Innenansicht:Hot Spot München

Die Stadt will ihren Internetauftritt entrümpeln, weil er einem Gemischtwarenladen ähnelt. Das könnte die Hundesteuer-Fan-Fraktion vor den Kopf stoßen

Von Dominik Hutter

Warum es sich lohnt, nach München zu reisen? Das Internet gibt Antwort: An diesem Dienstag tagt zum Beispiel der Rechnungsprüfungsausschuss des Stadtrats. Bei der Regierung von Oberbayern liegt aktuell die sechste Fortschreibung des Luftreinhalteplans aus. Und im Rathaus ist am Samstag eine Ausstellung über die Hundesteuer zu sehen. Klar, dass alle Flüge gen MUC ausgebucht sind. Wie auch alle Unterkünfte zwischen Alpen und Donau, in denen sich Hundesteuer-affine New Yorker, Shanghaier und Bangkoker gruppenweise eingemietet haben. Hot Spot Munich. The place to be.

Tourismuswerbung läuft eben übers Internet, findige Köpfe haben das vermutlich schon bei der ersten Vorstellung des Computers "Commodore 64" geahnt. Damals, im Januar 1982, gab es "muenchen.de" noch nicht - den Internetauftritt, der nun entrümpelt werden soll, weil er einem Gemischtwarenladen ähnelt, der schon zu Commodore-Zeiten als unerotisch galt. Bei Tante Emma, Pardon, "muenchen.de", gibt es einfach alles: Hotelzimmer, Behördenkram, Fotos vom Christopher-Street-Day, Zahnärzte und die Öffnungszeiten von Schloss Neuschwanstein.

Jetzt soll der Tourismusbereich auf eine eigene Seite umziehen. Was einerseits für mehr Übersicht sorgt, andererseits die weltweite Hundesteuer-Fan-Fraktion vor den Kopf stößt. Das Wirtschaftsreferat will einen eigenen Auftritt für München-Reisende entwerfen - mit eigener Internet-Adresse, eigenem Hotelbuchungsportal, eigenem Veranstaltungsprogramm und natürlich einer Liste von Sehenswürdigkeiten. Auf der dann vermutlich der Luftreinhalteplan nicht auftaucht. Ohne Aufbau einer neuen Plattform, so warnt die Behörde, riskiere München Marktanteile zu verlieren. So wie es einst Tante Emma erleben musste. Und irgendwann auch der Commodore.

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