Interview mit Gerhard Polt:Germanikus ist grantig

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"Germanikus", eine Gladiatoren-Komödie, ist der neue Film von Gerhard Polt. Der Verleiher hat den Kinostart jetzt auf "unbestimmte Zeit" verschoben. Gerhard Polt ist sauer.

Martin Zips

Im Kino und im Internet wird für die bereits vor zwei Jahren in Rom gedrehte Gladiatoren-Komödie (mit Anke Engelke, Moritz Bleibtreu, Gisela Schneeberger, Rufus Beck, Regie: Hanns Christian Müller) bereits intensiv geworben.

Gerhard Polt weiß über den Kinostart seines Films genauso wenig, wie die Menschen, die ihn danach fragen. (Foto: AP)

Premiere für den vierten Polt-Film nach "Kehraus", "Man spricht deutsh" und "Herr Ober" sollte eigentlich schon im vergangenen Sommer sein. Doch der Start wurde immer wieder verschoben. Jetzt erklärte der Verleiher, die Constantin Film in München, dass sich auch der bisher beworbene Starttermin 7. August nicht halten lasse. Die Uraufführung werde "auf unbestimmte Zeit" vertagt. Gerhard Polt, Kabarettist, Buchautor, Schauspieler und Regisseur ist darüber verärgert.

SZ: Herr Polt, wo bleibt denn Ihr neuer Film? Polt: Noch nicht einmal der Produzent weiß, was los ist. Es muss irgend etwas mit der Technik und der Mischung zu tun haben. Nichts mit der Bonität des Films. Aber die Kinotrailer sind schon draußen. Der Eichinger (Bernd Eichinger, Gründer der Neuen Constantin Film, die Red.) müsste es eigentlich wissen. Aber der ist in Amerika. Ich vermute, dass der Film im ganzen August nicht mehr gezeigt werden kann. Und einen neuen Termin kenne ich nicht.

SZ: Sind Sie jetzt sehr grantig? Polt: Ich bin grantig! Nicht nur, weil wir gerade einen Wasserrohrbruch im Haus haben, sondern auch, weil mich die Leute ständig fragen, wann denn der Film endlich kommt. Ich weiß es nicht. Aber das glaubt mir kein Mensch. Die Leute sagen: "Das ist doch Ihr Film!" Ich antworte: "Er gehört mir doch nicht. Bezahlt haben ihn andere." Natürlich wäre es nett gewesen, wenn man mich mal informiert hätte. Doch niemand hat mich angerufen und gesagt, was los ist. Ich weiß genau so wenig wie Sie.

SZ: Das ist nicht viel. Polt: Ich bin ohnehin schon etwas genervt. In der letzten Woche haben mich alle nur angerufen, damit ich ihnen was zu diesen italienischen Entschuldigungen sagen soll: Wegen meines Filmes "Man spricht deutsh". Ich bin schon gar nicht mehr ans Telefon gegangen, weil ich dachte: Das ist jetzt der Beckmann, das die Christiansen. Diese Talkerei liegt mir nicht, ich kann es nicht und will es nicht. Ständig neue Anfragen. Mein ganzes Umfeld wurde alarmiert. Nur wegen Berlusconi und diesem anderen da. Diese Hysterie, die da entsteht - für mich ist das eine ganz klare Sommerlochgeschichte. Der Naumann (Michael Naumann, ehemaliger Kulturstaatsminister, heute Mit-Herausgeber der "Zeit") hat einen Leitartikel über das italienisch-deutsche Verhältnis geschrieben. Seit Germanikus bis heute. Diese Ernsthaftigkeit, mit der man sich mit diesem Thema auseinander setzt. Das fand ich sehr merkwürdig. Und alle schrieben, man dürfe das, was aus Italien kommt, nicht so ernst nehmen. Aber das zumindest haben sie sehr ernst geschrieben. Wie das Wort "Spaß beiseite". Manche Leute sagen das so, dass man sofort weiß: Der Spaß wird jetzt sicher nicht beiseite geschoben.

SZ: Der Filmstart von Germanikus hätte gut in diese Zeit italienisch-deutscher Diskussionen gepasst. Polt: Wegen Germanikus stehe ich ja unter Vertrag. Da müsste ich vielleicht doch mal ein Interview geben. Aber so lange ich den Film nicht gesehen habe und ich auch nicht weiß, wann er kommt, so lange habe ich keine Lust, ein Interview zu geben. In über tausend Kinos läuft bereits der Trailer. Und der kommt gut an. Ständig werde ich angesprochen.

SZ: Sie haben den Film nie gesehen? Polt: Nein. Ich habe zusammen mit Gisela Schneeberger und ein paar Leuten mal was nachsynchronisiert. Aber das ist schon lange her. Erst heute Vormittag haben mich Menschen wieder gefragt, wann denn mein Film kommt. Da war meine Frau am Telefon und sagte, man solle sich doch bitte an Constantin-Film wenden. Aber der Bernd Eichinger ist ja nicht da. Der dreht mit Bruno Ganz gerade einen Hitler-Film, glaube ich, und hat es auch nicht einfach. Aber in dem Gewerbe hat man es ja nie ganz einfach. Vielleicht gibt es bei Germanikus Geldprobleme. Das wäre auch nicht ungewöhnlich.

SZ: Also: Wer Polt sehen will, der muss ins Theater? Polt: Wir sind mit Dieter Dorn, dem Intendanten des Bayerischen Staatsschauspiels, im Gespräch. Aber ich muss mit dem Jörg Hube und der Gisela Schneeberger erst noch etwas schreiben. Vor Winter nächsten Jahres wird das sicher nicht fertig.

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