Isarvorstadt:Lücke im Ensemble

Viehhof in München, 2013

Zeugen der Vergangenheit: Die historischen Gebäude im Viehhof erinnern durch ihre Gestalt an ihren einstigen Zweck. Nun bedroht sie der Wandel.

(Foto: Florian Peljak)

Seitdem die Stadt den Umzug des Volkstheaters auf das Gelände des Viehhofs vorantreibt, sind die dort ansässigen Firmen verunsichert. Nun ist bereits vom Abriss einiger Gebäude die Rede, der Bezirksausschuss protestiert

Von Birgit Lotze, Isarvorstadt

Gewerbetreibende im Viehhof haben die Befürchtung, dass sie vertrieben werden sollen. Mieter der Zenettistraße 13, die Messerschleiferei Trapp und die Kühlfahrzeugvermittlung Frigorent haben sich an den Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt gewandt, da sie gehört haben wollen, dass die Stadt den Abriss ihres Geschäftsstandorts plane. Der Bezirksausschuss reagierte mit großem Erstaunen auf die städtischen Pläne. "Uns erschließt sich die Sinnhaftigkeit nicht", sagte der Ausschussvorsitzende Alexander Miklosy (Rosa Liste).

Konkret geht es um eine Anfrage an die Lokalbaukommission. Sie betrifft die Gebäude Zenettistraße 13 bis 19, darunter ist auch die ehemalige Viehhof-Bank gegenüber dem Wirtshaus am Schlachthof. Die Anfrage bezieht sich auf eine Nutzungsänderung der Gebäude, die sich sämtlich in der Nähe der Viehhof-Einfahrt an der Zenettistraße befinden. Geplant ist offenbar, das Gebäude Zenettistraße 13 und auch die Garagen auf der Nordseite abzureißen. Bei einem anderen Gebäude soll zunächst geprüft werden, ob es gastronomisch genutzt werden könnte.

Der Bezirksausschuss, der von der Lokalbaukommission um eine Stellungnahme gebeten wurde, einigte sich auf eine Nutzung der Gebäude für Büros und Wohnungen, eine gastronomische Nutzung lehnten die Mitglieder allerdings ab. In der Gegend gebe es bereits viele Kneipen und Restaurants, hieß es, auch das Volkstheater werde nach seinem Umzug an diesen Standort gastronomische Angebote machen.

Einen Abriss des Gebäudes an der Zenettistraße 13 wollte niemand unterstützen. "Wozu sollen wir eine Lücke in das Ensemble hauen, wenn wir noch gar keine Pläne haben?" fragte Silvia Haas (Grüne) und regte an, das Gebäude zunächst auf seine Denkmalschutzwürdigkeit hin überprüfen zu lassen.

Beate Bidjanbeg (SPD) wies unter beifälligem Klopfen des Ausschusses darauf hin, dass dringend auf die Gesamtplanung des Viehhofareals geachtet werden solle. Der Bezirksausschuss habe immer wieder betont, dass bei einem so großen und wichtigen Projekt ein schlüssiges und umfassendes Konzept erarbeitet werden müsse. Teillösungen ergäben keinen Sinn. Hubert Ströhle (Grüne) äußerte sich verwundert über den Zeitplan der Stadt. Es habe seitens der Stadt geheißen, dass alle Betroffenen in die Planung einbezogen würden. Jetzt habe der Bezirksausschuss Vorschläge der Stadt auf den Tisch bekommen, ohne dass man zugleich die Nutzer der für einen Abriss vorgeschlagenen Gebäude informiert habe. "Das geht überhaupt nicht."

Auch die Anlieger der Zenettistraße 13 kritisierten die städtische Informationspolitik. Sie hätten lediglich durch Zufall erfahren, dass ihr Stammhaus abgerissen werden solle. Auf der Bürgerversammlung sei ihnen versichert worden, in die Planung einbezogen zu werden.

Für den Viehhof gibt es bislang nur einen Plan, der fest umrissen ist: Eine 7800 Quadratmeter große Fläche soll für den Bau des Volkstheaters bereitgestellt werden. Das Kulturreferat hat dafür einen Teil des Areals vorgesehen, das im Sommer als Biergarten des Viehhof-Kinos genutzt wird. Die meisten Besucher des Volkstheaters würden dann über den Eingang an der Zenettistraße das Gelände betreten.

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