Innenansicht:Schweigen ist Gold

Kommunikation nach Außen ist bei der CSU durchgestylt. Doch im internen Dialog hapert es offensichtlich

Von Wolfgang Wittl

Was die Kommunikation angeht, stellt die CSU nicht nur jede Partei in Bayern, sondern mindestens in Europa in den Schatten: Noch ehe ein Redner seine Worte zu Ende gesprochen hat, laufen sie bereits über Twitter und Facebook. Parteitage sind durchgestylt, als gäbe es dafür einen Fernsehpreis zu gewinnen. CSU-Strategen bereisen alle Welt, um sich Tricks abzuschauen, wie sich die Botschaften noch effizienter an die Wähler bringen lassen. Und wenn das noch nicht reicht, fährt Parteichef Horst Seehofer durch sämtliche Winkel Bayerns, um das Volk mit sogenannten Basisdialogen zu beehren.

Nur mit der internen Kommunikation hapert es offensichtlich etwas. Die Streiterei über den Flughafenausbau liefert da sehr schönes Anschauungsmaterial, besonders gut zu beobachten am Montag vor dem Parteivorstand.

Eine halbe Stunde nimmt sich CSU-Chef Horst Seehofer Zeit, um haarklein zu erläutern, wer jetzt aller mit wem reden müsse. Die Politik mit dem Bürger, die Staatsregierung mit der Stadt, die Ausbaubefürworter mit den Ausbaugegnern, der Ministerpräsident sowieso mit allen - und wenn gewünscht, werde er die Gespräche gerne noch einmal wiederholen. Nur mit seiner eigenen Landtagsfraktion, da habe es leider noch nicht geklappt, obwohl er doch seit Monaten darauf warte, klagt Seehofer.

Klappe die nächste, Abgang Seehofer, es folgt Erwin Huber, sein Erzrivale. Jetzt gehe es vor allem darum, sagt der frühere CSU-Chef, dass alle miteinander redeten: Hubers Redebeitrag richtet sich etwa an die Staatsregierung, die mit der Stadt bereden könnte, welche Projekte sich im Gegenzug für den Flughafenausbau vertraglich red . . ., pardon, regeln ließen. Er wünsche sich jeden Dialog, das sagt Huber ungefähr ein halbes Dutzend Mal. Nur mit dem eigenen Ministerpräsidenten, da habe es leider noch nicht geklappt, obwohl die Fraktion doch seit Monaten darauf warte, klagt Huber. Dann geht auch er in die Vorstandssitzung.

Huber sitzt hinten, Seehofer vorne, eines Blickes würdigen sie sich nicht. Geschweige denn eines Wortes.

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