Islamisches Zentrum:Moschee ohne Museum

30 Millionen Euro soll das geplante Islamische Zentrum in München kosten - doch das Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Weil die Suche nach Geldgebern schwierig ist, soll das ehrgeizige Moschee-Projekt nun kleiner ausfallen.

Franziska Brüning und Dominik Hutter

Für das geplante Münchner Zentrum für Islam in Europa (ZIEM) fehlt weiterhin das Geld. Benjamin Idriz, der Penzberger Imam, ist jedoch zuversichtlich, schon bald Sponsoren für sein 30 Millionen Euro teures Projekt gewinnen zu können. Diese Woche habe er mit der Organisation für islamische Zusammenarbeit, einem internationalen Zusammenschluss von mehr als 50 muslimischen Staaten, telefoniert und die Zusage erhalten, dass das Projekt noch im November innerhalb der Organisation vorgestellt werde, um Geldgeber anzuwerben.

Islamisches Zentrum: Der Penzberger Imam Benjamin Idriz sucht Geldgeber für sein Moscheeprojekt in München.

Der Penzberger Imam Benjamin Idriz sucht Geldgeber für sein Moscheeprojekt in München.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Auch die Zayed-Bin-Sultan-Al-Nahyan-Stiftung, die nach dem verstorbenen Gründer der Arabischen Emirate benannt ist, habe signalisiert, dass man grundsätzlich bereit sei, einen Teil des geplanten Baus mitzufinanzieren, sagte Idriz.

Erst im August, während des Fastenmonats Ramadan, ist Benjamin Idriz zu einem fünftägigen Besuch in die Arabischen Emirate geflogen, um dort "wichtige Gespräche mit hochrangigen Persönlichkeiten" zu führen - darunter auch mit Vertretern aus Abu Dhabi. Unterstützung erhielt er dabei auch von Seiten des Münchner Generalkonsuls der Arabischen Emirate, Mohammed Al Romaithi, und einem "sehr angesehenen Wirtschaftsmann aus den Arabischen Emiraten, der in München eine Wohnung habe".

Vielen Arabern, die in München ihren Urlaub verbringen würden, sei es nämlich wichtig, in ihrem Ferienort auch eine angemessene Moschee zu haben, die es ihnen ermöglichen würde, während des Ramadans in München zu bleiben, erklärte Idriz. Auch deswegen sei er zuversichtlich, bald Geldgeber zu finden, trotz der Wirtschaftskrise, die auch die arabischen Millionäre spürten.

Um schneller ans Ziel zu kommen, ist Idriz bereit, das ambitionierte Moschee-Projekt zu verkleinern. Man wolle zunächst eine Anfrage bei der Stadt München einreichen, was die für den Bau des Zentrums vorgeschlagenen Grundstücke an der Herzog-Wilhelm-Straße und der Dachauer Straße/Schwere-Reiter-Straße genau kosten.

Er hoffe auf eine Antwort innerhalb von zwei bis drei Wochen, die es ihrem Architekten, Alen Jasarevic, dann erlauben würde, neu zu kalkulieren und eine um 30 Prozent günstigere Alternative anzubieten. Das sei eine weitere Motivation für potentielle Sponsoren.

"Dann versuchen wir es in Katar"

So könne man beispielsweise zunächst auf das geplante Museum und eine Akademie zur Ausbildung von Imamen verzichten und sich auf die Moschee und das Gemeindezentrum beschränken. "Als wir 2007 begonnen haben, Ziem zu planen, gab es noch keine theologische Imamausbildung in deutscher Sprache. Mittlerweile ist das aber anders, deswegen können wir anders planen", sagte Idriz.

Langfristig wolle er aber im Ziem eine tabufreie Plattform für einen wissenschaftlichen Austausch zu Fragen des Islam einrichten. Schon jetzt versuche man, die Stadt München auch intellektuell zu bereichern. So wolle das Ziem nächstes Jahr ein Buch über die islamisch-orientalische Geschichte Münchens herausgeben.

Druck von Seiten der verschiedenen Fraktionen und der Stadt München verspüre er nicht. Tatsächlich stehen SPD, CSU, Grüne und FDP geschlossen hinter Ziem. Auch der im bayerischen Verfassungsschutzbericht geäußerte Verdacht, dass Idriz Kontakte zu islamischen Extremisten habe, scheint ausgeräumt. Allein das Geld fehlt. Daran war schon der Moscheeverein Ditim gescheitert, der am Gotzinger Platz eine Moschee bauen wollte. Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) will Idriz darum besonders unterstützen und selbst in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen.

Es deutet sich an, dass es dort mehrere Förderer gibt", erklärte er - denen wolle er klarmachen, dass die Stadt hinter dem Projekt steht. Monatzeder will bei seinem Besuch allerdings auch darauf hinweisen, dass eine Einflussnahme der Geldgeber auf die Ausrichtung der religiösen Einrichtung im Rathaus unerwünscht ist. Unterstützung leisten will die Stadt auch bei der Grundstückssuche. Falls das islamische Zentrum auf einem städtischen Areal errichtet wird, geht die Stadt mit dem Preis auf das Niveau herunter, das sie auch von Kirchen oder Museen verlangen würde.

Idriz hat sich selbst eine Frist gesetzt. "Wenn wir in nächster Zeit keine Sponsoren in den Arabischen Emiraten finden, dann versuchen wir es in Katar", sagte er.

Idriz bedauerte, dass er auf keine staatlichen Zuschüsse aus Deutschland zurückgreifen kann und die zirka 100.000 Muslime, die in München lebten, das Projekt nicht selbst finanzieren können. Deswegen sei er gezwungen, im Ausland Geldgeber zu finden. Er betont jedoch: "Wir werden nur eine Geldquelle akzeptieren, die auch für die Politiker hier akzeptabel ist."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: