Internetkriminalität:Polizei München warnt vor falschen Microsoft-Mitarbeitern

Computer Laptop Tastatur

Mit falschen Hilfsangeboten versuchen sich Anrufer Zugang zum Computer ihrer Opfer zu verschaffen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Mit falschen Hilfsangeboten versuchen sich Anrufer Zugang zum Computer ihrer Opfer zu verschaffen.
  • Der Anrufer behauptet, die Lizenz zur Nutzung des Betriebssystems sei abgelaufen, installieren dann aber Schadprogramme.
  • Selbst Experten sind unter den Opfern, warnt die Polizei.

Von Martin Bernstein

Es beginnt mit einem scheinbar harmlosen Anruf. Ein angeblicher Mitarbeiter einer Computerfirma ist am Apparat, meist sagt er, er sei von Microsoft, manchmal auch von Dell oder Apple. Der Anrufer bietet seine Hilfe wegen einer Virenattacke an. Und am Ende sind dann, wie es einem Rentner aus Bogenhausen jüngst passierte, Tausende Euro auf Nimmerwiedersehen weg.

Denn der Anrufer war ein Betrüger. Cem Karakaya, Sachbearbeiter im Polizeipräsidium für Internetkriminalität, kennt viele derartige Fälle. 207 Anzeigen wegen Betrugs und Datenveränderung wurden 2016 erstattet. Seit Jahresbeginn waren es bereits 20. Allein am Montag wurden sieben Anrufe falscher Microsoft-Mitarbeiter aus München gemeldet.

Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein. Als die Münchner Polizei vor drei Monaten ihre indischen Kollegen um Amtshilfe bat, konnten diese ein illegales Callcenter ausheben und 400 Rechner sicherstellen. Karakaya: "An jedem dieser Rechner sitzt ein Anrufer - und wenn er rund 30 Telefonate am Tag führt . . ."

Ein solcher Anruf erreichte kurz vor Silvester einen 71-Jährigen aus Bogenhausen. Ein angeblicher Microsoft-Mitarbeiter war in der Leitung und behauptete, es gebe durch Viren massive Probleme mit dem Rechner des Rentners. Der 71-Jährige ließ sich überreden, dem Anrufer per Fernwartung Zugriff auf den PC zu geben.

"Glauben Sie nicht", warnt Karakaya, "dass Ihnen das nicht passieren könnte". Der IT-Experte der Polizei kennt Fälle, bei denen sogar Computerfachleute den Betrügern auf den Leim gingen. Im Bogenhausener Fall manipulierte der Anrufer den PC des Rentners und simulierte eine Virenattacke. In der Regel wird dabei ein Trojaner auf dem PC installiert, der künftige Aktivitäten ausspioniert.

Doch die Masche der Betrüger war damit noch nicht am Ende. Denn nun behauptete der angebliche Microsoft-Mann, die Lizenz des Rentners zur Nutzung des Betriebssystems sei abgelaufen. Der Anrufer überredete den Rentner zum Kauf einer angebliche lebenslang gültigen neuen Lizenz zum Preis von 249 Euro. Der Rentner stimmte zu und füllte unter Anleitung des Anrufers ein Online-Formular von Western Union aus, in das er auch die eigenen Online-Banking-Daten eingab. Damit kannten die Betrüger nun die Zugangsdaten des 71-Jährigen für dessen Bankgeschäfte.

Doch der Betrug ging noch weiter. Denn jetzt hieß es, die Überweisung habe nicht funktioniert, der Rentner müsse sie wiederholen. Zu viel gezahltes Geld, versprach der Anrufer, werde selbstverständlich zurückerstattet. Als Beleg schickte er sogar per Mail die Kopie eines bereits ausgefüllten Schecks der Bank of America. Insgesamt acht Mal wiederholte sich das betrügerische Spiel mit verschiedenen Summen. Am Ende hatte der Rentner gut 9000 Euro ins Ausland überwiesen.

Die Häufung derartiger Fälle rund um den Jahreswechsel kommt nicht von ungefähr. Die angeblichen Microsoft-Mitarbeiter behaupten, dass gerade Lizenzen abgelaufen seien. Die Anrufe können nicht zurückverfolgt werden, die angezeigten Nummern im Display sind falsch. Der Rat der Cyber-Crime-Experten: Bei derartigen Anrufen sofort auflegen. Die Firma Microsoft bietet einen derartigen Service nicht unaufgefordert an.

Wer Fragen hat oder glaubt, das Opfer von Internetbetrügern geworden zu sein, kann das Beratungstelefon im Polizeipräsidium München unter 089/2910-3434 anrufen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: