit dem Zug in Ismaning ankommt, kommt logischerweise trockenen Fußes an, zudem ist der unterirdische Bahnsteig sehr sauber.

Stimmungsvoll beleuchtet wird er tagsüber durch die kreisrunden Oberlichten. Uhren, Zuganzeiger, Infotafeln, Wegweiser, Aufzüge, Kartentelefon - alles ist vorhanden und, man staune, alles funktioniert.

Man hat hier auch an Behinderte gedacht: Wer im Rollstuhl sitzt, kann problemlos vom Bahnsteig höhengleich in den Zug hineinrollen. Rillen zeigen wiederum Blinden den Abstand zur Bahnsteigkante an.

Oberirdisch überspannt ein gläsernes "Faltdach" das Areal. Wunderbar übersichtlich sind hier die Taxi-Standplätze sowie die Bushaltestellen angeordnet. Wer mit dem Auto kommt, kann es auf dem gemeindlichen Parkdeck in der Nähe abstellen. Hier sind eigens Frauenparkplätze ausgewiesen, gute Beleuchtung soll auch nachts ein Gefühl der Sicherheit geben.

Die Fahrradständer wiederum sind nicht von der Firma "Felgentod", sondern es handelt sich um komfortable Rahmen zum Anlehnen und Befestigen. Orts-, Umgebungs-, Liniennetz- und Fahrpläne hängen in sieben großen Schaukästen, daneben ist ein kostenfreier Hotelruf installiert, selbst ein Postkasten findet sich.

Damit nun andernorts kein übertriebener Neid aufkommt, sei noch auf einen Mangel verwiesen: Der Trinkwasserbrunnen, den der bronzene Kopf des Ismaninger Mohren schmückt, ist zurzeit gerade außer Betrieb...

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