Verkehr:Fahrbahngewirr am Isartorplatz

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Eine Verschönerung des Isartorplatzes wäre durchaus möglich. Doch die Stadt hat die Entscheidung erst einmal verschoben. (Foto: Matthias Ferdinand Döring)
  • Das Planungsreferat hat den Umbau des Isartorplatzes verschoben.
  • Die Grünen kritisieren den Aufschub, SPD und CSU wollen den weit geschwungenen Rechtsabbieger erhalten.
  • Das Thema steht an diesem Mittwoch auf der Tagesordnung der Stadtrats-Vollversammlung.

Von Dominik Hutter

Das raumfressende Fahrbahngewirr am Isartorplatz bleibt den Münchnern vorerst erhalten. Zwar haben Untersuchungen ergeben, dass eine Verschönerung der prominent gelegenen Freifläche möglich wäre und keineswegs zu Dauerstaus führen würde. Das Planungsreferat hat aber offenbar kalte Füße bekommen und will den Umbau des Isartorplatzes erst einmal verschieben, bis erste Erfahrungen mit dem "neuen" Thomas-Wimmer-Ring vorliegen.

Dort entsteht derzeit eine Tiefgarage mit 520 Plätzen, die Fahrbahn soll nach deren Fertigstellung von sechs auf fünf Spuren verschmälert werden. Die Zeit für einen Stadtratsbeschluss drängt: Denn der Investor ist zwar verpflichtet, den Altstadtring nach den Bauarbeiten auf eigene Kosten neu anzulegen. Ringt sich das Rathaus aber nicht rechtzeitig zu einer Entscheidung durch, wird einfach der bisherige Zustand wiederhergestellt. Und die Stadt müsste gewünschte Veränderungen selbst finanzieren.

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Die eigentlich logische Debatte über den benachbarten Isartorplatz soll daher um Jahre vertagt werden - zum Entsetzen der Grünen, die lieber sofort losgelegt hätten. Der Platz sei ein "Relikt der autogerechten Stadt, das man rasch beseitigen sollte", sagt Stadtrat Paul Bickelbacher.

Zumal eigentlich alle Fakten auf dem Tisch lägen. Ein Ingenieurbüro hat mehrere Möglichkeiten durchgespielt, die vom Autoverkehr belegte Fläche zu verkleinern. Unter anderem könnten die Fahrbahnen in der Zweibrückenstraße enger zusammenrücken - zu Lasten des ebenso sinnlosen wie überdimensionierten Mittelteilers.

In der Folge entstünde Platz für Flaneure sowie Grün- und Aufenthaltsflächen auf beiden Seiten der Straße. Der Isartorplatz würde wieder mehr einem Platz als einer bloßen Straßenkreuzung ähneln. Die Umfahrung der Ampel, einen freilaufenden Rechtsabbieger von der Zweibrückenstraße auf den Altstadtring, wollen die Planer aufgeben. Stattdessen soll es an der Ampel zwei Rechtsabbiegespuren mit eigener Grünphase geben.

Bei einigen Varianten wäre die Kreuzung nach dem Umbau sogar leistungsfähiger als heute. Was daran liegt, dass man künftig auf zwei Spuren rechts abbiegen kann und dass die Kreuzung insgesamt kleiner ist. Dann dauert es nicht mehr so lange, bis das letzte Auto die Fläche geräumt hat. Fußgänger könnten anders als heute auf allen vier Seiten die Kreuzung überqueren.

SPD und CSU wollen den freilaufenden Rechtsabbieger nun jedoch erhalten, was die Pläne der Ingenieure für eine Neugestaltung des Platzes komplett zunichte macht. Denn die weit geschwungene Fahrspur benötigt sehr viel Platz, und sie verhindert, dass ein Fußgängerüberweg an der Zweibrückenstraße/Thomas-Wimmer-Ring entsteht.

Aus Sicherheitsgründen müsste für deren Querung ein Zebrastreifen oder eine Fußgängerampel nachgerüstet werden. Ersteres ist wegen des dichten Verkehrs nicht erlaubt, und eine Ampel widerspricht diametral dem Prinzip des freilaufenden Rechtsabbiegers.

Aus Sicht von CSU-Planungsexperte Walter Zöller entstünde bei einem Wegfall des Rechtsabbiegers ein "Verkehrschaos", weil je Grünphase wegen der vielen Radfahrer und Fußgänger nur noch ein bis zwei Autos abbiegen könnten. Der Politiker widerspricht damit allerdings den Aussagen der Verkehrsingenieure, die mit separaten Grünphasen für Rechtsabbieger und Fußgänger kalkuliert haben.

SPD-Fraktionschef Alexander Reissl verweist auf diverse ungeklärte Probleme im näheren Umfeld. Die Situation an der Kreuzung zur Rumfordstraße etwa, wo es von Tramgleisen nur so wimmelt. Die Verschönerung des Isartorplatzes sei nicht abgesagt, sondern erst einmal nur "ausgeklammert". Am Thomas-Wimmer-Ring müsse jedoch jetzt entschieden werden.

Auch dort ist übrigens die künftige Verkehrsführung umstritten. Die Grünen finden, dass vier Spuren ausreichen, SPD und CSU wollen eine fünfte in Richtung Süden. Für Touristenbusse, deren Fahrgäste dort ein- und aussteigen. Das Thema steht an diesem Mittwoch auf der Tagesordnung der Stadtrats-Vollversammlung.

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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