München:Auf leisen Rädern

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Eine Woche lang ist wieder ein Elektrobus zu Testzwecken in der Stadt unterwegs

Von Marco Völklein, Innenstadt

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) testet seit Donnerstag etwa eine Woche lang erneut einen Elektrobus. Diesmal handelt es sich um ein Fahrzeug des Herstellers Sileo aus Salzgitter, der auf der Linie 100 unterwegs ist. Der zweiachsige Bus mit zwölf Metern Länge fährt rein elektrisch. Um den Strom zu speichern, nutzt der Bus Lithium-Eisenphosphat-Akkumulatoren, mit der er laut Hersteller bis zu 200 Kilometer weit kommen soll. Ob diese Angaben in der Praxis erreicht werden, das wollen die MVG-Techniker unter anderem in dem einwöchigen Test ausprobieren.

Seit 2008 haben die MVG-Ingenieure schon mehrere Busse mit reinen Elektromotoren wie auch mit Hybridantrieben getestet. Darunter befanden sich unter anderem Fahrzeuge von Volvo, Mercedes, dem polnischen Hersteller Solaris sowie des chinesischen Anbieters BYD. Bislang allerdings konnten sich MVG-Chef Herbert König sowie der Leiter der Bussparte, Otto Schultze, noch nicht dazu durchringen, einen oder gar mehrere Busse mit reinem Elektroantrieb anzuschaffen. Denn nach wie vor, so sagen die MVG-Leute, schafften die E-Busse entweder nicht die von den Herstellern angegebenen Reichweiten. Oder aber die Kraftstoffersparnis falle weitaus geringer aus als von den Herstellern in Aussicht gestellt. Weil aber die E-Busse in der Anschaffung noch immer deutlich teurer sind als herkömmliche Dieselbusse, sind solche Ersparnisse beim Sprit Voraussetzung dafür, dass sich der Kauf der E-Busse überhaupt rechnet. Teile des Stadtrats hatten den MVG-Planern dennoch vorgeworfen, bei dem ganzen Thema zu zaghaft vorzugehen. Andere Verkehrsbetriebe, unter anderem die in Berlin, seien da schon sehr viel weiter.

Die Betreiber wurden bei ihren E-Bus-Projekten allerdings zum Teil auch finanziell unterstützt. Die Stadt will daher einen ähnlichen Weg nun auch bei der MVG gehen: Am kommenden Mittwoch wird sich der Stadtrat mit einem Grundsatzprogramm zur Förderung der E-Mobilität befassen. Darin ist auch ein Förderbetrag von 1,35 Millionen Euro für MVG vorgesehen. Damit soll der Verkehrsbetrieb zwei Busse mit reinem Elektroantrieb bestellen und dann drei Jahre lang ausgiebig testen. Mit dem Geld soll die MVG zudem die für die Busse benötigten Ladestationen anschaffen sowie die Werkstätten so umrüsten, dass die E-Busse dort gewartet und repariert werden können. Denn unter anderem müssen die Reparaturstände so umgebaut werden, dass die Techniker die E-Technik auf dem Dach der Busse erreichen können.

Bei welchem Hersteller die MVG die beiden Testbusse mit Elektroantrieb ordern wird, ist derzeit noch offen. Erst wenn der Stadtrat am Mittwoch grünes Licht gibt, wird die MVG eine entsprechende Ausschreibung starten können. Kein Wunder also, dass diverse Hersteller wie Sileo oder eben auch BYD aus China sich schon einmal warmlaufen - und jetzt schon mal einzelne Fahrzeuge kurzzeitig zu Testzwecken zur Verfügung stellen. Sie hoffen, auf lange Sicht damit einen interessanten Markt in Mitteleuropa erobern zu können.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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