Isarvorstadt:Ein Leben voller Zuversicht

Vor 33 Jahren gründete Josef Triebenbacher an der Thalkirchner Straße den Jugendtreff "Tröpferlbad". An diesem Dienstag feiert der ehemalige Polizist seinen 80. Geburtstag - und denkt nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen

Von Lisa Hänel, Isarvorstadt

Er kennt jeden Winkel seines "Tröpferlbades". Jede Fuge, die am Eingang fehlt und jede Wandvertäfelung, die im Zuge der vielen Umbauten entstanden ist. Josef Triebenbacher weiß, dass hinter der Decke mit dem aufgemalten, verblichenen Sternenhimmel mehr als fünf Kilometer Kabel verborgen sind. Vor 33 Jahren gründete der damalige Polizeijugendbeamte fast im Alleingang den Jugendtreff im Tröpferlbad. Das ehemalige Wannen- und Brausebad an der Thalkirchner Stra- ße 94 stand seinerzeit bereits einige Zeit lang leer und bot Platz für die Jugendlichen, die bei der Sanierung des Hauses mit anpackten. An diesem Mittwoch wird Josef Triebenbacher 80 Jahre alt. Und noch immer ist er leicht zu begeistern: Als er das erst kürzlich errichtete Mädchenzimmer im Tröpferlbad betrat, zeigte er sich euphorisch angesichts der neuen Möbel und der gemütlichen Atmosphäre.

Ehemaliges Tröpferlbad in München, 2014

Eine Aufgabe fürs Leben: Vor nunmehr 33 Jahren gründete Josef Triebenbacher den Jugendtreff im ehemaligen Wannen- und Brausebad.

(Foto: Catherina Hess)

Josef Triebenbacher war den jungen Leuten, die 1983 in den neu geschaffenen Jugendtreff kamen, kein Unbekannter - bereits seit 1976 war er Polizeijugendbeamter im Schlachthofviertel. Zu dieser Zeit beherrschten rivalisierende Jugendgruppen, gewalttätige Rocker und Fußballfans der Münchner Großvereine das Viertel. Triebenbacher bekam den Auftrag, die Jugendkriminalität zu senken. Um das zu erreichen, setzte der Polizeibeamte auf Zweierlei: Dialog und Sport. Er sprach die Jugendlichen an und forderte sie auf, ihre Energie in Fußball zu investieren, statt nachts die Gegend unsicher zu machen. "Ich musste gar nicht viel sagen. Auf gut Deutsch, die hatten die Schnauze voll vom Rumhängen", erklärt Triebenbacher seinen Erfolg. In kürzester Zeit bildeten sich zwei Dutzend Mannschaften, die bei Turnieren in ganz Deutschland antraten. Die Erfolge präsentiert Triebenbacher stolz im Musikzimmer des Jugendtreff-Tröpferlbad. Dort stehen sie aufgereiht, die Pokale aus den glorreichen Anfangstagen der Triebenbacherschen Jugendarbeit. Die Fußballturniere mündeten in der Gründung der "Freizeitliga-Isarvorstadt e.V." und schließlich in der Eröffnung des Jugendtreff-Tröpferlbad.

Triebenbacher

Der ehemalige Polizist Josef Triebenbacher.

(Foto: privat)

Die Jugendkriminalität ging merklich zurück. Als Triebenbacher schließlich in den Innendienst versetzt wurde, kam er jeden Tag nach Dienstschluss in die Thalkirchner Straße, um den Jugendtreff aufzuschließen. Immer an seiner Seite Ehefrau Uta; sie begleitete ihn auf Streifengängen, als er noch Jugendbeamter war und engagiert sich ebenfalls stark im Tröpferlbad. Beide haben unzähligen Jugendlichen geholfen und sie davor bewahrt, straffällig zu werden. Besonders gut erinnert sich Triebenbacher an einen jungen Mann, der "Chelsea-Andy" genannt wurde. Der Fußballfan war bereits mehrfach straffällig geworden und stand vor Gericht. Die Triebenbachers setzten sich für ihn ein, trugen dazu bei, dass der Jugendliche eine Bewährungsstrafe erhalten hätte. "Der Andy wollte aber ins Gefängnis, er sah sich selbst als zu große Gefahr", erzählt Triebenbacher. Er und seine Frau besuchten den Gefangenen oft und ließen ihn nach seiner Freilassung in der Wohnung der verstorbenen Schwiegermutter wohnen. Für Triebenbacher wird "Chelsea-Andy" zu einer Erfolgsgeschichte: "Er hat meiner Frau versprochen, nichts mehr anzustellen. Daran hat er sich auch gehalten."

Auch heute noch ist Triebenbacher Vorstandsvorsitzender des Tröpferlbads, mit 80 Jahren ist es aber etwas ruhiger um ihn geworden. Dreimal in der Woche kommt er noch in den Jugendtreff. Ein Engagement wie das Seinige sei heute schwierig, meint er. Der Respekt vor Polizisten sei gesunken, das Freizeitangebot heute viel größer als noch zu seiner Zeit. Seinen Geburtstag feiert Triebenbacher heute in kleiner Runde mit seiner Familie. Doch auch die Tröpferlbad-Familie kommt nicht zu kurz. Es ist eine Feier auf der Hauptversammlung in einigen Tagen geplant. Zur Ruhe setzen will sich Triebenbacher trotz seiner 80 Jahren nicht: "Es soll Leute geben, die bis 109 aktiv sind."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: