Isarinselfest fällt ins Wasser:Singen im Sauwetter

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Das Isarinselfest leidet wegen des schlechten Wetters unter Besuchermangel. Schließlich sorgen immerhin das Musikprogramm und die SPD für steigendes Interesse.

Franz Kotteder

"So gut wie heute", meint Dieter Reiter, "hat man die Isar vergangenes Jahr nicht gesehen, diesmal führt sie schon sehr viel Wasser." Der Münchner Wirtschaftsreferent und Oberbürgermeisterkandidat der SPD steht gut gelaunt auf der Showbühne des Senders Radio Arabella und ist sehr leutselig. Vor der Bühne befinden sich etwa 20 Leute, manche davon hören sogar zu. Das sind die Unverdrossenen, die Reiter gerade besonders herzlich begrüßt hat.

Dem Musikkabarettduo Hasemanns Töchter konnte das schlechte Wetter nicht die Laune verderben. (Foto: Robert Haas)

Die geringe Anzahl der Zuhörer hat natürlich den gleichen Grund wie der Wasserstand der Isar: Es hat halt ziemlich geregnet, vor allem am Freitag. Doch nicht nur Reiter, das ganze dritte "Isarinselfest" zwischen Gasteig und Praterinsel hatte unter dem schlechten Wetter zu leiden: Ein gutes Drittel der geplanten Veranstaltungen musste deshalb ausfallen.

So verliefen sich die wenigen Besucher am Freitag bei strömendem Regen zwischen Steinsdorfstraße, Muffathalle, Praterinsel und dem Vater-Rhein-Brunnen. Dort spielte die ganz passable Bluesrock-Combo Shaman's Project vor einer Handvoll Leuten Stücke wie "I was made for loving you". Währenddessen schauten die angereisten Standlbetreiber mit einem Gesichtsausdruck zwischen flehend und traurig aus ihren Buden heraus und versuchten, die wenigen Passanten für ihr Angebot zu interessieren.

Zeitweise hatte man den Eindruck, Publikum und Ordner hielten sich zahlenmäßig die Waage. 120 Ordner hatten die Veranstalter von der Münchner SPD, von der Arbeiterwohlfahrt und dem Arbeiter-Samariter-Bund aufgeboten. "Wer von der Partei nicht gerade in Urlaub ist", sagt SPD-Stadträtin und Bundestagskandidatin Claudia Tausend, "der ist jetzt hier." Sie auch, obwohl das ursprünglich geplante "Picknick an der renaturierten Isar" mit den Bundestagskandidaten ausfiel.

Wo waren die Kinder?

Am Samstag sah es besser aus, sowohl was das Wetter betraf, als auch die Besucherzahlen. Obwohl zum Beispiel auf der Praterinsel nahezu alle Liebesmüh vergebens war: Dort hatte man die Außenanlagen und den "Nektar Beach" großflächig mit bunten Luftballons verziert, wegen des Kinderprogramms. Allein: Kinder kamen kaum. Immerhin konnte die Feuerwehr mit ihren Löschvorführungen und der großen Einsatzleiter bei der Jugend ein gewisses Interesse verbuchen.

Das konzentrierte sich sonst quer durch alle Altersstufen hauptsächlich aufs Musikprogramm. Der Keller Steff mit Band aus dem Chiemgau verfügt mittlerweile ohnehin über einen festen Fankreis in München und sorgte deshalb vor der Kulturbühne am Vater-Rhein-Brunnen kurzzeitig für unverhofften Andrang. Vor der Lukaskirche kamen besonders Hasemanns Töchter gut an. Das Musikkabarettduo, bestehend aus Maria Hafner und Julia Loibl, befasste sich recht lebensnah mit Münchner Spezialitäten, hatte gleich zwei eigene, selbst geschriebene Wiesnhits mitgebracht und machte sich ansonsten ein wenig über "die frisch renovierte Isar" lustig: "Da hat man jetzt ganz neu ein Naturschutzgebiet in die Stadt hineingebaut."

Am frühen Abend dann herrschte die beste Stimmung augenscheinlich am Infostand der SPD. Was dann doch ein wenig erstaunt, schließlich haben die Genossen nicht eben oft Gelegenheit zum Ausgelassensein. Diesmal aber haben sie glücklicherweise eine Karaoke-Anlage dabei; jeder, der sich traut, darf hier zu historischen Musikvideos mitsingen, und es handelt sich keineswegs um klassische Arbeiterlieder. Statt "Brüder, zur Sonne" gibt es etwa "Highway to Hell", und das passt bei einem derartigen Sauwetter ja auch sehr viel besser.

© SZ vom 03.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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