Innenstadt:Verkehrsclub fordert Netz aus Fußgängerzonen für München

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Wer zu Fuß unterwegs ist, hat zu wenig Platz, findet der Verkehrsclub Deutschland. Der Vorschlag soll auch die U-Bahn entlasten.

Von Marco Völklein

Wie geht es weiter mit der Förderung des Fußgängerverkehrs? Nach den Protesten von Anwohnern hat der Stadtrat die Umwandlung des südlichen Teils der Sendlinger Straße in eine Fußgängerzone zunächst einmal zurückgestellt. Auch die Ausdehnung der bestehenden Fußgängerzone auf den gesamten Marienplatz bis zum Alten Rathaus stößt zumindest bei einigen im Rathaus auf Ablehnung.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) geht nun einen Schritt weiter: Er fordert nicht nur, den Fußgängerzonenplan in der Sendlinger Straße sofort umzusetzen; vielmehr regt der ökologisch orientierte Verband an, ganze "Fußgängermagistralen" zu schaffen - also Fußgängerzonen über die Grenzen der Altstadt hinaus bis in die umliegenden Viertel.

"Der Wunsch, in der City zu Fuß unterwegs zu sein, ist groß", meint der VCD erkannt zu haben. Derzeit allerdings seien die Flächen, die den Fußgängern zur Verfügung stehen, zu klein. "Machen wir sie größer!", fordert deshalb Wolfram Liebscher, der Kreisvorsitzende des VCD in München. Zwischen den innenstadtnahen U-, S- und Trambahnstationen sollten "Fußgängerstraßen" geschaffen werden, die sich am Marienplatz treffen. So könnte nicht nur ein ganzes Netz solcher Magistralen entstehen, sagt Liebscher. "Ein Nebeneffekt wäre, dass die zentralen U- und S-Bahn-Stationen in der Innenstadt entlastet werden." Dann müsste man nicht mehr unbedingt mit Bussen und Bahnen zum Hauptbahnhof, Stachus oder Marienplatz fahren, um den Fußgängerbereich zu erreichen.

"Ungestört gelange ich zu Fuß in kurzer Zeit mitten in die Altstadt"

Liebscher macht ein Beispiel: Wer mit der U 2 von Südosten kommend in Richtung Innenstadt fährt, der könnte künftig schon am U-Bahnhof Fraunhoferstraße aussteigen und dann auf der neuen Fußgängerstraße über den Gärtnerplatz und durch die Reichenbachstraße bis zum Viktualienmarkt spazieren. "Ungestört gelange ich zu Fuß in kurzer Zeit mitten in die Altstadt", sagt Liebscher.

Die bisherigen Straßen müssten, so der VCD-Plan, komplett neu gestaltet werden: Die Kfz-Parkplätze müssten verschwinden, so würde Platz geschaffen für Bäume und Grünflächen, für Straßencafés und "Verweilzonen", wie Liebscher es nennt. Das Radfahren sollte nach Ansicht des Klubs in den meisten Fußgängerstraßen ermöglicht werden, die Radler müssten sich allerdings an ein "rücksichtsvolles Schritttempo" halten, fordert Liebscher.

Der VCD würde seinen Plan gerne "stufenweise umsetzen", wie Liebscher sagt. In einem ersten Schritt wären aus seiner Sicht die "wichtigsten Ergänzungen" zur bestehenden Altstadt-Fußgängerzone dran, also die geplante Ausdehnung über die gesamte Sendlinger Straße, sowie die Umgestaltung der Achse Reichenbachbrücke-Gärtnerplatz-Viktualienmarkt. Auch das Tal würde der VCD gerne zu einem Boulevard machen. In einem zweiten Schritt könne man die Sonnenstraße entlang der Tramgleise teilen: Die östliche Hälfte solle eine Allee mit viel Platz für Fußgänger und einem breiten Fahrradweg werden; auf der westlichen Seite könnten weiter Autos fahren. Zudem möchte Liebscher die Müllerstraße bis zur Kreuzung mit der Fraunhoferstraße verkehrsberuhigen. Seine Vision: "Nur noch Tram, Fußgänger und Radfahrer teilen sich dann die Straße."

"Der Versuch, die Auto-freie Altstadt durch die Hintertür einzuführen"

Bei Autofahrern allerdings kommen solche Ideen nicht gut an. Der Vorschlag sei "nur der Versuch, die Auto-freie Altstadt durch die Hintertür einzuführen", sagt Michael Haberland, Präsident des nach eigenen Angaben 5500 Mitglieder starken Automobilklubs "Mobil in Deutschland". Im Tal habe die Stadt erst "eine schöne Lösung gefunden, mit der alle leben können - Fußgänger, Radler, Autofahrer und Busse". Diese Lösung aufzugeben und das Tal zum Boulevard umzugestalten, das könne man keinem vermitteln. "Das Auto wird auch in Zukunft für Personen- wie Güterverkehr wichtig bleiben", sagt Haberland.

Deshalb sei es falsch, die östliche Hälfte der Sonnenstraße in einen Fußgängerboulevard umzuwidmen. "Wird die Sonnenstraße abgehängt, kollabiert der Altstadtring", sagt Haberland. Die einzige Lösung wäre aus seiner Sicht, den Kfz-Verkehr in einen Tunnel zu bringen, dann gäbe es an der Oberfläche mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer. "Aber das dürfte schwierig werden", sagt Haberland. Der ADAC Südbayern wollte sich auf Anfrage zu den VCD-Vorschlägen nicht äußern. Im Rathaus dürfte sich keine Mehrheit für den VCD-Plan finden. Die Grünen hatten vor Längerem schon die Umgestaltung der Sonnenstraße vorgeschlagen. Die meisten anderen Parteien hatten dies rasch abgelehnt.

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