Investor Franco L.:Im Visier der Staatsanwälte

Gegen Franco L., den mysteriösen Sponsor der Spielvereinigung Unterhaching, wird in Wien wegen Betrugs ermittelt - und auch in München laufen Strafanzeigen.

Bernd Kastner

Gegen Franco L., den neuen, mysteriösen Sponsor der Spielvereinigung Unterhaching, werden weitere Vorwürfe bekannt. In Wien läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Betrugs. Der 52-jährige Italiener soll zwei Banken um insgesamt 182.000 Euro betrogen haben, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Inzwischen wurden auch im Großraum München zwei Strafanzeigen gegen ihn gestellt.

Unterhaching, Generali-Sportpark,

Der Scheint trügt: Bei der Spielvereinigung Unterhaching herrscht gerade alles andere als Sonnenschein - wegen des mysteriösen Investors L..

(Foto: ANGELIKA BARDEHLE)

L. soll einer Bank in Österreich im Februar 2008 vorgespiegelt haben, dass demnächst eineinhalb Millionen Euro auf seinem Konto eingingen, er aber zuvor dringend einen Kredit über 11.000 Euro brauche. Die zuständige Filialleiterin habe diesen eigenmächtig bewilligt. Später soll L. sein Konto dort um gut 7000 Euro überzogen haben, wobei ihm die Filialleiterin geholfen habe. Sie werde von den Ermittlern als mutmaßliche Mittäterin geführt, so die Sprecherin. Insgesamt soll er diese Bank um 137.000 Euro betrogen haben.

Eine zweite österreichische Bank soll L., so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, um 44.000 Euro gebracht haben, auch dort habe er seine Konten überzogen. "Er ist für uns nicht greifbar", sagt die Sprecherin, "wir wissen nicht, wo er sich aufhält."

L. äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Schriftlichen Fragen der SZ ließen er und sein Anwalt unbeantwortet. Am Donnerstag meldete sich bei der SZ aber von sich aus die ebenfalls beschuldigte Bankmitarbeiterin, die L. nach eigenen Angaben als Kunden betreute und mit ihm befreundet ist. Sie betonte, dass die Vorwürfe und die genannten Beträge falsch seien: "Es ist weder ein Betrug noch sonst etwas."

Vorwurf des Betrugs und der Urkundenfälschung

Im Großraum München haben zwei ehemalige Geschäftspartner von L. nach SZ-Informationen Strafanzeige gestellt. Damit wird sich die bayerische Justiz wohl erneut mit dem dubiosen Geschäftsmann befassen müssen, der nach eigenen Angaben Eigentümer der Immobilien-Projektentwicklungsfirma Depro Group ist und gegenüber seinen Partnern immer wieder von wohlhabenden Geldgebern im Hintergrund sprach.

Nach SZ-Informationen ermittelte bereits vor rund zehn Jahren die Staatsanwaltschaft in Aschaffenburg gegen L., damals soll es um den Vorwurf des Betrugs und der Urkundenfälschung gegangen sein. Was aus dem Verfahren wurde, ist unklar. Die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg äußert sich mit Verweis auf den Datenschutz nicht.Doch angesichts des damaligen Verfahrens stellt sich die Frage: Was unternahm die Justiz seither, um zu verhindern, dass L. womöglich Geschäftspartner schädigt? Auch das Bayerische Justizministerium kann die Frage nicht beantworten.

Nach den bisherigen Erkenntnissen versuchte L. seit Herbst 2009 in München Geschäfte abzuschließen. Der Kauf der ehemaligen Likörfabrik auf der Praterinsel scheiterte, weil er nicht zahlte. Darüber hinaus stellte er sich nach SZ-Informationen als Kaufinteressent für das neue Einkaufszentrum in Pasing vor und wollte von der Schörghuber-Gruppe das Schlosshotel Pichlarn in Österreich kaufen. Der Spielvereinigung Unterhaching versicherte der "Investor" L. noch vergangene Woche, das zugesagt Geld zu überweisen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: