Müller-Brot:Brötchenbackanlage für Selbstabholer

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Wegen massiver Hygienemängel wurde die Neufahrner Backfabrik im Januar 2012 geschlossen. Danach wurde alles blitzblank geputzt. (Foto: Marco Einfeldt)

Knetmaschine, Ofen und Marmeladenwärmer: Die insolvente Großbäckerei Müller-Brot versteigert nach dem Hygiene-Skandal die Maschinen ihrer Neufahrner Backfabrik im Internet. Doch nicht nur für Bäcker sind die Objekte interessant - auch Verbraucher können echte Schnäppchen machen.

Von Katja Riedel

Was die Lebensmittelprüfer allein bei ihren Großeinsätzen am 8. Dezember 2010, am 3. August und am 20. Oktober 2011 in der Neufahrner Backfabrik von Müller-Brot an Unappetitlichem protokollierten, umfasste ganze 24 Seiten. Von korrodierten Gerätschaften war in den Berichten zu lesen, von verkrusteten Maschinen und Förderbändern, in der Gärkammer hatte sich Schimmel gebildet, in der Halle fanden die Kontrolleure außerdem eine tote Maus, Mäusekot, Schaben und Motten. All das führte dazu, dass das Landratsamt Freising Ende Januar 2012 die Backfabrik schließen ließ und wenig später das Unternehmen Insolvenz anmeldete.

Danach kamen ganze Hundertschaften von Spezial-Putztrupps und schrubbten die Halle und alles, was darin stand, blitzeblank. Am Ende zogen sie Plastikhauben über all die Knetmaschinen, die Öfen und Teigrollgeräte, die unter dem Hygieneschutz vergeblich darauf warteten, in Neufahrn wieder Semmel- oder Brezenteig walgen oder backen zu dürfen. Jetzt kommen all die Kartonaufrichter für Faltschachteln, die Gärkammern und Überzugmaschinen unter den Hammer, und zwar im Internet, im Gebrauchtmaschinen-Auktionshaus NetBid.

Hier kommt unter anderem das an den Mann, was von Insolvenzen übrig bleibt. Deren Verwalter müssen die Geräte verkaufen, um den Gläubigern der Pleiteunternehmen wenigstens Teile ihres Geldes zurückzubringen. Und so hat auch der Müller-Brot-Verwalter Hubert Ampferl das Unternehmen Angermann & Lüders beauftragt, den Inhalt der Fabrikhallen bis 12. September, 10 Uhr, meistbietend zu verkaufen.

Der Ofen bleibt aus

Denn in Neufahrn bleibt der Ofen aus. Die Müller-Höflinger GmbH, die einen Großteil der Müller-Brot-Filialen übernommen hatte, verabschiedete sich bereits im Frühjahr öffentlich von ihren früher gefassten Plänen, wieder in Neufahrn zu backen - dort wo Gründer Hans Müller einst im großen Stil produzieren ließ. Weil auch andere Bäcker jetzt nicht nur überaus wachsame Kontrolleursaugen, sondern auch ein schwieriges Image der Produktionsstätte fürchten mussten, konnte Insolvenzverwalter Ampferl keinen Investor aus der Backbranche finden. Jetzt geht es nicht mehr um den lukrativen Verkauf eines Gesamtpaketes, jetzt geht es um den Wert der einzelnen Teile.

"Produktionslinie 9/1 Laugenstangen" ist ein solcher, aktueller Preis: 5200 Euro, angepeilter Mindestpreis: 6800 Euro, Verkauf ab Standort an Selbstabholer. Die müssen auch den Abbau selbst bezahlen. "Brötchenbackanlage Linie 8" ist mit 18.500 Euro gestartet, gewünscht sind mindestens 24.500 Euro. Die Croissantlinie soll 25.000 Euro bringen. Aber noch wirkt der Kreis der Interessenten überschaubar. Für Trophäenjäger des Backskandals ist das freilich alles viel zu teuer.

Doch auch Verbraucher könnten sich bei Müller-Brot mit allerlei Nützlichem eindecken: Mit einem Spülbecken für 20, einem Schokoladenbad für 135 oder einem Marmeladenwärmer für 80 Euro zum Beispiel, die Angebotsliste umfasst mehr als zehn Seiten voller spezialisierter Maschinen. Erschwinglich auch zwei Angebote, denen ein besonderer Charme anhaftet: Hygieneschleuse Kohlhoff (150 Euro) und ein Hochdruckreiniger der Marke Kärcher - mit 100 Euro ein echtes Schnäppchen.

© SZ vom 03.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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