Insekten-Ausstellung:Die Exkommunikation der Maikäfer

"Auf sechs Beinen zum Welterfolg" - Hellabrunn zeigt eine große Schau aus der Welt der Insekten. Ein Rundgang in Bildern.

Astrid Becker

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Insektenausstellung München

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Es soll Menschen geben, die bei allem, was kriecht und fliegt, Entsetzensschreie ausstoßen. Wieder andere verfallen seit jeher beim Anblick von Insekten in blankes Entzücken. Die meisten aber wissen viel zu wenig über die artenreichste Tierklasse der Welt. Eine neue Ausstellung im Tierpark Hellabrunn widmet sich daher nun dem Verhältnis zwischen Mensch und Insekt.

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"Auf sechs Beinen zum Welterfolg" lautet der Titel der Schau, die von der gemeinnützigen Gesellschaft für Biosphärenschutz und -forschung "Eutropia" ersonnen wurde.

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Dass sie nun im Niederaffenhaus Hellabrunns zu sehen ist und sogar vom Chef aller bayerischen Naturkundemuseen und der zoologischen Staatssammlung, Gerhard Haszprunar, eröffnet wurde, erfülle ihn mit Stolz, sagt Zoodirektor Henning Wiesner: "Wir leben im Zeitalter der Insekten, die meisten Lebewesen auf der Welt sind Insekten, 90 Prozent aller Tiere in Bayern sind Insekten - diese vielseitigste aller Tierklassen wollten wir einmal in den Blickpunkt stellen. Und dass die Wissenschaft hier mit uns kooperiert - das ist ganz großartig."

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Großartig und ungewöhnlich, so präsentiert sich die Schau denn auch. Zu sehen und zu erfahren sind darin nicht nur die Artenvielfalt dieser Tiere, sondern auch Unbekanntes oder längst Vergessenes aus der Geschichte der Menschheit. Wer hätte gedacht, dass im Mittelalter auch Tieren der Prozess gemacht wurde. So litten die Bauern, die Müller und die Erntearbeiter im 15. Jahrhundert in der Zentralschweiz offenbar derart unter einer Maikäferplage, dass sie den Bischof von Lausanne um Hilfe baten. Der zögerte nicht lange, die Maikäfer vor Gericht zu laden - jene erschienen zwar selbst nicht, wurden aber dennoch mit lebenslanger Verbannung und Kirchenausschluss bestraft.

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Doch Insekten waren und sind nicht nur eine Plage für die Menschheit: Auf alten Abbildungen an Mumiensärgen bekämpften die alten Ägypter Insekten mit Speeren, sahen jedoch im berühmten "Pillendreher"-Mistkäfer "Skarabäus" ihren Schöpfergott Khepri. Die Mayas setzten Maden zur Wundheilung ein, Frauen schmückten sich in die edelste Seide der Welt, die von den Atlasspinnern gewonnen wurde, Männer sammelten Schellackplatten, die es ohne die Schellack-Schildlaus nicht geben würde - ebenso wenig wie den Überzug mancher Schokoladenplätzchen. Über Wissenswertes, aber auch Faszinierendes geht es also in dieser Ausstellung, deren rund 1000 Exponate jedoch vor allem durch ihre Schönheit und durch Farben- und Formenvielfalt erstaunen. Da gibt es Wanzen mit goldenen Flügeln und violett-türkisglänzenden Körpern oder Laternenträger, die ihren Namen wegen einer sonderbar ausgeprägten Stirn tragen, der früher - irrtümlich - die Eigenschaft zugeschrieben wurde, tatsächlich zu leuchten.

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Ganz nebenbei beschäftigt sich ein Teil der Schau auch mit den Zecken. Jene gehören zwar nicht zu den Insekten, sondern zu den Spinnenartigen - trotzdem erfahren die Besucher dort alles, was es über diese für den Menschen gefährlich werdenden Tiere zu wissen gilt: zum Beispiel, dass Zecken nicht beißen, sondern stechen - und was in diesem Fall zu beachten ist. Auch Tipps, wie Zecken am besten zu entfernen sind, werden in der Ausstellung gegeben und können zudem noch im Zoo erfragt werden (Telefon: 089/62508-0).

Das Sonderthema Zecken wird im Tier-, Natur-und Artenschutzzentrum des Zoos noch zwei Monate behandelt. Die Insektenschau ist hingegen bis zum 1. August dieses Jahres im Niederaffenhaus zu sehen.

SZ vom 20.2.2009/pfau Foto: Haas

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