Insolvenz:Die Tanzdiebe sind pleite

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Die Zeit der Massenpartys ist offenbar endgültig vorbei.

Von Jochen Temsch

Die Tanzdiebe GmbH, einer der größten Partyveranstalter der Stadt, ist pleite. Der Geschäftsführer des Unternehmens, Götz Scheffel, hat bereits vor zwei Wochen Insolvenz angemeldet, wie erst jetzt bekannt wurde. Damit ist unter anderem die von den Tanzdieben organisierte Großveranstaltung "Munichs Biggest Party Zone" endgültig Partygeschichte. Die von Scheffel mitbetriebenen Clubs Keller EG, Titty Twister und Pogue's Home auf dem Optimolgelände an der Friedenstraße bleiben von der Pleite unberührt und werden fortgeführt.

Mit der Insolvenz der Tanzdiebe hat die anhaltende Krise im Amüsierbetrieb ein prominentes Opfer gefordert. Götz Scheffel gilt als einer der Pioniere der Münchner Ausgeh-Szene. Mit zahlreichen, einst innovativen Konzepten prägte sein vor 13 Jahren gegründetes Unternehmen die Münchner Nacht, schließlich vor allem auch mit Massen-Ereignissen wie dem "Union Move" Mitte der neunziger Jahre. Auf dem Höhepunkt der "Biggest Party Zone" - Motto: alle Clubs, ein Preis - amüsierten sich bis zu 15.000 Gäste in rund 30 verschiedenen Lokalen im Kunstpark Ost. Mit dessen Ende und Aufsplittung in die konkurrierenden Club-Konglomerate Kultfabrik und Optimolgelände ging es mit der Groß-Feier bergab. Im April dieses Jahres siedelte die "Party Zone" auf das Alabamagelände an der Domagkstraße um. Dort zog die Party am Ende gerade noch 1000 Besucher an. "Ich wusste nicht mehr, wie es weitergehen soll", sagt Götz Scheffel.

Kenner der Szene sehen im Ende der Tanzdiebe auch ein Signal für das schon seit längerem spürbar veränderte Ausgehverhalten: Es wird weniger weggegangen und weniger Geld ausgegeben. Statt Massenveranstaltungen ist "Microclubbing" gefragt - das Feiern in kleinen, gemütlichen Clubs ohne Schickimicki-Gehabe. Allein in der Innenstadt haben soeben mehrere solcher Clubs eröffnet. Dazu kommen einige Event-Agenturen, die Feiern an mehr oder weniger ungewöhnlichen Orten organisieren. Selbst im Rathaus gibt es inzwischen Clubbing - zu Anfangszeiten der Tanzdiebe galt noch eine Tanzveranstaltung im Freibad als originell. Was früher Innovation war, ist heute völlig gewöhnlich. Das Ausgeh-Angebot ist groß wie nie. Götz Scheffel spricht von einem "Überangebot ohne neue Einfälle". Ich habe keine Lust mehr", sagt er. Er wolle sich jetzt seiner Familie widmen und auswandern. Es gebe allerdings Überlegungen, nächsten Sommer eine gemeinsame "Party Zone" auf den Geländen der Kultfabrik und der Optimolwerke zu veranstalten. In der Krise, so scheint es, müssen selbst Konkurrenten enger zusammenrücken.

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