Innenstadt:Kulturerbe und Sanierungsfall

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Der Viktualienmarkt ist an vielen Stellen sanierungsbedürftig. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Umbau des Viktualienmarkts wird schwierig - die Stadt will erst einmal abwarten

Von Thomas Anlauf, München

Sigi Sommer hat ihn immer wieder beschrieben, er wurde von Ida Schuhmacher besungen, von Künstlern gemalt, er ist Kulisse für Fernsehserien und Spielfilme, selbst eine Briefmarke ziert das Motiv des Viktualienmarkts. Die Berühmtheit von "Münchens guter Stube", wie der Markt oft liebevoll genannt wird, macht es nicht gerade einfach, eine Generalsanierung der Stände und Buden ohne einen Aufschrei aus der Bevölkerung in Angriff zu nehmen. Doch dass etwas getan werden muss, ist unter Experten unstrittig. Ein Gutachten bescheinigte den Markthallen München, dass der Viktualienmarkt dringend saniert werden muss. Es geht um Brandschutzauflagen, aber auch um die Statik. Die Keller unter der Marktfläche müssen ausgebessert und die Decken teilweise verstärkt werden. Auch die Standl selbst sind längst in die Jahre gekommen.

Nach Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg war der Platz mit seinen Ständen so schwer beschädigt worden, dass nach dem Krieg zunächst überlegt wurde, den im Jahr 1807 gegründeten Viktualienmarkt ganz plattzumachen und dort Wohnraum zu schaffen. Die Stadtverwaltung baute die Stände jedoch wieder auf. Der Markt ist also eigentlich ein Nachkriegsensemble, auch wenn die Standl anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1972 generalsaniert wurden. Längst zählt die mehr als zwei Hektar große Fläche als eine der größten Touristenattraktionen Münchens, seit Dezember vergangenen Jahres steht der Viktualienmarkt sogar auf der bayerischen Unesco-Landesliste als immaterielles Kulturerbe.

Der Umbau des Marktes soll deshalb ganz behutsam angegangen werden. Zunächst stehen die drei anderen ständigen Märkte - der Pasinger Viktualienmarkt, der Elisabethmarkt und der Markt am Wiener Platz - auf der Liste des städtischen Kommunalreferats. "Der Viktualienmarkt ist allein durch seine Größe und die zentrale Lage sehr komplex", sagt Referatssprecher Bernd Plank. Deshalb werde zunächst mit der Sanierung der kleineren Märkte begonnen. "Den Viktualienmarkt stellen wir hintan", so Plank. Trotzdem hat es bereits einige Umbau- und Sanierungsarbeiten auf dem Platz gegeben. So standen zuletzt immer wieder mal Stände leer, in denen dann das Nötigste repariert wurde. Dort brachten die Markthallen München dann temporär Händler unter.

Dem Stadtrat will das Kommunalreferat voraussichtlich im kommenden Februar ein Konzept für die drei kleineren Märkte vorlegen, die Sanierung des Viktualienmarkts soll erst danach beginnen. An dem zeitlichen Ablauf hatte in der Vergangenheit vor allem die CSU im Stadtrat Anstoß genommen und gefordert, die Märkte gleichzeitig zu erneuern. Doch die Verwaltung ist vorsichtig. Sie will von der Sanierung der anderen Märkte für den Viktualienmarkt lernen.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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