Islamhasser in München:Kindersport - aber nicht für Muslime

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Christian Holz leitet einen Sportverein. Und kandidiert bei der Kommunalwahl in München für die islamfeindliche Partei "Freiheit". Seine Arbeit mit Kindern verbindet er mit Hetze gegen Muslime.

Von Bernd Kastner

Christian Holz ist ein umtriebiger Mann. Michael Stürzenberger, Chef der Islamhasser-Partei "Die Freiheit", weiß das zu schätzen: "Christian Holz ist einer der mutigsten Islam-Aufklärer in Deutschland", schrieb er auf dem einschlägigen Blog "Politically Incorrect". In der Tat unterstützt Holz die Partei nach Kräften, immer wieder ist der 45-Jährige, der im Rollstuhl sitzt, bei Anti-Islam-Kundgebungen zu sehen, jetzt kandidiert er für den Stadtrat. Aber auch in der Jugendarbeit ist Holz aktiv, als Vorsitzender des Vereins "Münchner Kindersportförderung". Zuletzt hat er beide Aktivitäten miteinander verknüpft: die für die extremistische Anti-Islam-Partei und die für Schüler.

Um bei der Kommunalwahl antreten zu dürfen, musste die "Freiheit" in München 1000 Unterschriften sammeln, am Ende hatte sie mehr als 1200. Mitgeholfen hat dabei auch Christian Holz, mit mehreren E-Mails an einen großen Verteiler, der vorwiegend aus meist ehrenamtlichen Aktiven aus Sportvereinen besteht. Holz appellierte an sie, zugunsten der "Freiheit" zu unterschreiben. Am Ende der Mails warb er jeweils um Spenden für seinen Verein: Man solle eine "Charity-SMS "an eine bestimmte Nummer senden, das bringe dem Verein Geld.

"Einfach widerlich" findet Matthias Schoblocher die Anti-Islam-Kampagne. Er ist im SV Untermenzing aktiv und gehört, ungewollt, zu den Empfängern der E-Mails. Wie der Verteiler zustande kam, ist unklar. Noch mehr empört Schoblocher die Verbindung der Hetze gegen Muslime mit der Arbeit für Kinder und Jugendliche. Jemand wie Holz könne seine politische Meinung ja kaum unterdrücken, wenn er mit Schülern arbeitet; diese wiederum würden beim Sport sozialisiert und geprägt.

Christian Holz selbst bestätigt, dass er Verein und Partei gedanklich nicht trenne: "Ich kann mein Gewissen nicht ausklammern." Zugleich aber bestreitet er eine Vermischung von Partei- und Vereinsarbeit. Die Werbung für Spenden-SMS stehe unter jeder seiner E-Mails, auch unter privaten, das habe nichts mit der Partei zu tun. Überhaupt sei der Verein zur Zeit weitgehend inaktiv, weil ihm im September vergangenen Jahres von seiner Bank sein Vereinskonto gesperrt worden sei, das Institut wollte sich offenbar von seinen politischen Umtrieben distanzieren. Holz nennt aber auch einen anderen Grund, warum die Vereinsarbeit ruhe: In Giesing, wo er vor allem aktiv war, gebe es in den Schulen viele muslimische Kinder - "und für die tu ich nichts". Pauschal unterstellt er muslimischen Jugendlichen "asoziales Verhalten".

Holz hat seine private Homepage, auf der er seine politischen Ansichten mit ähnlich diffamierenden Äußerungen kundtut, mit der seines Vereins verlinkt. Auf der Vereinsseite finden sich nicht nur Hinweise auf das Angebot des Vereins, sondern auch auf Sponsoren. Sport Scheck zum Beispiel hat dort Werbung geschaltet. Damit konfrontiert, distanziert sich eine Sprecherin des Unternehmens: Man habe nicht gewusst, wer hinter dem Verein stehe und werde die Werbung dort "sofort stoppen". Es findet sich auf Holz' Seite aber auch der Hinweis: "Mit Unterstützung des Stadtteilrats 17". Gemeint ist damit der Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten.

Und tatsächlich hat das Bürgergremium den Verein 2011 mit gut 1200 Euro gefördert. Damals, so betont BA-Vorsitzender Horst Walter (SPD), seien ihm Holz' Ansichten zwar schon "komisch" vorgekommen, seine extreme politische Orientierung sei aber noch nicht erkennbar gewesen. 2004 war Holz für die Grünen selbst in den Bezirksausschuss gekommen, später schied Holz im Streit aus der Partei aus. Überhaupt war und ist Holz gesellschaftspolitisch sehr aktiv: Er war unter anderem jahrelang im Behindertenbeirat, wofür ihn die Stadt mit der Medaille "München leuchtet" auszeichnete. Von 2009 bis 2013 war Holz zudem Hilfsschöffe am Jugendgericht des Amtsgerichts, er richtete in elf Prozessen über junge Angeklagte.

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Die Verbindung von Anti-Islam-Hetze mit Jugendarbeit hält BA-Chef Horst Walter "für äußerst bedenklich". Dass der Bezirksausschuss Holz noch einmal fördert, ist sehr unwahrscheinlich. Als Walter sich 2011 öffentlich gegen die Islamhetze von Stürzenberger und Co. wandte, erhielt er zahlreiche Hass-Mails aus der Szene der Islamfeinde. Das passiert vielen engagierten Bürgern, die sich gegen Islamhass stellen. Freiheit-Chef Stürzenberger weiß, was er an Holz hat, der inzwischen im Bundesvorstand der Partei sitzt: "Wir werden uns früher oder später mit unserer Botschaft durchsetzen", prophezeite Stürzenberger auf "Politically Incorrect". "Christian werden wir für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen und dann werden wir über all die Verleumder, Heuchler, Lügner und Appeaser nicht nur lachen."

© SZ vom 10.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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